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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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hervor.
    »Na, was haben wir denn da?« Neugierig beugte sich die Antiquitätenhändlerin vor.
    Der Mann schob die Tücher beiseite. Plötzlich erkannte Gabi den Grund für die Nervosität ihres Besuchers: Auf ihrem Tresen lag ein filigran gearbeiteter antiker Globus. Nicht viel höher als 30 Zentimeter, eingefasst in nachgedunkeltem Buchenholz. Die stellenweise schrumpelige Oberfläche der Erdkugel war offenbar von Hand bemalt worden. Das Weltbild des Künstlers wich auffällig vom heutigen ab. Proportionen und Entfernungen der abgebildeten Erdteile ließen darauf schließen, dass der Erschaffer dieser Kostbarkeit auf Kartenmaterial aus dem frühen 18. Jahrhundert zurückgegriffen hatte. Keine original Behaim-Erdkugel also, aber immerhin.
    Gabriele bemühte sich, ihre Begeisterung zu zügeln. Sie sah ihrem Gegenüber direkt in die Augen, als sie in trockenem Ton fragte: »Ich nehme an, den haben Sie von Ihrer Großmutter geerbt?« Der Mann trat unsicher einen Schritt zurück. Gabriele setzte ein gütiges Lächeln auf: »Wollen Sie das Stück bei mir schätzen lassen? Da will ich Ihnen gleich die Illusion nehmen: Reich werden Sie damit nicht.«
    Der Mann sprang jäh auf den Tresen zu und griff nach dem Globus. »Sie wissen, was er wert ist! 5.000 und er gehört Ihnen.«
    Gabi zog alle Register ihrer Schauspielkunst und setzte die abfälligste Miene auf, die sie mit Aussicht auf das Geschäft des Monats zustande brachte. »5.000 Mark? Utopisch. Solche Globen wurden damals in Massen hergestellt. Die finden Sie auf jedem besseren Flohmarkt.«
    Die Stimme des Mannes überschlug sich fast, als er antwortete: »Es ist ein Einzelstück! Das wissen Sie!«
    Damit fing er sich einen kühlen, abschätzigen Blick ein. Ein kleiner Hehler, der dringend Geld brauchte. Das war Gabi inzwischen klar. Sie würde ihn runterhandeln. Auf das Minimum. Aber wie weit konnte sie gehen?
    »Also, wollen Sie ihn nun haben oder nicht? 4.500 und keine Mark weniger!« Der Mann hatte plötzlich etwas Bestimmendes in seinem Ausdruck. Offenbar wollte er beim Feilschen nicht nachgeben.
    Höchste Zeit für Gabriele, um ihren Trumpf auszuspielen: »Der Globus ist gestohlen.« Der junge Mann war nun restlos verunsichert und verlor das bisschen Selbstsicherheit, das er Sekunden zuvor noch hatte. Hilfe suchend sah er sich um. Gabriele kam hinter ihrem Tresen hervor und baute sich direkt vor dem Jüngling auf: »Sie haben diese Erdkugel geklaut.« Mühelos konnte sie ihm das Meisterwerk aus den Händen nehmen. »Zugegeben, es ist ein Prachtstück. Aber es ist Diebesgut – und deshalb nichts wert! Er taucht in jeder Polizeiliste auf. Das ist allenfalls etwas für billige Hehler! Mich können Sie damit nicht locken. Nicht für 4.000, nicht für 3.000, nicht mal für 1.000 Mark. Der Globus muss zu seinem rechtmäßigen Besitzer zurück!«
    Ihr Besucher geriet in Panik. Blitzschnell riss er seinen Schatz wieder an sich, umklammerte ihn wie einen Säugling. Er stürzte fast, als er zum Ausgang spurtete. Im Nu war Gabi hinter ihm und drückte die soeben geöffnete Tür mit ihrem vollem Gewicht ins Schloss zurück. Zu schnell für den Flüchtenden, um noch seine Hand aus dem Rahmen ziehen zu können. Der Hagere quiekte wie ein Ferkel, starrte seine Peinigerin voller Furcht an. Gabriele ließ einige Sekunden vergehen, bevor sie seine Finger freigab.
    Als wäre nichts geschehen, setzte sie ihren letzten Satz fort: »Andererseits – ich kann nicht zulassen, dass ein solches Kleinod unsachgemäß behandelt wird. Wenn Sie bei diesem Wetter weiter damit durch die Straßen irren, können Sie ihn genauso gut in den nächsten Müllcontainer werfen. Deshalb –« erneut wechselte der Globus den Besitzer. »Deshalb werde ich mich darum kümmern.« Betont langsam ging sie zur Kasse. Der Mann blieb wortlos an seinem Platz. Seine Gesichtszüge waren erschlafft. Er verfolgte Gabi mit dem Blick eines traurigen Hundes. Beim lauten Klingeln der antiken Kurbelkasse fuhr er zusammen.
    Mit einem angedeuteten Lächeln schritt Gabriele auf ihren Besucher zu, in ihrer Hand ein paar Hunderter. Sie musste ihn erst an den Arm stupsen, bevor er begriff. Der Schmächtige schnappte sich die Scheine und war im nächsten Augenblick verschwunden.

5
    »… nein, Klaus, hör mir doch mal zu …« Sina hatte von Gabrieles gewinnträchtigem Handstreich nichts mitbekommen. Als Gabi zu ihr ins Hinterzimmer zurückkehrte, kauerte sie noch immer auf dem Schemel vor dem Tischchen, war aber im Geiste

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