Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
Vom Netzwerk:
Raketenpioniere! Dieses V2-Museum gleicht dem Hörensagen nach einem Tempel, in den die Nazi-Technik-Fanatiker in Scharen pilgern.«
    Sina horchte auf: »V2-Museum? Was für ein V2-Museum?«
    »Ja, du weißt doch. Dieses Verherrlichungsinstitut gleich um die Ecke. Daran sind wir x-mal vorbeigekommen. Bereits bei unserer Ankunft wollten wir doch eigentlich dahin.«
    Sina schöpfte wieder Hoffnung: »Gabi! Ich glaube, wir sind noch nicht am Ende. Dieses Museum hatte ich total vergessen. Ja, sicher, gerade wo du es sagst: Die Wirtin hatte uns längst einen Besuch dort empfohlen. Und Klaus hat auch davon gesprochen.« Sie rieb sich das Kinn: »Ich finde, wir sollten diesen Vorschlag aufgreifen. Einen Versuch ist es zumindest wert.«
    Gabriele konnte nicht ganz folgen: »Was für einen Versuch?«, fragte sie misstrauisch.
    »Du sagtest doch selbst: Tempel der Nazitechnik. Lass uns dem Oberpriester dieses Tempels einen Besuch abstatten. Gleich morgen in aller Früh! «

45
    Die Nachricht ließ an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig. Es war ein Telegramm, das die Wirtin den Frauen in die Hand drückte, als diese im Begriff waren die ›Schwedenschanze‹ zu verlassen. Ein Telegramm aus Nürnberg.
    Sinas Gesichtsausdruck sprach Bände. Auf ihrem Weg zum Raketen-Museum las sie die Botschaft erneut durch: »›Verfluchte Weiber … jetzt ist Schluss. Ich mache mir Sorgen … Was treibt ihr beiden? Ich sitze neben dem Telefon … Klaus’.«
    »Der gibt nie auf«, höhnte Gabriele.
    »Ich kann mir gut vorstellen, wie ihm zumute ist. Möchte nicht in seiner Haut stecken. Der Arme.«
    Die Pforte zum Museumsgelände war bereits zu sehen, als Gabriele abrupt stehen blieb. »Gib mal her, das Telegramm!«
    Sina reichte es ihr wortlos. Gabriele überflog es kurz: »›Ich sitze neben dem Telefon‹ – was hältst du davon, wenn wir den armen Klaus von seinem Kummer befreien? Rufen wir ihn an!«
    »Jetzt?« In Sina regte sich Argwohn: »Du suchst nicht zufällig wieder einen Grund, um von der Bombe abzulenken?«
    »Ganz im Gegenteil. Ich spiele mit dem Gedanken, deinen Ex einzuweihen. Machen wir aus der Not einfach eine Tugend: Er wollte uns helfen. Nun darf er es.«
    »Aber Gabi!«
    »Nein, ich mache mich nicht über ihn lustig. Wenn wir wirklich etwas gegen die Höllenmaschine dort oben tun wollen, brauchen wir Unterstützung. Die Polizei kommt vorerst nicht in Frage. Aber Klaus – dem traue ich es zu, dass er die Sache durchzieht und hinterher ausnahmsweise mal den Mund hält.«
    Sina hatte da ihre Zweifel. Ausgerechnet Klaus? Woher nahm Gabriele das plötzliche Vertrauen zu ihm? Andererseits: Sie hatte recht. Es kam auf jede Minute an. Während sie und Gabi im Museum nachforschten, konnte Klaus sich an anderer Stelle schlau machen. Vielleicht in irgendeiner Uni. »O. k., ich bin zwar nicht wirklich begeistert, und wir werden sicher noch Probleme bekommen, wenn wir Klaus hinterher zum Stillschweigen verdonnern wollen, aber – uns bleibt wohl kaum eine andere Wahl.«
    »Außerdem sitzt er ja neben dem Telefon, ist also sofort zu erreichen. Hier, nimm!« Sie reichte Sina eine Telefonkarte und deutete zur Zelle gegenüber des Museumseingangs. »Und mach’s kurz.«
    Der Eingang des Historisch-Technischen Informationszentrums – so der offizielle Name der Einrichtung – war von einem Kassenhäuschen verstellt. Gabriele trat näher. In dem Häuschen saß eine junge Frau. Sie war in die Lektüre eines dicken Wälzers voller winziger Buchstaben, Zahlen und Grafiken vertieft. Vielleicht eine Studentin. Eingerahmt wurde sie von Postkarten, Postern und Büchern. Allesamt über das Thema: Raketen und fliegende Bomben. Direkt neben ihr stand eine Pappuhr. Die Zeiger standen auf neun Uhr. Darunter der Hinweis ›Nächste Filmvorführung‹. Als die junge Frau Gabi bemerkte, schob sie ein kleines Glasfenster beiseite und beugte sich vor: »Einmal?«
    Gabi blickte sich suchend um und sah, wie Sina die Telefonzelle verließ. Wieder der Ticketverkäuferin zugewandt, sagte sie: »Nein, zweimal.« Sie kramte das nötige Kleingeld aus dem Portemonnaie und legte es der Frau hin. Als Sina atemlos dazustieß, griff sie sich noch schnell einige Prospekte über das Museum.
    Die beiden hatten bereits den Vorhof des Museumsareals hinter sich gelassen, als Sina etwas einfiel. Sie rannte zurück zum Kassenhäuschen, an dem bereits die ersten Touristen anstanden. »Entschuldigung«, sprach sie die Verkäuferin an. »Sagen Sie, wo finde ich den Leiter

Weitere Kostenlose Bücher