Doch die Sünde ist Scharlachrot
gesagt haben«, schloss Frankie Kliskey. »Keiner von uns konnte den Kerl ausstehen. Also hat Jack Nan überredet, ihn anzumachen. Was dazu führte, dass Jamie es gleich an Ort und Stelle mit ihr treiben wollte.«
»Vorzugsweise da, wo jeder es sehen konnte«, fügte Darren Fields hinzu.
»Wo Jack es sehen konnte«, korrigierte Chris. »So war Jamie.«
»Aber Nan sagte Nein«, setzte Frankie die Geschichte fort. »Auf keinen Fall wollte sie es da tun, wo andere zusehen konnten, wo vor allem Jack sie würde beobachten können. Lass uns runter zur Höhle gehen, hat sie gesagt, und das haben sie auch getan. Und dort haben wir auf sie gewartet.«
»Sie kannte den Plan?«
»Jack hatte es ihr gesteckt«, antwortete Chris. »Sie wusste Bescheid. Lock Jamie mit dem Versprechen auf Sex runter zur Höhle. Geh mit ihm zusammen dort runter, denn er ist nicht blöd, und auf das bloße Versprechen, dort aufzukreuzen, würde er nicht eingehen. Geht also gemeinsam hin. Tu so, als wolltest du's genauso wie er. Den Rest übernehmen wir. Also kamen sie so gegen halb zwei runter an den Strand. Wir hatten uns in der Höhle versteckt, und Nan führte ihn geradewegs zu uns. Den Rest … können Sie sich selbst zusammenreimen.«
»Es konnte nicht viel schiefgehen. Sie waren zu sechst.«
»Nein«, widersprach Darren. Seine Stimme klang rau. »Ben Kerne war nicht dabei.«
»Wo war er denn?«
»Er war längst nach Hause gegangen. Er war einfach dämlich und verbohrt, wenn es um Dellen ging. Immer schon. Gott, wenn sie nicht gewesen wäre, wäre er gar nicht erst zu der blöden Party gegangen. Aber er brauchte Aufmunterung, also haben wir gesagt: ›Lass uns hingehen und seinen Fusel trinken und sein Büfett abräumen und seine Musik hören.‹ Nur war sie eben auch da, diese verfluchte Dellen mit irgendeinem neuen Kerl, und prompt hat Ben sich an das falsche Mädchen rangemacht. Und danach wollte er nur noch nach Hause. Also ist er gegangen. Der Rest von uns hat mit Nan gesprochen, Nan ist zurück auf die Party gegangen und …« Darren wies in Richtung Strand, wo zu ihren Füßen die Höhle in den Klippen versteckt lag.
Lynley setzte die Geschichte fort: »Sie haben ihm in der Höhle die Kleidung abgenommen und ihn gefesselt. Sie haben ihn mit Kot beschmiert. Haben Sie auch über ihn uriniert? Nein? Sondern? Onaniert? Einer von Ihnen? Sie alle?«
»Er hat geheult«, sagte Darren. »Das war alles, was wir wollten. Als er anfing zu heulen, waren wir fertig mit ihm. Wir haben ihn losgebunden und liegen lassen. Sollte er doch selbst die Klippe rauffinden. Den Rest kennen Sie.«
Lynley nickte. Die Geschichte verursachte ihm eine fahle Übelkeit. Es war eine Sache zu mutmaßen, aber eine ganz andere, die Wahrheit ausgesprochen zu hören. Es gab so viele Jamie Parsons auf der Welt und so viele Jungen wie diese Männer, die hier vor ihm standen. Diese weite Kluft zwischen ihnen und die Frage, ob und wie man diese Kluft je überbrücken konnte. Jamie Parsons war vermutlich unerträglich gewesen. Aber das hieß noch lange nicht, dass er verdient gehabt hätte zu sterben.
»Eines würde mich noch interessieren«, sagte Lynley.
Sie warteten. Alle sahen ihn an: Darren Fields trotzig, Chris Outer so gelassen, wie er vermutlich vor achtundzwanzig Jahren schon gewesen war, Frankie Kliskey ängstlich, als befürchtete er einen weiteren psychologischen Tiefschlag.
»Wie haben Sie es geschafft, alle bei derselben Geschichte zu bleiben, als Sie damals von der Polizei vernommen wurden? Bevor die sich auf Ben Kerne eingeschossen hatte, meine ich.«
»Wir haben die Party um halb zwölf verlassen. An der Hauptstraße haben wir uns getrennt. Wir sind nach Hause gegangen.« Es war Darren, der sprach, und Lynley verstand: Nur drei Sätze, wieder und wieder aufgesagt. Sie mochten unverantwortlich dumm gehandelt haben, diese fünf Jungen, aber mit dem Gesetz hatten sie sich hinreichend ausgekannt.
»Was haben Sie mit den Kleidungsstücken gemacht?«
»Hier wimmelt es nur so von Stollen und Minenschächten«, erklärte Chris. »Das ist typisch für diese Ecke Cornwalls.«
»Und was war mit Ben Kerne? Haben Sie ihm gesagt, was passiert ist?«
»Wir haben die Party um halb zwölf verlassen. An der Hauptstraße haben wir uns getrennt. Wir sind nach Hause gegangen.«
Also war Ben Kerne genauso ahnungslos gewesen wie alle anderen, dachte Lynley, abgesehen von den fünf Jungen und dem Mädchen. »Was war mit Nancy Snow?«, fragt er. »Wie konnten Sie
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