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Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC

Titel: Dirty Deeds - Meine wilde Zeit mit AC/DC Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Evans
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Der inzwischen verstorbene John Peel, der damals wohl renommierteste Radiomoderator in ganz Großbritannien, kam ebenfalls, um Miss Jayne Haynes aus Harrow in Middlesex mit verlegenem Blick eine Gitarre zu überreichen, denn sie hatte noch einen anderen Wettbewerb gewonnen: „Schulmädchen, mit dem wir am liebsten …“. Es war großartig hinter der Bühne: Wohin wir auch sahen, überall standen Schulmädchen mit Laufmaschen in den Strümpfen, die lasziv an Lollys nuckelten. Bon beschrieb die Gewinnerin höchst treffend: „Sie war wunderschön und sehr sexy. Strumpfgürtel und Strapse. Ich war selbst ziemlich scharf auf sie, wie wir alle. Aber Mark hat gewonnen. Er sieht einfach zu gut aus, mit ihm kann ich es nicht aufnehmen.“ Vielen Dank, Bon – und ich muss zugeben, dass Miss Haynes und ich eine unvergessliche Nacht miteinander verbrachten.
    Während des Konzerts zeigte Angus der Menge mal wieder seinen nackten Hintern, wie er es inzwischen regelmäßig tat, aber anschließend zog er sich den Reißverschluss nicht richtig hoch, und als er sich umdrehte, präsentierte er den Zuschauern dann noch ein bisschen mehr als eigentlich geplant. Es war eben so ein richtig verrückter Abend. „Das war das aufregendste, lustigste und denkwürdigste Konzert, bei dem ich jemals war“, schrieb ein Kritiker. Das hätten wir nicht bestritten.
    Die Tour erschloss uns ein ganz neues Publikum. Die Presse war sich allgemein einig, dass wir zur alten Schule des Rock gehörten, wie Status Quo oder die Sensational Alex Harvey Band, und nicht zur New Wave (wenn es den Begriff damals überhaupt schon gab) wie die Sex Pistols, The Damned und die vielen anderen Truppen, die so schnell wie möglich auf das Trittbrett des Punk-Zugs aufsprangen. Wir waren erst zwei Monate in England und galten schon als „überholt“. Zwar war das ein wenig herablassend, aber es zeigte trotzdem, wie sehr es uns in kurzer Zeit gelungen war, die Musikszene zu infiltrieren.

    Nach dem Gig im Lyceum übernachteten wir im Russell Hotel am Russell Square, ganz in der Nähe des Britischen Museums. Bon verbrachte, wenn er in London war, einen Großteil seiner Zeit bei seiner Freundin in der Gloucester Road. Er nahm ziemlich viele Drogen, und die Sorge wuchs, dass er sich bei seiner Neigung, alles auf die Spitze zu treiben, vielleicht noch einmal eine Überdosis Heroin spritzen könnte, so wie er das getan hatte, kurz nachdem ich Ende März 1975 zur Band gestoßen war. Davon abgesehen rauchten auch einige andere Bandmitglieder eine enorme Menge Dope weg.
    Besonders beliebt war damals eine goldfarbene Sorte Haschisch, von denen sich die Jungs gewöhnlich Klumpen kauften, die groß wie Tennisbälle waren. Ich selbst kiffte nicht, aber wahrscheinlich war ich schon allein durch den passiven Konsum, dem ich in Wohnungen oder Autos ausgesetzt war, oft genug breit. An den ekligen Gestank und an den dicken Qualm erinnere ich mich immer noch gut; er war so undurchdringlich wie der Londoner Nebel. Das war ein Punkt, in dem Angus und ich unbedingt einer Meinung waren: Diese ganze Kifferei war etwas für Hippies.
    Da ich immer schon Kumpels gehabt hatte, die viel Gras rauchten, störte mich das nicht so sehr, aber Angus war in dieser Hinsicht wesentlich intoleranter. Sobald jemand einen Joint in seiner Nähe anzündete, giftete er: „Scheiß Hippie-Wichser.“ Eines Abends ließ er dazu einen köstlichen Spruch ab, als unsere Kifferfraktion sich auf der Rückfahrt nach London gerade mal wieder so richtig die Kante gab. Nach allerlei bedröhntem Gequatsche über Zeitreisen und den Weltraum entstand eine Pause in der Unterhaltung, die zumindest einige Beteiligte offenbar für äußerst anregend hielten.
    „Sagt mal, Jungs“, fragte Angus in die Stille hinein, „habt ihr euch nie Gedanken darüber gemacht, wieso man das Zeug Dope nennt?“ Dass man mit diesem Wort im englischsprachigen Raum auch Trottel bezeichnet, war den anderen bisher offenbar wirklich nicht aufgefallen.
    Aber sei’s drum. Wir fuhren zum Russell Hotel zurück, und da es Bons Geburtstag war, überlegten wir, ob wir uns nach dem Essen noch treffen sollten, um ein paar Drinks zu nehmen und vielleicht noch in den einen oder anderen Club zu gehen. Selbst Angus war dabei, was für unseren Band-Eremiten ziemlich außergewöhnlich war. Außerdem war Fifa, die Sekretärin unserer australischen Plattenfirma, in London, um uns einen Willkommensbesuch abzustatten.
    Wir standen an der Bar und lauschten einer

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