Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
zu unterlassen, teils aber auch in deutlichen Worten verlangt wurde, die Nachbarschaft gefälligst zu respektieren. Die Verfasser bekamen wir nie zu Gesicht. Wahrscheinlich hatten sie eine Scheißangst vor den ungehobelten australischen Sträflingsnachkommen.
Schon bald fand ich in der nahe gelegenen Sozialbausiedlung, die mich sehr ans Prahran Hilton erinnerte, neue Freunde. Ein paar durften sogar die heiligen Hallen von AC/DC betreten, auch wenn man sie immer schön auf Abstand hielt. Unter ihnen war auch unser Müllmann, Kevin, der einen herrlichen Cockney-Akzent hatte. Eigentlich war das seltsam, denn Barnes liegt im Londoner Westen und gehört zu Richmond-upon-Thames, aber er hörte sich köstlich an, vor allem, wenn er versuchte, wie ein Australier „G’day“ zu sagen. Er liebte es außerdem, uns mit irgendwelchen Down-under-Wortspielen aufzuziehen, die bei seinen Londoner Kumpels jedes Mal großes Gelächter auslösten. Aber er war ein netter Kerl, deswegen nahmen wir ihm das nicht übel.
Ich lernte auch Pete Way, den Bassisten der britischen Band UFO, kennen (jedenfalls ein bisschen), und er machte ebenfalls liebend gern Aussie-Witze, über die sich zumindest er selbst köstlich amüsierte. Seltsamerweise stellte er mich anderen immer als Billy Thorpe vor. Mich wunderte schon allein, dass er überhaupt wusste, wer Billy Thorpe war. Vielleicht dachte er aber auch, ich hieße wirklich so. Bon kam mit Pete auch blendend aus, weiß der Geier, wieso. (Allerdings erinnere ich mich, dass Bon mich anfangs immer Mike nannte, von daher begann ihre Freundschaft vielleicht auf der Basis eines gemeinsamen Missverständnisses. Wer weiß?)
Ein paar meiner neuen Londoner Freunde trieben die Dinge ganz schön auf die Spitze. Sie waren wirklich nette Jungs, aber ziemlich interessiert an den verschiedensten verbotenen Substanzen, und gelegentlich forderten sie ihr Schicksal ganz schön heraus. Bon und ich schlossen einige Freundschaften mit solchen Jungs abseits der Band, die im innersten AC/DC-Kreis stets recht misstrauisch beäugt wurden.
Trotzdem gab es immer wieder herrliche Momente, in denen wir zusammen lachten und uns gegenseitig respektierten. Die Müllmänner, allen voran mein Kumpel Kevin, brachten ordentlich frischen Wind in unser Leben in Barnes, jedenfalls, was mich betraf. Einmal steckte Mal den Kopf früh morgens aus dem Fenster und sang ein paar Strophen von „My Old Man’s A Dustman“, als das Müllfahrzeug die Straße hinunter tuckerte. Das zeigte mir, dass die Jungs von der Stadtreinigung in den Augen der Band als cool galten. Für Mal war das schon ein richtiges Statement.
Unsere Stammkneipe war die Bridge Tavern, an der Ecke Lonsdale Road und Castelnau. Es war gleich der erste Pub, wenn man von der Hammersmith Bridge kam. Hier, in dieser typisch englischen Kneipe, gingen auch die Müllwerker was trinken, es wurde Darts gespielt und warmes Bier ausgeschenkt, obwohl irgendwann auch gekühltes Carlsberg ins Programm genommen wurde, nachdem ein paar Aussies über Bauchschmerzen geklagt hatten. Und noch etwas machte die Bridge Tavern ziemlich spannend: Hier tauchten auch immer ein paar junge Frauen auf. Das sorgte allerdings für leichte Reibung mit den Ortsansässigen. Für sie waren wir Eindringlinge, die versuchten, sich an ihre Frauen ranzumachen (im Übrigen eine ziemlich zutreffende Beobachtung). Es kam gelegentlich zu ein paar unschönen Szenen, aber die Müllmänner waren stets da, um wieder für Ruhe zu sorgen.
In der Bridge Tavern unternahmen wir unsere ersten Versuche, Kontakt zu Einheimischen zu bekommen, außer Angus natürlich, der zu Hause blieb, Tee trank, rauchte und bis in die Nacht seine geliebte Gibson spielte. Die Nachbarn hätten ihrem Schöpfer dafür danken sollen, dass er beim Üben den Verstärker nicht anschaltete, obwohl das ständige Fußgetrampel, mit dem er sich für seine Marathonsoli den Takt vorgab, auch ziemlich nervig sein konnte.
Angus schien sich praktisch jeder Form von Kontakt zu entziehen, die außerhalb der Band bestand – ihn interessierten nicht mal die Freikarten für das Konzert der Rolling Stones im Earls Court. Wahrscheinlich wollte er nicht dabei erwischt werden, dass ihm eine andere Band gefiel, nicht mal, wenn es sich dabei um die Stones handelte. Nach meinem Dafürhalten war das ziemlich unsinnig. Mir war es zwar egal, ob er hinging oder nicht, aber es war eine tolle Gelegenheit, eine große Band live zu erleben, noch dazu umsonst! Stattdessen gab
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