Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirk und ich

Dirk und ich

Titel: Dirk und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
Vom Netzwerk:
der Schule neben mir saß.
    Natürlich erwartete ich auch Richard, aber der kam und kam nicht und ich war schon ganz genervt.
    Es gab prima Geschenke, Bücher und ein großes Puzzle und ein riesiges Modellbauschiff. Susanne hatte mir ein Bild gemalt, wie wir im Altersheim mit den Pinguinen vor dem Weihnachtsbaum stehen, das sah klasse aus.
    Ich holte Tobi aus seinem Käfig und jeder durfte ihn mal halten und streicheln.
    Stefan meinte, Meerschweinchen sind bestimmt die besten Schwimmer, das hört man ja schon am Namen, und Bernd sagte, stimmt, wir können ja die Badewanne mit Wasser füllen und Tobi in einer Salatschüssel durchschwimmen lassen, als Robinson Crusoe.
    Ich fand den Vorschlag nicht so gut, weil die Ideen von den Zwillingen meistens schiefgingen. Ihr Goldhamster hatte sich mal ein Bein gebrochen, weil sich sein Fallschirm nicht öffnete, als sie ihn vom Balkon warfen.
    Uli sagte, es wäre ihm egal, ob Tobi schwimmen könnte oder nicht, er wüsste lieber, ob man Meerschweinchen essen kann und wann es endlich Kuchen gäbe.
    Eigentlich wollte ich noch warten mit dem Kuchenessen, bis Richard kam, aber ich hatte Angst, dass Uli vor lauter Hunger womöglich wirklich in Tobi reinbiss. Er hatte mal ein Glas mit Kaulquappen ausgetrunken und ich dachte, wer Kaulquappen trinkt, frisst vielleicht auch kleine Meerschweinchen. Also fingen wir ohne Richard an.
    Wir spielten gerade Stopp-Essen, da kamen die Verwandten mit der Unterwäsche. Die Onkels stürmten gleich mit Papi ins Wohnzimmer an die Hausbar, aber die Tanten kamen alle in die Küche. Tante Marianne, die eine Schwester von Mami war und keine eigenen Kinder hatte, riss mich von meinem Stuhl runter und quetschte mich an ihren dicken Busen, obwohl ich den Mund voll hatte mit Buttercremetorte.
    Sie kreischte, nein, wie ist es gewachsen, unser Andreasleinchen, und fast hätte ich gekotzt, so fest drückte sie mich.
    Uli spuckte vor lauter Lachen ein Stück Marmorkuchen über den Tisch. Er schrie, nein, wie niedlich ist es doch, unser Andreasleinchen, und alle lachten sich halb tot, außer Christiane, der das vermatschte Stück Marmorkuchen an die linke Backe geflogen war.
    Aus Rache schoss sie mit ihrer Kuchengabel ein Stück Biskuitrolle auf Uli, doch das flog an ihm vorbei und landete auf Tante Gertrud, der anderen Schwester von Mami.
    Tante Gertrud war unglaublich klein und dick, wie ein Wasserball. Sie war mal wieder von oben bis unten mit Schmuck zugehängt und sah aus wie unser Weihnachtsbaum, der immer noch im Wohnzimmer stand, nur dass keine Kerzen an ihr dran waren. Sie trug ein Kleid, das war überall rosa, außer an der Stelle, wo die Biskuitrolle gelandet war, und deswegen war sie sauer und wollte anfangen zu motzen.
    Mami sagte, Gertrud, reg dich um Gottes willen nicht auf, denk an deine Galle.
    Tante Gertrud vergaß die Biskuitrolle und fing sofort an von ihrer doofen Galle zu erzählen, das ist so ein Organ, das macht irgendwas mit dem Fett im Körper, außer bei Tante Gertrud. Sie ging mit Mami ins Wohnzimmer, gefolgt von Tante Marianne und Tante Erika, der Frau von Onkel Alfred. Tante Erika war klasse. Sie war die Einzige, die mir keine Unterwäsche geschenkt hatte, sondern ein Buch, und zwar über Meerschweinchen.
    Nach dem Kuchenessen spielten wir Blindekuh und Topfschlagen.
    Draußen war es schon dunkel, aber Richard war immer noch nicht da. Ich ärgerte mich, weil ich dachte, er hätte meinen Geburtstag einfach vergessen. Als wir fertig waren mit Topfschlagen, hatte Uli ein knallrotes Ohr, wo Susanne ihm den Holzlöffel draufgekloppt hatte. Ich glaube, sie hat es mit Absicht getan, weil Uli beim Blindekuh-Spielen gesagt hatte, Susanne mit ihrer dicken Brille wäre bestimmt die blindeste Kuh von allen, der müssten wir gar kein Tuch um die Augen binden.
    Auf jeden Fall, Uli hielt sich gerade sein rotes Ohr und heulte und Susanne sagte, gar kein schlechter Treffer für eine blinde Kuh, als Papi ins Kinderzimmer kam und rief, so ihr Knirpse, rein in die Klamotten, wir gehen Schlitten fahren!
    Es hatten zwar alle ihre Schlitten mitgebracht, aber wirhatten nicht mehr daran gedacht und jetzt war es draußen dunkel. Ich dachte, Papi spinnt, der will uns alle im Dunkeln in den Schwarzenbach fahren lassen, damit wir ertrinken und er endlich seine Ruhe hat im Haus und sich mit der Verwandtschaft vollsaufen kann.
    Aber Papi meinte es ganz ernst. Also zogen wir alle

Weitere Kostenlose Bücher