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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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fürchte, ich habe sein Gesicht nicht deutlich sehen können.«
    »Und ich fürchte, das ist nicht, wonach ich Sie gefragt habe.«
    »Ich bin nicht aus dieser Gegend. Wie gesagt, das hier ist mein Ferienhaus. Ich komme hin und wieder übers Wochenende. Feiertage. Urlaub. Ich kenne ein paar Leute hier, aber hauptsächlich die, die in der Nähe wohnen.«
    »Und dieser Junge wohnte nicht hier in der Nähe?«
    »Ich kenne ihn nicht.« Daidre spürte, wie sich der Schweiß in ihrem Nacken sammelte, und fragte sich, ob er ihr auch auf der Stirn stand. Sie war den Umgang mit der Polizei nicht gewohnt, und unter diesen Umständen war er besonders zermürbend.
    Jemand klopfte vernehmlich an die Tür, doch noch ehe irgendwer hingehen und öffnen konnte, hörten sie schon zwei Männerstimmen – eine davon Sergeant Collins' –, und unmittelbar darauf trat er ein. Daidre hatte angenommen, dass es sich bei seinem Begleiter um den Rechtsmediziner handelte, den DI Hannaford angefordert hatte, aber das war offenbar nicht der Fall. Der groß gewachsene, grauhaarige und gut aussehende Ankömmling nickte in die Runde und fragte dann grußlos die Polizistin: »Wo steckt er?«
    Worauf sie antwortete: »Ist er nicht im Auto?«
    Der Mann schüttelte den Kopf. »Anscheinend nicht.«
    »Dieser elende Bengel«, schimpfte Hannaford. »Also wirklich. Danke, dass du so kurzfristig gekommen bist, Ray.« Dann wandte sie sich an Daidre und Thomas. »Ich brauche Ihre Kleidung, wie gesagt, Dr. Trahair. Sergeant Collins wird sie in Empfang nehmen, also gehen Sie sich bitte umziehen.« Und zu Thomas: »Wenn die Kriminaltechnik eintrifft, bekommen Sie einen Overall. Unterdessen, Mr. … Ich weiß Ihren Namen gar nicht.«
    »Thomas«, antwortete er.
    »Mr. Thomas, ja? Oder ist Thomas Ihr Vorname?«
    Er zögerte. Daidre glaubte einen Moment, er würde lügen, denn danach sah es aus. Und das konnte er ja auch, da er keine Ausweispapiere bei sich hatte. Er konnte behaupten, Gott weiß wer zu sein. Er blickte ins Kohlefeuer, als meditierte er über die verschiedenen Möglichkeiten. Dann sah er Detective Hannaford wieder an. »Lynley«, sagte er. »Thomas Lynley.«
    Hannaford sah ihn schweigend an. Daidres Blick wanderte von Thomas zu Hannaford, und sie stellte erstaunt fest, wie deren Ausdruck sich veränderte, ebenso wie der des Mannes, den sie Ray genannt hatte. Seltsamerweise war er es auch, der das Wort ergriff. Was er sagte, verwirrte Daidre vollends: »New Scotland Yard?«
    Thomas Lynley zögerte erneut. Dann schluckte er. »Bis vor Kurzem«, antwortete er. »Ja. New Scotland Yard.«
    »Natürlich weiß ich, wer er ist«, erklärte Bea Hannaford ihrem Exmann schroff. »Ich lebe ja nicht hinterm Mond.« Es sah Ray ähnlich, sie derart herablassend aufzuklären. Er war ja so was von stolz auf sich. Devon and Cornwall Constabulary. In Middlemore. Dort war er Assistant Chief Constable – eigentlich ein Schreibtischtäter, fand Bea, aber nie zuvor hatte eine Beförderung das Verhalten eines Menschen in so nervtötender Weise verändert. »Die Frage ist nur, was er ausgerechnet hier zu suchen hat«, fügte sie hinzu. »Collins sagt, er kann sich nicht einmal ausweisen. Also könnte er auch jemand ganz anderes sein, oder?«
    »Könnte. Ist er aber nicht.«
    »Woher willst du das wissen? Kennst du ihn?«
    »Ich muss ihn gar nicht kennen.«
    Wieder dieser Ausdruck von Selbstzufriedenheit. War er schon immer so gewesen? Hatte sie es einfach nicht gesehen? Hatte die Liebe oder was auch immer sie so blind gemacht, dass sie diesen Mann bedenkenlos geheiratet hatte? Es war ja nicht so gewesen, dass sie sich der gefährlichen Altersgrenze genähert hätte und Ray ihre letzte Chance auf Heim und Familie gewesen wäre. Sie war erst einundzwanzig gewesen. Und glücklich – oder etwa nicht?
    Bis Pete gekommen war, war ihr Leben in Ordnung gewesen: Sie hatten ein Kind – eine Tochter –, und auch wenn es eine kleine Enttäuschung war, hatte Ginny ihnen doch gleich nach ihrer Heirat ein Enkelkind geschenkt, und das nächste war bereits unterwegs. Bea und Ray hatten in nicht allzu ferner Zukunft dem Pensionsalter entgegengesehen und all den verlockenden Dingen, die sie sich für die Zeit nach dem Berufsleben vorgenommen hatten. Doch dann hatte Pete sich angekündigt – eine totale Überraschung. Eine freudige für Bea; unliebsam für Ray. Der Rest war Geschichte.
    »Tatsächlich ist es so, dass ich in der Zeitung über ihn gelesen habe«, sagte Ray in diesem

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