Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
Vom Netzwerk:
das sie sich in den Mund warf. Dann leckte sie sich langsam über die Finger und zwinkerte Daidre zu, als wollte sie sich über sich selbst lustig machen. »Köstlich«, erklärte sie. »Mama hat ihn aus London geschickt.«
    »Wie geht es ihr?«
    »Sie ist immer noch auf der Suche nach jemanden, den sie mit Stamos' Ermordung beauftragen kann. Niemand kann eine solche Wut entwickeln wie meine Mama, und dabei ist sie schon siebenundsechzig! Neulich sagt sie zu mir: ›Feigen. Ich schicke diesem Teufel Feigen. Denkst du, er wird sie essen, Aldara? Ich fülle sie mit Arsen. Was hältst du davon?‹ Ich sage ihr immer, sie soll ihn einfach vergessen, so wie ich es getan habe. ›Verschwende deine Energie nicht auf diesen Mann‹, sage ich ihr. ›Es sind jetzt neun Jahre, Mama, und das ist lange genug, um jemandem die Pest an den Hals zu wünschen.‹ Und dann sagt sie, als hätte sie mich überhaupt nicht gehört: ›Ich schicke deine Brüder hin, um ihn umzubringen.‹ Und dann verflucht sie ihn ausgiebig auf Griechisch, und ich muss das natürlich alles bezahlen, denn ich bin ja diejenige, die sie anruft. Viermal pro Woche, wie man es von der pflichtschuldigen Tochter, die ich seit jeher bin, erwarten kann. Und wenn sie fertig ist, sage ich ihr, sie möge wenigstens Nikko schicken, wenn sie wirklich die Absicht hat, Stamos umbringen zu lassen, denn Nikko ist der Einzige meiner Brüder, der einigermaßen mit einem Messer und einer Schusswaffe umgehen kann. Und dann lacht sie. Sie fängt mit einer Geschichte über eines von Nikkos Kindern an, und damit ist die Sache erledigt.«
    Daidre lächelte. Aldara ließ sich aufs Sofa fallen, streifte die Schuhe ab und schlug die Beine unter. Sie trug ein mahagonifarbenes Kleid mit spitzenbesetztem Saum und einem großzügigen V-Ausschnitt. Es war ärmellos, und der Stoff schien eher für den kretischen Sommer geeignet als für den Frühling in Cornwall. Kein Wunder, dass der Raum so überheizt war.
    Wie angewiesen, kostete Daidre Wein und Käse. Aldara hatte recht: Der Wein war sauer.
    »Sie ist von jetzt auf gleich alt geworden«, fuhr Aldara fort. »Du kennst ja die Griechen.«
    »Um ehrlich zu sein, bist du die einzige Griechin, die ich kenne«, bekannte Daidre.
    »Das ist schade. Aber griechische Frauen sind wesentlich interessanter als griechische Männer, also hast du mit mir ohnehin das richtige Los gezogen. Aber du bist nicht wegen Stamos gekommen, oder? Ich meine Stamos, das tierische Schwein, nicht Stamos, das menschliche Schwein.«
    »Ich habe bei ihm vorbeigeschaut. Seine Ohren sind wieder frei.«
    »Natürlich. Ich hab schließlich getan, was du gesagt hast. Er ist fit wie ein Turnschuh. Er will eine Freundin, aber das Letzte, was ich derzeit brauchen kann, sind Dutzende kleiner Ferkel zwischen den Füßen. Du hast mir übrigens nicht geantwortet.«
    »Nein?«
    »Nein. Ich freue mich wie immer, dich zu sehen, aber irgendetwas in deinem Gesichtsausdruck verrät mir, dass du aus einem bestimmten Grund gekommen bist.« Sie griff nach einem weiteren Stück Käse.
    »Wen erwartest du?«, fragte Daidre.
    Aldaras Hand mit dem Käse verharrte in der Bewegung. Sie neigte den Kopf zur Seite und musterte Daidre. »So eine Frage sieht dir überhaupt nicht ähnlich«, sagte sie schließlich.
    »Tut mir leid. Aber …«
    »Was?«
    Daidre war verwirrt, und sie verabscheute dieses Gefühl. Ihre Lebenserfahrung konnte sich mit Aldaras nicht messen – ganz zu schweigen von den sexuellen und emotionalen Erfahrungen –, und das verunsicherte sie. Sie nahm einen erneuten Anlauf und verkündete unverblümt, denn Direktheit war ihre einzige Waffe: »Aldara, Santo Kerne ist tot.«
    »Was sagst du da?«, fragte Aldara.
    »Hast du mich nicht verstanden, oder willst du es nicht verstehen?«
    »Was ist passiert?«
    Daidre verspürte Befriedigung, als sie sah, wie Aldara das Stück Käse zurück auf den Teller legte. »Anscheinend war er an den Klippen klettern«, berichtete sie.
    »Wo?«
    »In Polcare Cove. Er ist abgestürzt. Ein Wanderer auf dem Küstenpfad hat die Leiche gefunden. Er ist zum Cottage gekommen.«
    »Warst du da, als es passiert ist?«
    »Nein. Ich bin erst heute Nachmittag aus Bristol gekommen. Aber als ich am Cottage ankam, war dieser Mann dort, auf der Suche nach einem Telefon. Ich hab ihn überrascht.«
    »Du bist in dein Cottage gekommen und hast einen Fremden vorgefunden? Mein Gott. Du musst einen furchtbaren Schreck bekommen haben! Wie ist er …? Hat er den

Weitere Kostenlose Bücher