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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Trainer ausbilden. Er würde das Chaos beseitigen, das ihre Mutter als angebliche Direktorin jener nicht existenten Marketingabteilung hinterlassen hatte, während sie – Kerra – auf der Suche nach geeigneten Mitarbeitern wäre. Vielleicht würden sie sich hin und wieder in der Frühstücks- oder Mittagspause treffen, vielleicht aber auch nicht. Es stand also nicht zu befürchten, dass sie tagsüber aufeinanderhängen und dann später am Abend aufeinanderliegen würden.
    Er hatte gefragt: »Siehst du denn nicht ein, Kerra, dass ich hier in Casvelyn eine vernünftige Arbeit brauche? Und genau das ist dieser Job! Sie hängen hier ja nicht gerade an den Bäumen, und es war ziemlich anständig von deinem Vater, ihn mir anzubieten. Geschenkter Gaul und so weiter.«
    Ihr Vater war wohl kaum ein geschenkter Gaul, dachte sie, und es war erst recht nicht der Anstand, der ihn bewogen hatte, Alan die Stelle anzubieten. Sie brauchten jemanden, der Adventures Unlimited in der Öffentlichkeit publik machte, und sie brauchten einen ganz bestimmten Jemand dafür. Alan Cheston schien genau dieser Jemand zu sein, nach dem ihr Vater gesucht hatte.
    Ihr Vater ließ sich in seinen Entscheidungen gerne vom äußeren Anschein leiten. In seiner Vorstellung entsprach Alan einem bestimmten Typus. Oder, genauer gesagt, er entsprach einem gewissen Typus eben nicht. Ihr Vater glaubte, der Typus, den sie bei Adventures Unlimited nicht brauchen konnten, war der Maskuline: Dreck unter den Fingernägeln, ein Kerl, der eine Frau aufs Bett warf und es ihr besorgte, bis sie Sterne sah. Was er nicht begriff – und nie begriffen hatte –, war, dass es keinen derartigen Typus gab. Es gab nur Männer. Und trotz der abfallenden Schultern, der Brille, trotz des vorstehenden Adamsapfels und der zarten Hände mit den langen, tastenden, spachtelförmigen Fingern war Alan Cheston ein Mann. Er dachte wie ein Mann, handelte wie ein Mann, und – das war das Entscheidende – er reagierte wie ein Mann. Und genau deshalb hatte Kerra auf stur geschaltet, doch es hatte nicht gefruchtet, weil sie eben auch nicht mehr gesagt hatte als: »Es wird nicht funktionieren.« Da das nichts nützte, hatte sie den einzigen Weg gewählt, der ihr in dieser Situation noch offenstand, und ihm gesagt, dass sie ihre Beziehung dann wohl würden beenden müssen, woraufhin er in aller Seelenruhe und ohne den leisesten Hauch von Panik in der Stimme erwidert hatte: »Ist es das, was du tust, wenn du nicht bekommst, was du willst? Du servierst die Menschen einfach ab?«
    »Ja«, hatte sie erklärt. »Genau das ist es, was ich tue. Aber nicht dann, wenn ich nicht bekomme, was ich will. Sondern dann, wenn die Menschen nicht auf das hören, was ich ihnen zu ihrem eigenen Besten rate.«
    »Wie kann es zu meinem Besten sein, diesen Job nicht anzunehmen? Er bringt Geld. Er bietet eine Zukunft. Ist es nicht das, was du willst?«
    »Anscheinend nicht«, antwortete sie.
    Trotzdem war sie nicht in der Lage gewesen, ihre Drohung wahrzumachen, was zum Teil daran lag, dass sie sich nicht vorstellen konnte, wie es wäre, tagsüber mit Alan zu arbeiten, ihn aber abends nicht mehr zu sehen. Sie war schwach in dieser Hinsicht, und sie verabscheute ihre Schwäche, zumal sie ihn sich doch vornehmlich ausgesucht hatte, weil er der Schwache zu sein schien: rücksichtsvoll, was sie für unterwürfig, und behutsam, was sie für zaghaft gehalten hatte. Doch seit er bei Adventures Unlimited arbeitete, hatte er bewiesen, dass er genau das Gegenteil davon war, und das machte ihr eine Himmelangst.
    Ein Weg, diese Angst loszuwerden, war, sie zu konfrontieren, doch das hätte geheißen, Alan selbst zu konfrontieren. Nur wie? Sie hatte anfangs gegrollt, dann hatte sie abgewartet, beobachtet und zugehört. Das Unvermeidliche war genau das: unvermeidlich. Und wie sie es auch früher immer schon getan hatte, hatte sie die Zeit genutzt, um sich zu stählen. Sich innerlich zu distanzieren, während sie äußerlich Selbstsicherheit zur Schau trug.
    An dieser Rolle hatte sie bis heute festgehalten, genau bis zu dem Moment, da er ihr eröffnete: »Ich muss für ein paar Stunden weg, runter an die Küste.« Das hatte Alarmsirenen in ihrem Hirn ausgelöst. Und an dem Punkt war ihr nichts anderes mehr übrig geblieben, als sich aufs Rad zu schwingen und schnell und weit weg zu fahren. Sich so zu verausgaben, dass sie nicht mehr denken konnte und somit auch nicht mehr leiden. Darum hatte sie sich all ihren Verpflichtungen

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