Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC
neuen, spannenden Folge von „Angus Young und wie er die Welt sah“, und aus irgendeinem unbekannten Grund erleuchtete er uns mit den Einzelheiten der Beatles-Tournee 1964 durch Australien. Angus kam immer wieder auf das Konzert in Sydney im alten Rushcutters Bay Stadium zu sprechen, bei dem er offenbar gewesen war. Nun ist Angus nur wenig älter als ich, er kam am 31. März 1955 zur Welt und war demnach bei besagter Tour gerade mal neun Jahre alt. Natürlich war es möglich, dass er die besagte Show gesehen hatte, aber er merkte wohl irgendwie, dass ich seine Geschichte für Quatsch hielt, zumal ich ihm eine Reihe von skeptischen Fragen stellte, um ihn ein wenig aufzuziehen. Angus aufzuziehen, das war für einige von uns ein beliebtes Hobby. Das war natürlich nie mehr als liebevolle Frotzelei, genau wie an diesem Abend. Dachte ich jedenfalls.
Die Stimmung wurde leicht angespannt, als ich ihn nach dem Kartenpreis fragte.
„Die haben fünf Dollar fünfzig gekostet“, erklärte Angus.
Ich hakte weiter nach, nur aus Spaß, aber Angus fing richtig an, sich zu ärgern.
„Das war aber ganz schön viel Geld für einen Neunjährigen“, sagte ich. „Hast du auch ein Programmheft gekauft? Und wie bist du da hingekommen – mit dem Bus oder mit dem Zug?“
Ich machte immer so weiter, obwohl mir Malcolm einen dieser Blicke zuwarf, die „halt dein Maul, verdammt noch mal“ ausdrücken sollten, aber an die war ich längst gewöhnt. Inzwischen war ich mir sicher, dass Angus einen Haufen Müll erzählte (womit ich übrigens gründlich falsch lag), und bohrte weiter wegen des Kartenpreises. Fünf Dollar fünfzig? Ganz bestimmt?
„Sollte ich ja wohl wissen, du Arsch“, fuhr mich Angus an, „schließlich habe ich den Scheiß selbst bezahlt.“
Ich konnte es nicht lassen.
„Aber fünf Dollar fünfzig für die verdammten Beatles 1964 – wie kann das denn sein, wo wir doch die Dezimalwährung erst 1966 bekommen haben? Sollten das nicht Pfund gewesen sein, Angus, keine Dollar?“
Und das war’s. Damit war ich auf Angus’ Abschussliste, und er konnte wirklich ziemlich sauer werden, wenn man ihn auf die Palme brachte. Little Albie hatte mich den ganzen Abend auf dem Kieker. Ich hätte vernünftig sein und meine Klappe halten sollen, aber ich war eben leider ein halb besoffener, 20-jähriger Klugscheißer. Je mehr der Abend voranschritt, desto angespannter wurde die Lage. Wir alle tranken mehr und mehr, und von unserem Ehrengast war noch immer nichts zu sehen.
Schließlich wurde es zehn Uhr, und Mal, Angus, Phil, Michael Browning, Fifa und ich hatten uns in die gemütlichere Lounge-Bar verzogen. Allmählich war klar, dass Bon gar nicht mehr auftauchen würde. Ich saß neben Fifa und wir unterhielten uns, als Angus auf einen anderen Alberts-Mitarbeiter zu sprechen kam, den die ganze Band aus Gründen, an die ich mich nicht mehr erinnere, nicht besonders mochte. Angus ging mir auf die Nerven, und deswegen konterte ich: „Hey, Angus, du weißt doch, dass wir ihn nicht ausstehen können.“ Das war rückblickend betrachtet nicht besonders klug und außerdem einfach unhöflich. Es ging um Fifas Arbeitskollegen, und sie kam dadurch in eine unangenehme Situation, was sie überhaupt nicht verdiente. Ich war ein Blödmann, und die Tatsache, dass ich blau war, ist keine Entschuldigung für schlechte Manieren.
Bevor ich wusste, wie mir geschah, sprang Angus auf und haute mir eine rein – wumm, einfach so. Zwar hinterließ der Schlag keine schlimmen Spuren, aber ich wollte ihm trotzdem seinen kleinen dürren Hals umdrehen. Michael und die anderen hielten mich fest, als ich Angus anbrüllte, er könnte es ja jetzt gern noch mal versuchen. Malcolm hatte sich natürlich, wie nicht anders zu erwarten, auf Angus’ Seite gestellt.
Das bremste mich nicht im Geringsten, da ich körperlich vor keinem von ihnen Angst hatte, aber ich bin froh, dass die Lage nicht vollends eskalierte. Glücklicherweise war Michael da, um mich wieder zur Vernunft zu bringen; ich wäre sonst wirklich komplett ausgerastet. Ich habe mich oft gefragt, ob Angus wusste, wie knapp er einer richtigen Tracht Prügel entgangen war. Am liebsten hätte ich ihn tatsächlich erwürgt. Dieser Wunsch hielt nicht lange an, sicher, aber ich merkte bald, dass auf der anderen Seite eine gewisse Verstimmtheit zurückgeblieben war. Bis heute bin ich der Auffassung, dass dieser Vorfall maßgeblich beeinflusste, wie sich meine weitere Zukunft in der Band gestalten sollte –
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