Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Tritt diesen Kampf auf alle Fälle, das stand mal fest.
Der Gig im Selinas blieb mir in bleibender Erinnerung. Meine Eier schwollen auf Tennisballgröße an und wechselten nach und nach die Farbe: Sonntagmorgen waren sie zornesblau/tieflila, dann verblassten sie in den nächsten Tagen zu hübschen Pastelltönen und nahmen schließlich ein kränkliches Gelb an. Wochenlang litt ich heftig und ging wie jemand, der zu lange auf einem Pferd gehockt hat. Wie dreckig es mir ging, merkte ich auch daran, dass ich erst Mitte der folgenden Woche wieder an Frauen denken konnte.
Contraband gingen mit Peter Dawkins ins Studio, dem Hausproduzenten von CBS, der damals international mit Air Supply große Erfolge feierte und bei uns zu Hause durch seine Arbeit mit Dragon bekannt geworden war, einer Band, die in Europa und den USA als Hunter firmierte und neben zahlreichen Chart-Hits in Australien auch jede Menge Drogenprobleme hatte. Bei der Arbeit im Studio hätte ich an das denken sollen, was ich bei George und Harry gelernt hatte: Wir waren eine Gitarren-Rockband mit einem genialen Frontmann, laute, kräftige Gesellen, die aber auch eine anständige Ballade bringen konnten. Aber leider versuchten wir, zu radiotauglich zu klingen und nach dem großen Hit zu streben, und verloren darüber unsere Richtung. Wir hatten eine große Fan-Gemeinde, die wir vor allem durch zahllose Auftritte aufgebaut hatten, aber auf Platte klangen wir wie eine ganz andere Band.
Mit „Where Were You“, einem Titel von unserem Album Nothing To Hide , konnten wir tatsächlich einen ganz anständigen Hit verbuchen, der aber völlig anders war als alles, was wir gewöhnlich live boten. Es war ein bisschen so wie bei AC/DC, als ich damals einstieg und sie mit „Love Song“ auch einen Titel am Start hatten, der mit dem eigentlichen Sound der Band überhaupt nichts zu tun hatte. Nur hatten Contraband leider keine B-Seite wie „Baby Please Don’t Go“, die uns den Arsch hätte retten können. Ich weiß nicht mal mehr, was auf der B-Seite von „Where Were You“ drauf war, von daher war der Song wahrscheinlich kein besonders toller Kracher. Mit unserem Hit hatten wir es geschafft, unser Publikum zu teilen: Es gab die treuen Live-Fans, die uns als laute Pub-Rockband schätzten, aber das süßliche „Where Were You“ zum Kotzen fanden, und dann gab es die neuen „Fans“, die zu den Konzerten kamen, weil sie noch viel mehr freundliche, harmlose Songs wie unseren Hit erwarteten. Stattdessen stießen sie dabei auf wilde Horden von Besoffenen ohne Manieren. Es kam so weit, dass wir „Where Were You“ selbst nur noch ätzend fanden und aus dem Programm strichen, sehr zum Ärger unserer Plattenfirma und von Peter Dawkins.
Anfang 1978 war für Contraband ein längerer Aufenthalt in den USA geplant, um eine Platte aufzunehmen, live zu spielen und hoffentlich einen Haufen Geld zu verdienen. Kobe und ich setzten uns zusammen und redeten, und wir kamen zu dem Schluss: Wenn wir das Gefühl haben sollten, dass das, was es zwischen uns gab, bei meiner Rückkehr immer noch existierte, dann wollten wir heiraten. Alles schien perfekt. Doch dann wurde der US-Trip kurzfristig abgesagt. Kobe und ich hielten jedoch an unserem Plan fest und heirateten am 3. Juli 1979 auf der SS Vagabond im Hafen von Sydney. Graham Kennedy war natürlich mein Trauzeuge, und wie immer hatte er nur mein Bestes im Blick. Auf dem Weg zum Kai und, wie ich hoffte, zum großen Eheglück, sah er mich von der Seite an und sagte: „Hey, Alter, wir können immer noch ein Taxi zum Flughafen nehmen und uns verpissen.“
„Danke, Kumpel, aber ich bin glücklich“, antwortete ich.
Es wurde ein wilder Abend. John „Swanee“ Swan betreute die Bar, und Pat Pickett stand auf dem Oberdeck, zitierte Keats und warf die Möbel in den Hafen von Sydney.
Ende 1978 verbrachten Contraband fast zwei Monate auf Tournee mit Dragon/Hunter, die dabei dank der vielen Hits aus der Feder ihres Keyboarders Paul Hewson die Headliner waren. Die Tour führte die Ostküste entlang von Melbourne nach Far North Queensland, eine Strecke von 3.000 Kilometern. A long way to the top, sozusagen, aber wir hofften natürlich auch, dass er uns langfristig an die Spitze führen würde.
Im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit stand bei Dragon der charismatische Sänger Marc Hunter, ein großartiger Frontmann (und, ebenso wie sein Bruder Todd, der in der Band Bass spielte, ein wahrer Hüne). Marc entsprach der allgemeinen
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