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Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen

Titel: Doberstein & Rubov 01 - Feuerfrauen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Beinßen
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des Museums?«
    Die junge Frau beugte sich aus ihrem Häuschen und deutete auf einen verklinkerten Betonbau in der Mitte des Geländes. »Wenn er schon da ist – dort in der Raketenleitwarte.«
    Gabriele wartete bereits ungeduldig: »Nun aber schnell! Darf ich dich an deine eigenen Worte erinnern: Es geht um jede Minute!«
    »Ist ja gut. Dort drüben müssen wir hin. Da sitzt unser Mann.«
    »Apropos Mann: Was hat er denn gesagt, dein Klaus?«
    Sina schnaufte einmal durch: »Soll ich alle Schimpfwörter aufzählen, die er mir an den Kopf geknallt hat, oder reicht dir ein Best of?«
    »Lass es besser ganz sein. Macht er wenigstens mit?«
    Man sah Sina an, dass sie ein Stück weit stolz auf ihren Ex-Freund war, als sie sagte: »Jawohl. Er gehört ab sofort zum Team. Er müsste bereits auf dem Weg nach München sein.«
    »München?«
    »Ja. Er hat den ziemlich pfiffigen Vorschlag gemacht, sich mal mit ein paar Spezialisten zu unterhalten. Er will’s bei den Ingenieuren von der DASA probieren. Kennt die wohl ganz gut. Noch von seiner Zeit an der Uni. Klar, dass er seine Fragen möglichst unauffällig an den Mann zu bringen versucht.«
    Gabriele klang skeptisch: »Kommilitonen von der Uni? Ich bezweifle, dass dabei viel rauskommt.«
    Sina zögerte einen Moment, bevor sie weitersprach. »Und da ist noch etwas.«
    »Ich bin ganz Ohr.«
    »Klaus hat eine zweite, ziemlich clevere Idee.«
    »Die wäre?«
    »Er meint, du sollst auch Friedhelm anrufen.«
    Gabriele stolperte über ihre eigenen Füße. »Was? Friedhelm? Tickt dein Verflossener nicht mehr ganz richtig?«
    »Ganz im Gegenteil. Klaus meint, dass wir unbedingt einen weiteren Helfer brauchen. Einen, der sich um die Bombe selbst kümmert.«
    »Um die Bombe selbst? Soll ich meinen Bruder etwa in die Erdumlaufbahn schießen?« Gabriele konnte sich bei dem Gedanken, Friedhelm auf diese Weise ein für allemal loszuwerden, ein böses Lächeln nicht verkneifen. »Wäre vielleicht gar keine schlechte Idee.«
    Sina blieb sachlich: »Friedhelm könnte Nachforschungen über den Stand der Bombentechnik um 1945 anstellen. Wir müssen wissen, womit wir es zu tun haben. Welche Sprengkraft das Geschoss hat.«
    Gabriele bremste voreilige Erwartungen: »Bevor ich Friedhelm mit einbeziehe, versuchen wir es erstmal selbst. Vielleicht kann uns der Museumsdirektor tatsächlich weiterhelfen.«
    Die Raketenleitwarte, zu der die Kassiererin die Frauen geschickt hatte, war eigentlicher Mittelpunkt des Museums. Vom Eingang aus führten zwei Treppen ins Innere. Die rechte wurde flankiert von zwei original V2-Raketenspitzen. Leicht verbeult, schwarz lackiert und zusammen mit dem Sockel jeweils gute zwei Meter hoch. Obwohl die Raketen demontiert waren, vermittelten sie einen Furcht einflößenden Eindruck. Drohend beherrschten sie den ganzen Vorraum. Gabriele und Sina blieben unwillkürlich stehen und starrten die schwarzen Metallkegel mit großen Augen an.
    »Sprengköpfe alter V2-Raketen«, murmelte Sina. »Stell dir bloß mal die ganze Rakete vor.« Sie deutete mit den Händen nach oben. »Vervielfache die Größe und bündele drei oder vier dieser Ungetüme.« Düster meinte sie: »Dann hast du eine Vorstellung von dem, was auf New York zurast.«
    Die Frauen erreichten eine größere Halle. Weitläufig, aber relativ niedrig. Offenbar das Herz der Anlage. Außer ihnen war sonst niemand im Raum. Die Ausstellungsexponate waren an den Wänden aufgereiht. So, dass man sie dem Uhrzeigersinn entsprechend abschreiten und sich dadurch ein chronologisches Bild über die Anfänge der Weltraumfahrt machen konnte. Im Zentrum des Saals stand ein Modell. Sina und Gabi traten näher. Die Miniatur zeigte den landschaftlich markanten Peenemünder Haken zur Zeit des Dritten Reichs.
    Sina sah nervös auf die Uhr. »Warten wir ein paar Minuten. Er kommt bestimmt gleich.«
    Zunächst ohne großes Interesse schauten sich beide die Ausstellung an. Sina nahm flüchtig die Bilder einiger Raketenpioniere wahr. Oberth, Ziolkowskij und immer wieder von Braun. Dann sah sie Fotos, Luftaufnahmen, Blaupausen. Dazwischen kleinere Originalteile aus der V2 und ihrer Vorläufer. Unter anderem ein Kreiselkompass der A5, eine kleinere Ausgabe der V2, die zu Versuchszwecken in den Himmel geschossen wurde. »Die ist bereits 13 Kilometer hoch gekommen«, entnahm Sina der nebenstehenden Beschreibung. Daneben das Wrackteil einer V2. Sinas Stimme wurde schwer, als sie die technischen Daten vorlas: »650.000 PS, knapp 13 Tonnen schwer

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