Dirty
aufriss. „Ich habe es angenommen. Ich hoffe, das ist in Ordnung.“
„Klar, Gav. Danke. Möchtest du es reinbringen?“ Wir gingen ins Haus, und ich hängte Mantel und Tasche an den Haken. Dann ging ich nach oben, um mich umzuziehen.
Als ich zurückkam, öffnete Gavin gerade die Farbeimer, die ich an der Wand aufgereiht hatte. Schlichtes Weiß. Nichts Ausgefallenes. Ich sah ihm dabei zu, während ich das Päckchen meines Bruders öffnete.
„Wie war's im Museum?“
Er zuckte mit den Schultern. „Langweilig.“
Ich fragte nicht weiter. In dem braunen Papier befand sich eine Schachtel. Ich schüttelte sie, aber es war nichts zu hören, vermutlich handelte es sich um Zeitschriften. Chad sammelte alle erdenklichen Klatschblätter und schickte sie mir dann mit handgeschriebenen Kommentaren an den Rändern.
Doch in der Schachtel lag ein Buch, der feste schwarz-weiße Einband war abgenutzt und ein wenig verbogen, ansonsten aber in gutem Zustand. Ich strich mit dem Finger darüber, legte es dann auf die Handfläche und sah, wie es zitterte.
Die Abenteuer der Prinzessin Pennywhistle. Es war einmal eine Prinzessin namens Pennywhistle. Prinzessin Pennywhistle hatte lockiges blondes Haar und so blaue Augen, dass der Himmel neidisch wurde. Prinzessin Pennywhistle lebte in einem Schloss mit ihrem Einhorn Unique.
Prinzessin Pennywhistle. An sie hatte ich schon seit Jahren nicht mehr gedacht, und jetzt lag ihre Geschichte in meinen Händen, nach so langer Zeit, dass ich mich kaum noch an sie erinnern konnte.
Gavin spazierte in die Küche, um ein Glas Wasser zu holen und sah, wie ich mit dem Buch am Tisch saß. „Was ist das?“
Ich zeigte es ihm. „Prinzessin Pennywhistle. Diese Geschichte haben meine Brüder und ich geschrieben, als wir noch Kinder waren.“
„Sie haben Geschichten geschrieben?“
Ich war mir nicht sicher, ob ich wegen seines ungläubigen Gesichtsausdrucks brüskiert sein sollte. „Diese eine, ja.“
„Wow.“ Er schien beeindruckt. „Das ist ganz schön cool, Miss Kavanagh.“
Ich fuhr erneut mit dem Finger über den Einband aus Pappe. „Prinzessin Pennywhistle hat mit ihrem Einhorn Unique eine Menge Abenteuer erlebt. Und sie musste nie auf einen Prinzen warten, der sie rettet.“
„Die war ziemlich zäh, wie?“
Ich entdeckte auf seinem Gesicht ein Grinsen, das so selten war. „Darauf kannst du wetten.“
„Warum haben Sie aufgehört, über sie zu schreiben?“
Ich legte das Buch auf den Tisch. „Weil ich erwachsen wurde.“
Er schnappte sich das Buch und blätterte darin herum. „Darf ich es irgendwann mal lesen?“
„Es ist nicht gerade Der kleine Prin?“ , erklärte ich ihm. „Aber … klar. Wenn du magst.“
Er grinste wieder. „Danke. Ich schreibe übrigens auch manchmal.“
„Vielleicht lässt du mich auch mal was lesen.“ Ich suchte in der Schachtel nach einem Brief oder einer Karte, doch sie war leer.
Gavin blätterte weiter. „Vielleicht. Hey! Da sind ja auch Bilder?“
Er hob das Buch, um mir eine mit Buntstiften gemalte Zeichnung der mutigen Prinzessin zu zeigen. Unique, das eher wie ein Esel mit einem deformierten Horn auf dem Kopf aussah, stand neben ihr. Mein Hals wurde eng, als ich dieses Bild sah, das Kinderhände vor so langer Zeit gemalt hatten.
„Prinzessin Pennywhistle und das Müllmonste?“, las Gavin vor und blätterte um. „Prinzessin Pennywhistle und der Glasturm.“
Aus dem Turm hatte sie sich mit einem Hammer befreien können.
„Prinzessin Pennywhistle und der Schwarze Ritter.“ Gavin war am Ende des Buches angekommen.
„Ich denke … vielleicht sollten wir jetzt mit dem Streichen beginnen, Gavin. Du musst morgen in die Schule, und ich muss zur Arbeit.“
Ich steckte das Buch zurück in die Schachtel, ohne ihn anzusehen. Mir war klar, dass meine Schroffheit ihn verletzte, aber darauf konnte ich keine Rücksicht nehmen. Ich verstaute Pennywhistle in einer Schublade und lief ins Esszimmer.
Als Gavin gegangen war und ich geduscht hatte, zog ich das Buch wieder hervor. Sie war tapfer gewesen, die kleine blonde Prinzessin mit den blauen Augen, die den Himmel eifersüchtig machte. Tapfer und stark. Sie hatte sich aus dem Glasturm befreit, das Müllmonster besiegt, das Königreich der Regenbogenmenschen betreten und es von der bösen Schwarzweißhexe befreit. Prinzessin Pennywhistle war bunt und lustig und selbstbewusst gewesen, bis zum Schluss, als sie den Schwarzen Ritter traf, der ihr das Lachen stahl.
Warum war aus ihr ein
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