Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
den Jungs heimlich beim Pinkeln zugeschaut haben.«
    Gabriele knipste ihre Taschenlampe ein. »Deinen Humor möchte ich haben! Ich habe geglaubt, unser letztes Stündlein hat geschlagen! Nichts wie raus!«
    Leise, jedoch so zügig wie möglich, liefen die Frauen die Treppe zur oberen Etage hinauf. Auf den letzten Stufen hörten sie noch, wie sich aus den tieferen Geschossen aufgeregtes Geschrei erhob.
    »Gleich wird’s ernst!«, warnte Sina.
    Sie stürmten aus dem Bunker, hasteten durch die Schneise. Die Freundinnen hatten Glück. Der Morgen dämmerte bereits, sie konnten deutlich den Weg zu ihren Füßen erkennen. Sie kamen schnell voran. Immer wieder drehte sich Sina um, konnte aber keinen Verfolger ausmachen.
    Der VW-Bus stand genau dort, wo ihn Gabriele abgestellt hatte. Sina ging prüfend um den Wagen, um ihn oberflächlich zu untersuchen. Nichts deutete darauf hin, dass sich die Fremden an ihm zu schaffen gemacht hatte. Gabriele schloss auf und sprang auf den Fahrersitz. Sie war noch immer völlig außer Atem, als sie krachend den ersten Gang einwarf.

44
    Mittlerweile war es heller Morgen. Es versprach ein schöner Frühlingstag zu werden. Doch das war Sina und Gabi im Augenblick so ziemlich das letzte, was sie interessierte. Gabriele hatte ihren Bulli diesmal hinter dem Gasthaus abgestellt. So dass er von Passanten, die an der ›Schwedenschanze‹ vorbeikamen, nicht gesehen werden konnte. Sie wollte bereits die Tür öffnen, doch Sina hielt sie zurück. »Warte noch.«
    »Worauf denn?«
    »Ich frage mich, was wir hier sollen.«
    Gabriele hob fragend die Brauen: »Wir wohnen hier!«
    »Ja, aber was können wir von hier aus groß unternehmen? Wir müssen so schnell wie möglich zur Polizei! Am besten sofort!«
    »Ohne Papiere? Hast du etwa welche dabei?«
    Sina tastete ihre Hosentaschen ab, zuckt dann mit den Schultern. »Verdammt, nein! Die liegen oben im Zimmer.«
    »Na siehst du«, meinte Gabriele besserwisserisch und stieg aus.
    Auf ihrem Weg zum Zimmer achteten sie peinlichst genau darauf, von niemandem gesehen zu werden. Bloß keine dummen Fragereien!
    Sina kramte zielstrebig nach ihrem Ausweis und suchte sich schnell ein paar frische Sachen zusammen. Sie zog sich ihr verschwitztes Sweatshirt vom Oberkörper und ging zum Spülbecken. Fahrig benetzte sie die Achselhöhlen, wusch sich hektisch das Gesicht. Erst jetzt bemerkte sie, dass Gabi keine besondere Eile an den Tag legte. Seelenruhig nahm sie auf der Bettkante Platz. »Was ist? Beeil dich! Wir müssen zur Polizei!« Und eigentlich mehr zu sich selbst sprach sie noch: »Hoffentlich können wir überhaupt noch was tun …«
    Gabriele sah Sina direkt in die Augen: »Was meinst du, passiert, wenn wir zur Polizei gehen?«
    Sina, die noch immer mit nacktem Oberkörper am Waschbecken lehnte, erwiderte ziemlich naiv: »Na, wir erzählen die Geschichte und –« Sie bemerkte Gabrieles skeptischen Gesichtsausdruck und stockte.
    »Niemand wird uns diese Geschichte abkaufen.«
    Sina wurde sauer: »Wir haben Beweise!«
    »Welche denn?« Gabriele schüttelte bitter lächelnd den Kopf. »Nazis und Satelliten …«
    »Aber der Bunker, die Sendeanlage! Das sind Fakten!«, argumentierte Sina aufgebracht.
    »Von sehr zweifelhaften Leuten gebastelt.«
    »Das spielt überhaupt keine Rolle, wer die Dinger gebastelt hat. Es geht um Menschenleben, Gabi!«, konterte Sina und stemmte die Arme in die Hüften.
    Gabriele musterte sie von oben bis unten und bemerkte dann süffisant: »Eine halb nackte Frau fantasiert über Raketen und böse unbekannte Männer. Na, wenn das nicht ein Heidenspaß für die Peenemünder Polizei wird.«
    Wütend griff sich Sina ein frisches T-Shirt und zog es sich über. Dabei warf sie ihrer Freundin bitterböse Blicke zu.
    »Sieh es endlich ein, Sina! Wie lange bleibt uns, bis diese Bombe einschlägt? 14 Stunden? Maximal 15. Die Zeit reicht nicht mal aus, um die Polizei hier vor Ort zu überzeugen, geschweige denn irgendwelche internationalen Behörden.«
    Die Erkenntnis traf Sina mit voller Wucht. Sie musste sich am Waschbecken abstützen. »Du hast es gewusst«, sagte sie matt. »Du hast von Anfang an gewusst, dass uns niemand glauben wird. Du wolltest nie wirklich Hilfe holen! Mit diesem Trick wolltest du nur erreichen, dass ich von der Sendeanlage wegkomme! Du wolltest nichts als deine Haut retten!«
    »Und deine! Unsere Haut, Sina!«
    Sina sah zum Spiegel über dem Waschbecken und blickte in ihr eigenes mitgenommenes Gesicht. Eine

Weitere Kostenlose Bücher