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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Ist das denn zu glauben? Sagt mir das einfach so, als wäre es die natürlichste Sache der Welt.«
    Jago nahm die Kette in die Hand und betrachtete sie. »Ein Skapulier«, murmelte er.
    »Genau! So hat sie es genannt! Skapulier. Aber das ›M‹ steht für Maria. Das macht mir Sorgen.«
    Jago nickte, aber Selevan sah auch ein Lächeln in seinen Mundwinkeln lauern. Das ärgerte ihn. Jago hatte gut lachen! Es war ja nicht seine Enkelin, die mit einem ›M‹ für Maria um den Hals herumlief.
    »Irgendetwas ist irgendwann mit dem Mädchen passiert«, sagte er. »Das ist die einzige Erklärung für den Zustand, in dem es sich jetzt befindet. Afrika ist daran schuld. All die Eingeborenenfrauen, die es da gesehen hat, die mit baumelnden Brüsten über die Straße laufen. Ist doch kein Wunder, dass es da ganz durcheinander ist.«
    »Heilige Muttergottes«, sagte Jago.
    »Das kannst du laut sagen«, schnaubte Selevan.
    Jago fing an zu lachen, laut und herzhaft, und als Selevan entrüstet auffuhr, winkte Jago beschwichtigend ab: »Jetzt reg dich mal ab, Kumpel! Du hast doch selber gesagt, das ›M‹ steht für Maria. Auf einem Skapulier steht das ›M‹ für Maria, die Muttergottes. Das hier ist ein religiöser Gegenstand. So etwas tragen Katholiken. An manchen hängt auch ein Bild von Jesus. Oder ein Heiliger. St. Sowieso von Sowieso. Es ist ein Frömmigkeitssymbol.«
    »Verdammt«, murmelte Selevan. »Das wird ja immer vertrackter.« Tammys Mutter träfe der Schlag, so viel war sicher. Ein Grund mehr, Tammys Sachen zu packen und sie vor die Tür zu setzen. In Sally Joys Vorstellung rangierten Katholiken auf der Liste der verachtungswürdigsten Menschen auf Platz zwei gleich hinter Terroristen. »Wenn es wenigstens St. Georg und sein Drache wären«, brummelte er. Das hätte man zumindest patriotisch deuten können.
    »St. Georg wirst du auf einem von diesen Dingern wohl kaum finden«, entgegnete Jago und ließ das Skapulier von seinem Finger baumeln. »Drachen sind schließlich Fabelwesen. Und darum ist auch St. Georg selbst mit einem dicken Fragezeichen behaftet. Aber grundsätzlich sind sie genau dazu da: Der Gläubige – oder im Fall deiner Tammy die Gläubige, die einen bestimmten Heiligen besonders verehrt – trägt so ein Ding um den Hals, vermutlich um sich selbst ein bisschen heiliger zu fühlen.«
    »Die verdammten Politiker sind schuld«, behauptete Selevan finster. »Sie haben die Welt zu dem gemacht, was sie heute ist, und darum versucht das Mädchen, eine Heilige zu werden. Sich auf das Ende der Welt vorzubereiten. Und lässt sich das von nichts und niemandem ausreden.«
    »Hat sie das behauptet?«
    »Hä?« Selevan griff nach dem Skapulier und stopfte es zurück in die Brusttasche seines Hemdes. »Sie sagt, sie will ein Leben im Gebet führen. Das waren ihre Worte. ›Ich will im Gebet leben, Granddad. Ich glaube, das ist es, was jeder anstreben sollte.‹ Als würde es helfen, auch nur ein einziges Problem auf der Welt zu lösen, wenn man sich irgendwo in eine Höhle setzt und Gras isst und einmal pro Woche seine eigene Pisse trinkt.«
    »So sehen ihre Pläne aus?«
    »Ach, was weiß denn ich, wie ihre Scheißpläne aussehen! Niemand weiß das, und das gilt ganz besonders für das Mädchen selbst. Siehst du nicht, wie es läuft? Sie hört von irgendeiner Religion, der sie sich anschließen kann, und das tut sie dann auch gleich, weil genau diese eine Religion – anders als alle anderen – diejenige ist, die die Welt retten wird.«
    Jago wirkte versonnen. Selevan hoffte inständig, sein Freund würde eine Lösung für sein Problem mit Tammy zum Besten geben, doch Jago schwieg beharrlich, also fuhr Selevan fort: »Ich komme einfach nicht zu ihr durch. Nicht einmal ansatzweise. Unter ihrem Bett hab ich einen Brief gefunden. Sie haben ihr geschrieben, sie solle vorbeikommen und sich alles ansehen. Führ ein Gespräch mit uns, damit wir dir auf den Zahn fühlen und sehen können, ob du hier reinpasst und ob wir dich haben wollen und was sonst noch. Ich habe sie darauf angesprochen, und da ist sie fuchsteufelswild geworden, weil ich angeblich in ihren Sachen rumgeschnüffelt habe.«
    Jago kratzte sich nachdenklich am Kopf. »Stimmt ja auch«, sagte er.
    »Was?«
    »Du hast in ihren Sachen geschnüffelt, oder etwa nicht?«
    »Musste ich doch! Wenn nicht, wäre ihre Mutter wieder hinter mir her gewesen wie der Teufel hinter der armen Seele. Sie sagt immer: ›Wir müssen sie zur Vernunft bringen.

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