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Dirty Talk

Dirty Talk

Titel: Dirty Talk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Mullany
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nicht erzählen, wenn du nicht willst. Möchtest du noch mehr Eintopf?“
    Ich holte uns beiden einen Nachschlag. Patrick starrte eine Weile ins Feuer, ehe er antwortete. „Elise“, sagte er schließlich. „Wir haben uns entliebt. Ich weiß gar nicht, wie das passieren konnte. Wie kann man damit rechnen, eines Morgens jemanden, den man schon so lange kennt, anzusehen und zu denken, dass dein Gegenüber einfach nur eine Person ist, die man vielleicht sogar mag. Aber sonst ist da nichts geblieben. Wie geht das? Ich weiß nicht. Ich vermute, ich war einfach eine Zeit lang der Ritter auf dem weißen Pferd, und sie ließ einfach ihr langes, blondes Haar herunter. Und dann stellte ich fest, dass sie enttäuscht war, weil ich kein großer Anwalt werden wollte. Und sie war nicht länger die Prinzessin aus dem Märchen für mich, sondern nur eine ganz normale Frau. Sie mochte mich drüben in Irland, aber nach dem Export war’s nicht mehr so toll.“
    „Du klingst immer noch traurig.“ Ich berührte seine Hand.
    „Ach, das werde ich auch noch eine Weile sein.“ Er klang recht heiter, während er seine Schüssel mit einem Stück Brot auswischte. „Und jetzt lass uns über dieses Kribbeln sprechen.“
    „Was gibt’s da zu besprechen?“
    „Ich glaube, du bist noch nicht vollends davon überzeugt. Nur gut, dass wir beide Knoblauch hatten.“ Er stellte die Suppenschüssel beiseite und rückte näher.
    „Was machst du da, Patrick?“ Es gelang mir leider überhaupt nicht, pikiert zu klingen.
    „Ich küsse dich. Oder werde es zumindest in Kürze tun.“
    „Ich glaube nicht …“
    „Das ist nur im Dienst der Wissenschaft.“ Und dann küsste er mich. Es war ein süßer, knoblauchhaltiger Kuss. Sein Mund blieb geschlossen und übte sehr sanften Druck auf meine Lippen aus. Und in mir wuchs die Anspannung, sodass ich, als seine Unterlippe sich zwischen meine Lippen drängte, mich ihm trotz meiner Vorbehalte öffnete. Aber nur ein bisschen. Gerade so weit, um mit meiner Zunge über seine Unterlippe zu streicheln, ehe ich mich zurückzog und den Kopf schüttelte.
    „Also?“ Er hatte wieder diesen Blick drauf, aber das Funkeln war tief in seinen Augen und hatte nichts mit den Brillengläsern zu tun.
    „Ich erkläre das Experiment hiermit für beendet.“ Ich stand auf und sammelte die Suppenschüsseln ein.
    „Aha! Du willst mir nur nicht sagen, dass du nicht von der Leidenschaft fortgerissen wurdest. Dass ich kein guter Küsser bin.“ Er stand ebenfalls auf und nahm mir das Geschirr ab. „Ich wasche ab. Es ist nicht so gut, wie dich zu küssen, aber wenigstens kann ich dir so beweisen, dass ich kein Macho bin.“
    Und schon hatte er diesen wunderbaren Moment beendet. Ich sah ihm nach, als er das Wohnzimmer verließ. Meine Fingerspitzen berührten meinen Mund, wo seiner noch vor wenigen Sekunden geruht hatte.
    „Patrick? Du hast recht. Ich habe ein kompliziertes Liebesleben.“
    Er schaute über die Schulter. „Ich weiß.“
    Ich folgte ihm in die Küche. Ich war beinahe versucht, ihm die ganze Wahrheit zu sagen. Aber ich entschied mich dagegen. Hatte er nicht selbst gesagt, er habe es sich abgewöhnt, Frauen zu retten?
    Außerdem war ich mir ziemlich sicher, dass ich nicht gerettet werden musste.
    Am nächsten Tag trafen Kimberly und ich uns zum Lunch. Dort unterhielt sie mich mit einem Bericht über ihr letztes Date mit jemandem, den sie online kennengelernt hatte.
    „Ich hätte es wirklich besser wissen müssen. Die Dreadlocks waren eine Warnung“, sagte sie. „Es gibt nichts Armseligeres als einen weißen Mittvierziger mit Dreads. Außerdem trug er eine Lederhose, und ich schwöre dir: Er hatte ein Gürteltier in der Hose. Und wollte den ganzen Abend nur über Wurzelbehandlungen reden.“
    „Er ist nach einer Wurzelbehandlung noch zum Date gegangen?“
    „Nein. Er ist Zahnarzt. Eine ganz neue Art Zahnarzt, so einer, der mit der Harley herumgurkt und auf Winterextremsport steht. Ach ja, und Buddhist ist er auch noch.“
    „Und hast du ihm von deiner Aversion gegen Schnee erzählt?“
    „Darauf kannst du wetten.“ Sie knallte die Gabel in den Salat. „Und ehe du fragst, ich habe nicht nach dem Gürteltier geforscht. Triffst du dich eigentlich mit jemandem? Wie geht’s meinem Kumpel Patrick?“
    „Ich werde mal lieber die Tatsache ignorieren, dass du gerade zwei völlig unterschiedliche, voneinander unabhängige Fragen gestellt hast. Bitte bring den Zahnarzt mit Dreads nicht zum Thanksgiving-Essen mit.

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