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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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oder vielmehr, dass es für mich letztlich keine mehr gab.
    Ich ging auf mein Zimmer, das ich wie immer mit Phil teilte, um mich ein wenig abzuregen. Es hätte nicht viel gefehlt, und ich wäre wieder ausgeflippt. Michael kam, um nach mir zu sehen, und ich war noch so sauer, dass ich zitterte. Aber ich beschloss, am nächsten Morgen nach Brighton zu fahren und für ein paar Tage eine Freundin zu besuchen. In etwa einer Woche begann unsere Europa-Tournee, und dann wollte ich zur Band zurückkehren. Michael gab mir etwas Reisegeld und bat mich, nichts zu tun, was ich später bedauern würde. Dafür bewunderte ich ihn wirklich sehr; es war eines der wenigen Male während meiner Zeit bei der Band, dass ich wirklich das Gefühl hatte, dass sich jemand um mich kümmerte. Mein Verhalten an diesem Abend war ein Riesenfehler, aber Michael unterstützte mich. Trotzdem gingen wir wohl alle davon aus, dass die Zeiten für mich jetzt härter werden würden. Und so kam es auch.

    Coral hatte ein perfektes neues Hauptquartier für uns gefunden: Wir zogen von Bayswater in die Lonsdale Road 23 nach Barnes, einem Stadtteil südwestlich der Hammersmith Bridge. Diese Brücke wird auf beiden Ufern von Pubs eingefasst, dem Harlequin auf dem nördlichen und der Bridge Tavern auf dem südlichen Themse-Ufer, beide sehr günstig gelegen, um nach einem kleinen Abendspaziergang auf einen Schluck vorbeizuschauen.
    Meine Lieblingsgetränke waren natürlich das obligatorische Whisky-Cola und Carlsberg Lager, eines der wenigen Biere, die man damals in England gekühlt serviert bekam. Das Wörtchen „gekühlt“ ist in diesem Zusammenhang mit Vorsicht zu genießen – es bedeutete lediglich, dass die Flaschen auf einem leicht gekühlten Regal aufbewahrt wurden, so dass allenfalls die unteren Zentimeter Flüssigkeit einigermaßen trinkbar waren. Diese Regale glichen den gekühlten Tabletts, auf denen in den Pubs in Melbourne die Gläser standen. Und insgesamt war ein Bierglas in Melbourne noch immer um einiges kühler als ein „kaltes“ Bier in einem Londoner Pub.
    Unser neues Zuhause in Barnes war ein richtiger Palast, in dem jeder sein eigenes Zimmer hatte. Wer welches bekam, wurde ausgelost, und Phil gewann das größte Schlafzimmer, das sogar über ein eigenes Bad verfügte. Es lag im ersten Stock und ging nach vorn raus, und es war um einiges größer als die anderen. Wir beneideten Phil glühend.
    Bon hatte sich währenddessen bei Silver eingerichtet. Ich hatte das Gefühl, dass ihm daran gelegen war, sein eigenes Ding zu machen, ohne dass ihm jemand reinquatschte, schon gar nicht die Jungs aus der Band. Michael Browning war der Meinung, dass Bon sich stets sehr seiner Grenzen bewusst war. Das sehe ich auch so, aber es gab eben auch Zeiten, in denen Bon diese Grenzen gewaltig testete. Für die Band gab Bon alles, sowohl auf der Bühne als auch sonst, aber er machte sich zwischendurch, wenn sich die Gelegenheit ergab, immer gern davon. Im Gegensatz zu uns anderen hatte er ein Leben außerhalb der Band, und das brauchte er auch sehr.
    Die Wohnung von Bon und Silver an der Gloucester Road nannten wir abfällig „Hippie-Himmel“. Silver wurde ohnehin – wie alle, die dem inneren Kreis der Band zu nahe kamen – teils mit Misstrauen, teils mit unverhohlener Verachtung betrachtet. Ich kann mich nicht erinnern, dass irgendwer von außen je willkommen geheißen wurde, und schon gar keine Frau, abgesehen von Coral und Fifa. Dabei wäre es sicher nett gewesen, jemanden zu haben, der mal kochte und aufräumte. Aber dafür war Silver sowieso garantiert nicht die Richtige; beides wäre ihr vermutlich nicht im Traum eingefallen.
    Ich weiß nicht, ob sie sich überhaupt für den Rest der Band interessierte, aber ich denke mal, das war eher nicht der Fall. Bon war ihr Lebensmittelpunkt, sie hatten denselben Lifestyle, und rein zufällig war er eben auch der Sänger von AC/DC. Bon und Silver wurden auch „Rod und Britt“ genannt, als gehässiger kleiner Seitenhieb auf Rod Stewart und Britt Ekland, das Jetset-Rock’n’Roller-Pärchen der Mittsiebziger. Natürlich beneideten wir die beiden insgeheim, denn wir anderen waren Singles.
    Was weibliche Gesellschaft anging, war für uns alle in London nicht viel zu holen, da hatte nur Bon einen Treffer gelandet. Das stand ziemlich im Kontrast zu dem, was wir aus Australien gewohnt waren, wo die Ladys bei uns Schlange standen. In London hingegen hatten AC/DC noch keinen Namen, und ohne unsere Trumpfkarte, die

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