Doch die Sünde ist Scharlachrot
würden sich eine Portion davon in der Mikrowelle aufwärmen können, wenn sie Hunger verspürten. War die Mikrowelle nicht eine großartige Erfindung? Hatte sie das Leben nicht vereinfacht? Gott, wäre es nicht die Antwort auf die Gebete jeder jungen Frau, wenn es eine Mikrowelle gäbe, in die man auch Menschen stecken könnte? Nicht um sie aufzuwärmen, sondern um sie zu verändern. Wen hätte sie wohl zuerst hineingesteckt?, überlegte sie. Ihre Mutter? Ihren Vater? Santo? Alan?
Santo natürlich. Ganz ohne Zweifel Santo. Rein mit dir, Bruder. Ich programmiere den Timer, stelle die Wattzahl ein und warte, bis jemand Neues dabei herauskommt …
Aber das war nun nicht mehr nötig. Santo war jetzt ganz entschieden verändert. Er würde nie mehr wieder wie ein Irrlicht durch die Welt ziehen, sich sorglos treiben lassen und in seiner unendlichen Gedankenlosigkeit alles das tun, was seinem Vergnügen diente. Es gibt Wichtigeres im Leben als das, und ich schätze, jetzt hast du's endlich begriffen, Santo. Im letzten Moment hast du es gewusst. Du hast es einfach wissen müssen. Du bist abgestürzt, die Felsen kamen immer näher, und als im letzten Augenblick kein Wunder geschah, hast du erkannt, dass die anderen Leute in deinem Leben tatsächlich menschliche Wesen sind und du verantwortlich bist für den Schmerz, den du ihnen zufügst. Aber da war es schon zu spät, um dich zu bessern, wo doch gerade bei Selbsterkenntnis der Grundsatz gilt: Besser spät als nie.
Kerra fühlte sich, als stiegen Blasen in ihr auf. Sie waren heiß, wie die Blasen des kochenden Wassers, die sich ihren Weg suchten, hinaus aus dem kochenden Wasser, und zwar um jeden Preis. Kerra unterdrückte den Impuls, sie hinauszulassen, und holte eine Flasche Olivenöl aus dem Schrank, wandte sich wieder zur Arbeitsplatte, griff nach dem Messlöffel und überlegte: Wie viel Olivenöl …?, als ihr die Flasche aus der Hand rutschte. Sie zerschellte am Boden, und das Öl spritzte in alle Richtungen, über den Herd, den Schrank und Kerras Kleidung. Sie sprang zur Seite, aber sie entkam ihm nicht.
»Verflucht!«, schrie sie und spürte plötzlich, wie ihr Tränen in die Augen stiegen. Sie sagte zu Alan: »Würdest du bitte endlich verschwinden?« Dann rollte sie mehrere Blätter Küchenpapier ab und legte sie in die Ölpfütze. Sie waren sofort vollkommen durchweicht.
»Lass mich das machen, Kerra«, bat Alan. »Setz dich hin. Ich mach das.«
»Nein«, protestierte sie. »Ich hab die Schweinerei angerichtet, also werde ich sie auch beseitigen.«
»Kerra …«
»Nein! Ich sagte: Nein! Ich brauche deine Hilfe nicht. Und ich will deine Hilfe auch nicht. Ich will, dass du gehst. Verschwinde!«
In einem Zeitungsständer nahe der Tür lagen mehrere Ausgaben des Watchman. Alan nahm sich einen Stapel und führte Casvelyns Lokalzeitung einer sinnvollen Anwendung zu. Kerra sah einfach nur reglos zu, während das Öl in die bedruckten Seiten sickerte. Alan tat es ihr gleich. Sie standen sich gegenüber, die Pfütze zwischen ihnen. Für Kerra war diese Pfütze eine unüberwindbare Kluft, für ihn jedoch, wusste sie, höchstens eine vorübergehende Unannehmlichkeit.
»Mach dir keine Vorwürfe, weil du wütend auf Santo warst«, riet Alan. »Du hattest ein Anrecht auf deine Wut. Er mag es irrational gefunden haben, sogar dumm, dass du dich mit etwas belastet hast, was ihm nebensächlich erschien. Aber es gab einen Grund für deine Gefühle, und du warst im Recht. Davon abgesehen, hast du ein Anrecht auf alles, was du fühlst. So liegen die Dinge.«
»Ich hatte dich gebeten, die Stelle hier nicht anzunehmen.« Ihre Stimme war ausdruckslos; innerlich war sie vollkommen leer.
Er schien verwirrt. Ihr war klar, dass es ihm vorkommen müsse, als stehe diese Bemerkung in keinerlei Zusammenhang zu der momentanen Situation, aber ihre Worte umfassten alles, was sie empfand und nicht ausdrücken konnte.
»Kerra, Jobs fallen nicht vom Himmel. Ich bin gut in dem, was ich mache. Ich habe es geschafft, dass dieses Unternehmen Aufmerksamkeit erregt. Wir waren sogar in der Mail on Sunday! Seit dieser Artikel erschienen ist, kommen Tag für Tag neue Buchungen rein. Es ist nicht leicht hier draußen, und wenn wir uns eine Lebensgrundlage in Cornwall aufbauen wollen …«
»Das wollen wir nicht«, entgegnete sie. »Wir können nicht. Jetzt nicht mehr.«
»Wegen Santo?«
»Ach, hör doch auf, Alan.«
»Wovor hast du denn Angst?«
»Ich habe keine Angst. Ich habe niemals
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