Dirty Talk
überließ ihm die Führung und betrachtete seinen Arsch in der ausgebeulten Cordhose. Erst jetzt fragte ich mich, ob er mir vorhin auch auf den Arsch geguckt hatte. Unser Tempo und das leise Zischen der Skier auf dem Schnee waren geradezu hypnotisierend.
„Schöne Strecke“, sagte er, nachdem wir einige kleine Hügel und Kurven bezwungen hatten. „Wie hast du sie gefunden?“
„Auf Facebook. Es gibt da eine Gruppe für Leute, die am liebsten querfeldein fahren.“
Wir machten eine zweite Pause, teilten das Studentenfutter, tranken Wasser und trugen noch mehr Sonnencreme auf. Die Schatten wurden bereits länger, und in der Luft hing eine beißende Kälte. Wir beschlossen umzukehren. Die meiste Zeit ging es nun bergab, und als ich das erste Mal versuchte, eine Kurve mit den Skiern in der Telemarkhaltung zu nehmen, machte ich einen spektakulären Abgang in die nächste Schneewehe.
Patrick stützte sich auf seine Skistöcke und lachte. „Alles okay?“
„Jep.“ Ich kämpfte mich aus der Schneewehe und setzte meine Mütze wieder auf. Als ich zurück auf dem Weg war, beugte er sich vor und klopfte den Schnee von meinem Rücken. Es waren freundliche, hilfreiche Klapse, und ich war irgendwie erleichtert. Vielleicht war viel Bewegung an der frischen Luft die beste Möglichkeit, irgendwelche ungesunden Gedanken zu vertreiben. Das zeigten doch schon die Pfadfinder, oder?
Warum starrte ich dann schon wieder auf seinen Arsch?
Ich stieß mich mit gebeugten Knien ab und überholte ihn. Ich gewann schnell an Fahrt und genoss es, einfach in der Spur dahinzugleiten, die ich auf dem Hinweg gebahnt hatte. Die Stöcke klemmten unter meinen Armen, und ich ging tief in die Hocke. Das war das reinste Vergnügen.
Besser als Sex?
In dem Moment schon.
Ich erreichte das Auto und wartete auf Patrick. Nach wenigen Minuten kam auch er an. Er hatte ein breites, glückliches Grinsen auf dem Gesicht. Das hatte ich noch nie bei ihm erlebt. Ich fragte mich, ob es ihm früher genauso viel Spaß gemacht hatte, wenn er mit Elise Skifahren war. Wenigstens hatte seine Trennung ihm dieses Vergnügen am Schnee nicht verleidet.
„Klasse“, sagte er und schnallte die Skier ab. „Ich muss mal pinkeln.“ Er verschwand zwischen den Bäumen und tauchte schon nach wenigen Minuten wieder auf und klopfte sich den Schnee von der Hose.
Ich lehnte derweil am Wagen. Eigentlich wollte ich noch nicht zurück in die Stadt, aber die dunklen violetten Schatten wurden immer länger. Zwischen den Bäumen bewegte sich etwas. Ein Hund?
„Sieh nur.“ Ich berührte Patrick am Arm.
Ein Kojote tauchte aus dem Dickicht auf. Er stand still da und beobachtete uns einen Moment neugierig. Aber er war auf der Hut, und nach diesem winzigen Moment verschwand er wieder zwischen den Bäumen.
„Wow“, sagte Patrick. „Danke dafür.“
„Ich müsste eher dir danken. Ich glaube, du hast sein Revier markiert, und er ist hervorgekommen, um sich darüber zu beklagen.“
16. KAPITEL
Patrick gähnte. „Ich glaube, das war wohl ein Kompliment? Willst du irgendwo noch anhalten und zu Abend essen?“
„Es war nur eine Beobachtung, mehr nicht. Und nein, keinen Zwischenhalt mehr. Aber lieb, dass du fragst. Ich habe was im Schmortopf. Wenn ich dran gedacht habe, ihn einzuschalten. Du kannst gerne mitessen, wenn du magst.“
„Schau mal, du bist gefahren, und jetzt bietest du auch noch an, mich durchzufüttern. Darf ich dich wenigstens ein andermal zum Essen einladen, damit ich mich nicht völlig entmannt fühle?“
„Einverstanden.“ Ich nahm die Ausfahrt vom Highway. „Wir können ja gucken, ob sich ein paar andere Leute anschließen wollen.“
Er räusperte sich geräuschvoll. „Ähm. Ich dachte eigentlich daran, also … nur du und ich.“
„Wie bei einem Date?“ Ich hielt gerade noch rechtzeitig an einer roten Ampel.
„Also, nee. Aber … hättest du denn so ein Problem damit? Wenn ich dich zu einem Date einladen würde, das wirklich ein Date wäre?“
Ich schaltete das Radio ein, während ich über meine Antwort nachdachte. „Aber du hast mich ja nicht gefragt, ob ich mit dir ausgehe. Ausgehen im Sinne von Date.“
„Mir würde nicht im Traum einfallen, dir vorzuschlagen, dass es ein Date wäre. Ich wollte dich eigentlich beim Essen fragen, ob du eine Webseite von mir designt haben willst. Dann könnte ich es als Geschäftsessen absetzen.“
Ich fand, das klang gut. Wenige Minuten später waren wir zu Hause.
Die Skier und die dicken Klamotten
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