Disco Dracula
brüllte ich ihn an, schwenkte den Arm mit der Beretta in der Hand und war auf einmal ganz ruhig.
Zweimal drückte ich ab.
Und zweimal zuckte er zusammen, als die geweihten Silberkugeln ihn trafen.
Er schrie.
Es war kein helles Schreien, sondern ein dumpfes Brüllen, das mich an Töne aus der Hölle erinnerte.
Sofern es seine Lage zuließ, schlug er um sich, aber die Bewegungen wurden schon sehr bald kraftloser und matter. Das geweihte Silber verfehlte seine Wirkung nicht.
Es höhlte den Blutsauger aus und zerstörte ihn.
Ich wandte mich nicht ab, sondern blieb, um zu sehen, wie er endgültig einging.
Er verfaulte.
Das fing an den Fingern an, breitete sich über den Körper aus und erreichte zuletzt das Gesicht, dessen bleiche Haut zu einer braungrauen Masse wurde und wie feiner Regen zu Boden rieselte. Ich sah die gelblich schimmernden Knochen, die auch nichts mehr zusammenhalten konnte und ebenfalls zu einem feinen Mehl wurden, das zu Boden rann und dort liegen blieb.
Der Rest eines Vampirs…
***
Langsam schritt ich die Stufen der Holztreppe hinunter. An ihrem Ende standen die Gäste, die ich vorhin noch an der Theke gesehen hatte. Ein Mädchen und auch ein dunkelhaariger Mann mit einem Schnäuzer befand sich darunter, der sich als Heinz Grattner und Eigentümer der Disco vorstellte.
Ich sagte ebenfalls meinen Namen. Die der anderen erfuhr ich auch und ebenfalls die Tatsache, dass sie zu einem Horror-Club gehörten. Als ich berichtete dass der Vampir nicht mehr existierte, atmeten sie auf.
Der junge Mann namens Roland Fuchert lachte. »Dann ernennen wir sie zum Ehrenmitglied in unserem Club.«
Ich schüttelte den Kopf. »Danke, das ist sehr nett gemeint, aber Horror habe ich wirklich genug.«
Das verstanden die anderen.
Wenig später kam die Polizei. Ich hatte einiges zu berichten, und es wurde noch eine lange Nacht mit Telefongesprächen zwischen London und Gelsenkirchen.
Man einigte sich darauf, die Wahrheit zu vertuschen, was mir sehr lieb war.
Am Abend des nächsten Tages dampfte ich wieder ab. Das Abenteuer Disco Dracula lag hinter mir…
ENDE
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