Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
Vom Netzwerk:
geführtes Unternehmen handelte, und entsprechend offen vertrat er seine Ansichten. Und über Scotty hörte ich erste Gerüchte, dass es um meinen Platz in der Band nicht zum Besten stand, denn er bekam oft mit, wenn sich andere über mich unterhielten, und erstattete mir Bericht darüber. Zunächst ging es vor allem um meinen Bass-Sound auf der Bühne: „Der klingt etwas zu sehr nach Led Zeppelin. Ein eher klassischer Rock’n’Roll-Sound wäre besser.“ Das war die erste von vielen Nachrichten aus zweiter Hand, die man mir zutrug.
    Außerdem waren die anderen wohl auch der Meinung, dass ich auf Tour nicht so viel feiern und mich stattdessen besser auf die Konzerte konzentrieren sollte. Rückblickend betrachtet war das durchaus berechtigt. Zwar war ich bereit, wirklich alles für die Band zu geben, aber ich genoss es auch sehr, was zu trinken und neue Freunde zu finden, mit denen man was losmachen konnte, als Gegengewicht zu der allmählich erstickenden Situation, die da lautete, AC/DC rund um die Uhr. Bon machte das schon ganz richtig, das war mir klar. Und ich hätte mir vielleicht auch besser eine eigene Bleibe gesucht, um in meiner Freizeit etwas Abstand zu haben. Es war nicht leicht, der ständigen sozialen Kontrolle zu entgehen, solange wir in einem Haus wohnten, nicht einmal in einem so großen wie in Barnes.

    Unser Haus in der Lonsdale Road war der Hammer. Seine zwei Stockwerke boten wirklich viel Platz, wir hatten einen großzügig geschnittenen Wohnbereich und einen großen Hof hinter dem Haus, was in London wirklich selten war. Es war eine solide Mittelklasse-Gegend, nicht weit von der Themse und auch nur 200 Meter vom legendären Hammersmith Odeon entfernt gelegen. Zum Red Cow ging man vielleicht zehn Minuten zu Fuß, und auch das Naturschutzgebiet Barnes Common war nicht weit. Dort tummelte sich der Legende nach ebenfalls ein Geist, Spring Heeled Jack, der Damen unaussprechliche Dinge antat. Das Haus an sich war für uns geradezu ein Palast – keiner von uns hatte zuvor je in einem so schönen Haus gewohnt, wenn er überhaupt je einen Fuß in so einen Prachtbau gesetzt hatte. Heute ist es sicherlich ein paar Millionen Pfund wert. Das Wohnzimmer ging nach vorn raus und war so groß, dass wir ohne weiteres unsere Anlage darin aufbauen konnten.
    Daher überlegten wir uns eines Tages auch, dass es eine gute Idee sein würde, am Nachmittag einen kleinen Jam im heimischen Umfeld zu machen (ohne Bon natürlich). Ich wollte vorher noch eine Kleinigkeit essen und ging noch mal schnell in den Pub um die Ecke. „Bin gleich wieder da“, versicherte ich den anderen. Im Pub hatte ich Lust auf eine Runde Pool, also spielte ich erst ums Bier, dann um ein paar Fünfer, und ich hatte eine verdammte Glückssträhne. Als der Laden, wie damals üblich, um drei Uhr zumachte, war ich noch immer ungeschlagen und hackedicht. Als ich die Lonsdale Road entlang nach Hause torkelte, hörte ich schon ein paar hundert Meter vor unserem Haus, dass die Jungs ohne mich angefangen hatten. Sie waren verdammt laut.
    Als ich ins Zimmer kam, rockten Mal, Angus und Phil ordentlich ab, und Mal spielte Bass. Er ist nicht nur ein überragender Rhythmusgitarrist, sondern auch ein ausgezeichneter Bassist, obwohl er mit meinem blauen Rickenbacker 4001 ein bisschen lustig aussah, weil das Instrument fast genauso groß war wie er. Sein Spiel beeinträchtigte das aber keineswegs – das war auf den Punkt, knackig und völlig im Einklang mit Phil, während Angus sich über dieser soliden Rhythmusbasis austobte. Es war allererste Sahne.
    Niemand zuckte auch nur mit der Wimper, als ich auf etwas unsicheren Füßen durch die Tür stolperte, und ich beschloss, die Musik erst mal auf mich wirken zu lassen. Also machte ich es mir im Erkerfenster bequem und hörte zu, doch während die Jungs dröhnend laut weiterspielten, pennte ich in meinem angeschickerten Zustand ein. Wie bei AC/DC üblich, kommentierte niemand, dass ich zu spät und komplett besoffen zurückgekommen war. Aber damit hatte ich dennoch weiter an meinem eigenen Grab geschaufelt.
    Die Jam-Session im Vorderzimmer blieb eine einmalige Sache, da die Nachbarn von dem spontanen AC/DC-Konzert in voller Lautstärke wenig begeistert waren. Das konnte ich ihnen auch nicht direkt verübeln, obwohl sich heute sicher toll davon erzählen lässt. Aber damals schob man uns einige handgeschriebene Briefe unter der Tür durch, in denen teils freundlich darum gebeten wurde, solchen Lärm doch fürderhin

Weitere Kostenlose Bücher