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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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gemütliches Bad zu gönnen, und seine Versicherung gehört hatte, dass genau dies seine Absicht sei.
    Er stellte das Telefon zurück auf die Kommode. Dann wandte er sich um, und weil ihm nichts anderes übrig blieb, nahm er das Zimmer in Augenschein: das Bett, das winzige Waschbecken in der Ecke. Er musste feststellen, dass seine Schutzwälle eingerissen waren. Das Telefonat mit seiner Mutter hatte dazu geführt – und plötzlich hörte er ihre Stimme. Nicht die seiner Mutter, sondern Helens. Nun, es ist ein wenig … monastisch, Tommy, findest du nicht? Ich fühle mich schon wie eine Nonne: entschlossen, keusch zu bleiben, aber der unwiderstehlichen Versuchung ausgesetzt, sehr, sehr unartig zu sein …
    Er hörte sie so deutlich. Diese unverwechselbare Helen-Eigenart. Den Unfug, der ihn von sich selbst ablenkte, wenn es am nötigsten war. Sie hatte immer intuitiv gewusst, wann dieser Zeitpunkt gekommen war. Ein Blick in sein Gesicht, wenn er abends heimkam, und sie wusste, was er brauchte. Das war ihr Talent gewesen: Beobachtungsgabe und die Fähigkeit, sich in ihr Gegenüber hineinzuversetzen. Manchmal waren es die Berührung ihrer Hand auf seiner Wange und die vier Worte: »Erzähl es mir, Liebling.« Dann wieder war es die gespielte Frivolität, die seine Anspannung vertrieb und ihn zum Lachen brachte.
    In die Stille hinein flüsterte er: »Helen.« Aber das war auch schon alles, was er sagen konnte. Weiter war er mit der Anstrengung, seinen Verlust zu begreifen, noch nicht gekommen.
    Daidre kehrte nicht zu ihrem Cottage zurück, nachdem sie Thomas Lynley am Salthouse Inn abgesetzt hatte. Stattdessen fuhr sie nach Osten. Die Straße, die sie wählte, schlängelte sich wie ein verworrenes Stück Garn durch die diesige Landschaft. Sie führte durch mehrere Weiler, wo Lichter durch die Fenster der Höfe schienen, durch zwei Waldstücke und schließlich zwischen einem Farmhaus und seinen Nebengebäuden hindurch und mündete am Ende in die A388. Dieser folgte sie in südlicher Richtung, bog dann auf eine Nebenstraße nach Osten ab, die durch Weideland führte, wo Schafe und Milchkühe grasten. Sie nahm die Abfahrt, an der ein Schild in Richtung Cornish Gold wies. Unter dem Namen stand: ›Besucher willkommen‹.
    Cornish Gold war eine Farm, die eine halbe Meile den engen Feldweg hinunter lag und hauptsächlich aus Wiesen voller Apfelbäumen bestand, welche von Pflaumenbäumen umgeben waren, die man vor vielen Jahren als Windschutz angepflanzt hatte. Die Obstwiesen begannen auf der Kuppe eines Hügels und erstreckten sich in einem Fächer von beeindruckender Größe hügelabwärts. Davor erhoben sich zwei alte Scheunen aus Bruchstein, denen eine Ciderkelterei und ein kopfsteingepflasterter Hof gegenüberlagen. Mitten auf diesem Hof befand sich ein exakt quadratischer Pferch, aus dem ein Schnaufen und Schnüffeln zu vernehmen waren. Der Quell dieser Laute war der vorgebliche Grund für Daidres Besuch, sollte irgendwer außer der Farmbesitzerin sich danach erkundigen. Es handelte sich um ein großes und ganz entschieden unfreundliches Schwein der Rasse Gloucester Old Spot, das der ursprüngliche Anlass für Daidres Bekanntschaft mit der Eigentümerin der Ciderfarm gewesen war, kurz nachdem die Frau sich in diesem Teil der Welt niedergelassen hatte – am Ende einer dreißigjährigen Odyssee, die sie von Griechenland über London und St. Ives auf diese Farm geführt hatte.
    Das Schwein wartete bereits am Rand des Pferchs auf Daidre. Sein Name war Stamos – benannt nach dem Exmann seiner Besitzerin. Stamos, das Schwein, war ein unverbesserlicher Optimist und alles andere als töricht. Sowie Daidre auf den Hof fuhr, tapste es erwartungsvoll zum Zaun hinüber. Doch heute hatte sie nichts für das Schwein dabei. In ihrem Cottage eine geschälte Orange einzupacken, war ihr nicht ratsam erschienen, solange die Polizei noch dort gewesen war und mit Argusaugen jede ihrer Bewegungen verfolgt hatte.
    »Tut mir leid, Stamos«, entschuldigte sie sich. »Aber lass mich trotzdem einen Blick auf dein Ohr werfen. Ja, ja, das ist doch nur Getue! Du bist völlig wiederhergestellt, und das weißt du genau. Du bist cleverer, als gut für dich ist, stimmt's?«
    Das Schwein biss gern in die Hand, die sich ihm entgegenstreckte; also ließ Daidre Vorsicht walten. Und sie schaute sich im Hof um, um zu sehen, ob jemand sie beobachtete. Es konnte nicht schaden, wachsam zu sein. Aber es war weit und breit niemand in Sicht – was auch nicht

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