Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
Beliebtheit der Band, guckten wir alle ziemlich in die Röhre. Glücklicherweise konnten Phil und ich uns irgendwann an ein paar Angestellte von Atlantic ranmachen, damit die Dürreperiode ein Ende hatte.
Gelegentlich hatte ich Heimweh, aber wenn, dann behielt ich das für mich; über solche Sachen wurde in der Band nicht gesprochen. Ich vermisste meine Kumpels wie Graham Kennedy, der zu Hause überall mit dabei gewesen war und mit dem ich meine Erfahrungen geteilt hatte. Auch den Australischen Football vermisste ich, auch wenn ich mir für mein Exil eine günstige Zeit ausgesucht hatte, weil es für Carlton in jener Zeit ohnehin nicht besonders lief. Es war schon seltsam – in London gab es ja jede Menge zu tun und zu erleben, und davon schrieb ich meinen Freunden in Melbourne (und meiner Ex-Freundin Glynis), aber ich teilte meine neuen Erkenntnisse und Erfahrungen nicht mit den anderen in der Band. Dabei war es nicht so, dass wir uns nicht verstanden hätten, aber die Tatsache, dass wir so eng aufeinander hockten, machte das Miteinander manchmal schwierig. Die Wagenburgmentalität von AC/DC konnte manchmal auch erdrückend sein. Unsere große Gemeinsamkeit war die Band, aber das war auch schon so ziemlich alles.
Tja, und so saßen wir da, eine bunt zusammengewürfelte Truppe, die am anderen Ende der Welt gestrandet war und dort eng zusammengepfercht wohnte und arbeitete. Im Nachhinein ist es erstaunlich, dass das überhaupt so lange funktionierte. Die Band an sich – damit meine ich Angus und Mal – war eher distanziert, und das hatte ich schon bei meinem ersten Treffen mit der Band in Melbourne so empfunden. Bon tickte da völlig anders, Phil und ich auch. Aber Phil und ich schlossen uns der vorgegebenen Verhaltensweise an, und es war auch, obwohl das sehr passiv klingt, vermutlich das Schlauste, was wir tun konnten. Für mich war das eine Frage der Selbsterhaltung, wobei die Geschichte noch erweisen sollte, dass es letztlich nicht zum Erfolg führte. Ich hatte jedenfalls das Gefühl, es sei unausweichlich, sich der allgemeinen AC/DC-Geisteshaltung anzuschließen – denn letztlich wurde alles so gemacht, wie „die Band“ es wollte, oder gar nicht. In Melbourne hatte ich meine Freunde um mich gehabt und nicht mit der Band zusammengewohnt. Phil hingegen war gleich nach seinem Einstieg ins Bandquartier eingezogen. Für mich war dieses „Wir alle gegen die ganze Welt“ völlig neu.
Nun ist es eine Sache, mit den Jungs zusammen auf Tour zu gehen, und eine andere, wenn man nach Hause kommt, weiter mit ihnen zusammenzuhausen. Es gab keine Möglichkeit, Abstand zu gewinnen und sich von den anderen zurückzuziehen, obwohl wir das vielleicht alle gebraucht hätten. Unterwegs war das sogar einfacher, da konnte ich mich auch mal unsichtbar machen oder mit einer neuen Bekanntschaft abhauen, vor allem, wenn es sich dabei um eine entgegenkommende, junge Dame handelte.
Bei unserem ersten Gig im Nashville Rooms in South Kensington Ende Mai 1976 hatte ich Polly Paul kennen gelernt, eine ausgewanderte Australierin, und zum ersten Mal in meinem Leben traf es mich wie ein Blitz. Vielleicht war es mehr Lust als Liebe auf den ersten Blick, aber das reichte mir, und zwischen uns lief es von Anfang an gut. Polly war eine zierliche junge Frau mit blonden Zöpfen, die aus Melbourne stammte, und ich fand sie einfach umwerfend. Sie war unglaublich hübsch und lustig. Ich war Hals über Kopf verliebt, und zwar richtig ernsthaft, und nach ein paar Wochen lief ich Gefahr, an Austrocknung zu sterben.
Nach einem Gig in Birmingham machten Phil und ich uns auf den Rückweg nach London, und Phil setzte sich „für eine Runde Tieffliegen“, wie er das nannte, ans Steuer. Er hatte in London eine neue, heiße Flamme und gab dementsprechend Gas. Er fuhr wie ein Wilder, so etwas hatte ich noch nie erlebt. Wie ich dann allerdings feststellen musste, war Polly gar nicht so scharf darauf, mich zu sehen. Als ich unangekündigt vor ihrer Tür stand, wurde mir lapidar mitgeteilt, dass ich mich gefälligst hinten anstellen sollte. Tja. Pech gehabt.
Zu unserer Roadcrew zählten inzwischen ein paar neue Gesichter – Ian Jeffrey, unser neuer Mann am Mischpult, und Paul „Scotty“ Wright, der als Tourmanager fungierte. Beide bekamen wir über ESE vermittelt. Scotty und ich wurden gute Freunde und hatten viel Spaß miteinander, wobei das auch Risiken barg. Scotty war der irrtümlichen Auffassung, dass es sich bei AC/DC um ein demokratisch
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