Djihad: Islamistischer Terrorangriff mit gekapertem U-Boot (German Edition)
neuerlicher Beratung oder zu Absprachen gewesen wäre, zahlte Graf nach einer Dreiviertelstunde die beiden Flaschen Champagner, die sie verputzt hatten, und alle vier stiegen in den Jaguar, den Holger Brockert wenige Meter vom Eingang der Diskothek geparkt hatte.
Nach knapp fünf Minuten Fahrt, während der Graf stumm neben Sabine auf der Rückbank gesessen hatte, stellte Brockert den Wagen vor einem mehrstöckigen Gebäude in einer stillen Seitenstraße im Zooviertel ab. Wie Sabine sehen konnte, war es Graf, der die Haustür aufschloss und ebenfalls einen Schlüssel im Aufzug betätigte, der sie direkt in die im obersten Stockwerk gelegene Wohnung brachte.
Plötzlich standen sie in einem großen Wohnraum mit riesiger Fensterfront zu einem mit hohen Bäumen bewachsenen Garten, die in der Dunkelheit durch Scheinwerfer von unten erhellt wurden.
Während Sabine Sadler noch die Aussicht bewunderte und während Rupert Graf vier weitere Gläser mit Champagner füllte, flüsterten Simone und Brockert miteinander, mit dem Erfolg, dass sie ihre vollen Gläser nahmen und in einem angrenzenden Zimmer verschwanden.
Plötzlich war Sabine Sadler mit Graf allein, der sich ihr gegenüber hingesetzt hatte und sie ernst ansah.
„Du bist wunderschön!“ sagte er. „Vorhin habe ich dich nur von der Seite sehen können. Es ist selten, dass man jemanden von so ästhetischer Schönheit sieht, mit einer Schönheit, bei der alles zu stimmen scheint: Die Größe der Nase, deine Augen, dein Mund. Leider kann ich unter deinen Haaren deine Ohren nicht sehen, aber ich bin sicher, auch die sind schön. Es ist einfach harmonisch. Du bist zu schade für einen alten Mann wie mich.“
Sabine Sadler entspannte sich etwas, blieb aber auf der Hut. Grafs Aussagen verwirrten sie. So etwas hatte noch nie jemand zu ihr gesagt. Sie selbst fand sich nicht schön. Na ja, gutaussehend schon, aber nicht schön.
„Wieso alter Mann?“ fragte sie. „Dein Freund ist doch auch nicht jünger als du.“
„Holger? Ein junger Dachs!“
„Wieviel jünger soll er denn sein?“
„Zwei Wochen! Stell dir das vor! Zwei lange Wochen!“
Sabine musste lachen.
„Spielst du Schach?“ fragte Graf.
Natürlich spielte sie Schach. Mit ihrem Vater hatte sie endlose Partien gespielt, außerdem war sie Mitglied im Schachklub ihres Heimatortes.
„Lass uns eine Partie spielen!“ sagte Graf. „Wenn du gewinnst, schenke ich dir eine Stunde, in der du dir wünschen kannst, was du willst.“
„Was heißt das?“ fragte Sabine, unsicher, aber neugierig.
„Du kannst sagen, du willst noch mal ausgehen. Ich gehe mit dir. Du kannst sagen, du willst noch etwas essen, ich koche dir etwas oder wir gehen aus. Du kannst sagen, du willst, dass ich deine Fußknöchel massiere, ich werde dies tun. Du kannst verlangen, dass ich deinen Rücken streichele, das täte ich besonders gerne.“
Sabine Sadler fand das zwar absurd, aber doch spannend.
„Und wenn du gewinnst?“
„Fünf Minuten!“ antwortete Graf. „Fünf Minuten, und ich werde nichts anderes tun, als dein rechtes Bein zu streicheln.“ Er grinste sie an. „Es ist eine Idee schöner als das linke. Ich würde dich lediglich bitten, deine Strumpfhosen auszuziehen. Ich mag dieses Nylonzeug nicht.“
Was für eine abstruse Situation!
„Einverstanden!“ sagte sie.
Graf stand auf, offenbar, um sein Schachbrett zu holen.
„Ich spiele blind,“ sagte Sabine. „Ich brauche kein Brett.“
Graf sah überrascht zu ihr herüber. Das hatte er ganz offensichtlich nicht erwartet! Sabine freute sich, ihn verblüfft zu haben.
„Gut,“ sagte er. „Ich auch nicht. Wer fängt an?“
„Du!“
„E2 - E4.“ Er schien auf einmal todernst.
„E7 - E5.“
Nach wenigen Augenblicken merkte Sabine, dass Graf versuchte, die `Unsterbliche` nachzuspielen, die berühmte Partie zwischen Anderssen und Kieseretzki aus dem Jahre 1889. So ein Gauner!
Sabine Sadler wehrte sich.
Sie wehrte sich geschickt. Nach zwanzig Minuten hatte er seine Dame verloren, nach einer Variante Sabines, die in der Partie Kortschnoi – Kasparov vor wenigen Jahren in Moskau angewandt worden war, aber bevor sie richtig frohlocken konnte, hatte Graf auch ihre Dame geschlagen.
„Was passiert, wenn es ein Remis wird?“ fragte sie.
„Dann kriegst du fünfzig Minuten und ich vier Minuten fünfzig Sekunden. Jeder zehn Prozent Abzug.“
Sabine Sadler nickte ernst. Aus dem Nebenzimmer, in das sich Simone mit Brockert verzogen hatte, erschollen spitze
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