Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
Vom Netzwerk:
hätte sagen sollen, und aus diesem Grund einfach überhaupt nichts gesagt. In ihrer Gegenwart konnte er abwarten, welche Richtung sie einschlagen würden.
    »Junge Männer – heranwachsende Jungen – tun fast alles, wenn Sex im Spiel ist«, sagte Lynley. »Ich nehme an, Jamie Parsons war in dem Punkt nicht anders als Sie. Also ist die Frage: War er homosexuell, und hat einer von Ihnen ihm ein Versprechen gegeben, das unten in der Höhle eingelöst werden sollte?«
    Schweigen. Das beherrschten sie wirklich meisterlich. Aber Lynley war sich einigermaßen sicher, dass er sie würde weichklopfen können.
    »Es muss jedoch mehr als nur ein Versprechen gewesen sein«, fuhr er fort. »Jamie hätte sich schwerlich darauf eingelassen, wenn ihm nur ein schnelles Nümmerchen mit einem von Ihnen in Aussicht gestellt worden wäre. Es muss eine eindeutigere Einladung gewesen sein, ein Auslöser, ein Signal, sodass er dachte, es wäre sicher, den nächsten Schritt zu tun. Was könnte das gewesen sein? Ein wissender Blick? Ein Wort? Eine Geste? Eine Hand auf dem Hintern? Die Erektion, die sich in einer stillen Ecke an ihm rieb? Die Art Sprache, die nur von …«
    »Keiner von uns ist eine Schwuchtel.« Es war Darren, der das Wort ergriffen hatte. Wenig überraschend, erkannte Lynley – denn Darren unterrichtete kleine Kinder und hatte am meisten zu verlieren. »Und das war auch keiner der anderen.«
    »Vom Rest Ihrer Clique?«, vergewisserte sich Lynley.
    »Das meinte ich.«
    »Aber es ging um Sex, nicht wahr?«, bohrte Lynley nach. »In dem Punkt habe ich recht. Er glaubte, er würde dort unten irgendjemanden treffen, um mit dieser Person Sex zu haben. Wer war dieser Jemand?«
    Schweigen.
    Schließlich: »Die Vergangenheit ist tot.« Dieses Mal war es Chris Outer, der das Wort ergriff, und er wirkte ebenso hart wie Darren Fields.
    »Die Vergangenheit ist die Vergangenheit«, entgegnete Lynley. »Santo Kerne ist tot. Jamie Parsons ist tot. Diese Todesfälle mögen miteinander in Verbindung stehen oder nicht, aber …«
    »Tun sie nicht«, warf Fields ein.
    »… aber bis ich eines Besseren belehrt werde, muss ich davon ausgehen, dass eine Verbindung besteht. Und ich möchte nicht, dass diese Verbindung darin besteht, dass beide Ermittlungen auf die gleiche Weise enden: nämlich mit offenem Ausgang. Denn zumindest Santo Kerne wurde definitiv ermordet.«
    »Jamie Parsons nicht.«
    »Na schön. Das lasse ich gelten. Inspector Wilkie glaubt das ebenfalls. Sie werden mehr als ein Vierteljahrhundert später nicht vor Gericht gestellt werden für die unglaubliche Dummheit, den Jungen in dieser Höhle zurückgelassen zu haben. Alles, was ich wissen will, ist: Was ist in jener Nacht wirklich passiert?«
    »Es war Jack. Jack.« Das Eingeständnis brach förmlich aus Frankie Kliskey hervor, als hätte er dreißig Jahre lang darauf gewartet. Zu den anderen sagte er: »Jack ist tot, also was macht es noch? Ich will das nicht länger mit mir herumtragen. Ich bin es so verdammt satt, Darren.«
    »Gott verflucht …«
    »Damals habe ich den Mund gehalten, und sieh mich doch heute an! Sieh mich an!« Er streckte die Hände aus. Sie zitterten, als litte er an Schüttellähmung. »Ein Cop kreuzt auf, und alles drängt wieder an die Oberfläche. Ich will das nicht noch mal.«
    Darren stieß sich vom Tisch ab – eine wütende Gebärde und zugleich eine Geste der Distanzierung, als wollte er sagen: Mach doch, was du willst.
    Wieder breitete sich angespanntes Schweigen aus. Nur der Schrei der Möwen und die Fehlzündung eines Motorboots unten in der Bucht unterbrachen die Stille.
    »Sie hieß Nancy Snow«, sagte Chris Outer bedächtig. »Sie war Jack Dustows Freundin. Jack war einer von uns.«
    »Er ist derjenige, der an Lymphdrüsenkrebs gestorben ist«, bemerkte Lynley. »Richtig?«
    »Richtig. Er hat Nan dazu überredet … zu tun, was dann eben passiert ist. Wir hätten auch Dellen nehmen können – das ist Bens Frau, damals hieß sie Dellen Nankervis –, weil die immer für alles zu haben war …«
    »Sie war in jener Nacht auch da?«, hakte Lynley nach.
    »O ja, sie war da. Ihretwegen hat das alles doch überhaupt erst angefangen. Weil sie da war.« Er fasste die Ereignisse zusammen: Krach in einer Teenagerbeziehung, jeder wollte es dem anderen heimzahlen, und zwar mit einem willigen neuen Partner, Jamie reagierte wütend, als seine Schwester sich mit Ben Kerne einließ, und ging auf Ben los …
    »Er war sowieso fällig, wie Sie

Weitere Kostenlose Bücher