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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Gesicht und den Hals nieder, ehe es ihm gelang, ihre Arme festzuhalten.
    »Warum konntest du ihn nicht einfach so sein lassen, wie er war? Er ist tot, und das Einzige, was du je hättest tun müssen, war, ihn in Frieden zu lassen! War das zu viel verlangt?«
    »Sch-sch«, murmelte Ben. Er hielt sie, wiegte sie, vergrub die Finger in ihrem dichten blonden Haar. »Dellen. Dellen. Del. Wir können um ihn weinen. Das können wir. Das müssen wir.«
    »Ich will nicht! Lass mich los! Lass mich los!«
    Sie versuchte, sich zu befreien, aber er hielt sie fest. Er wusste, er konnte sie nicht aus dem Zimmer lassen. Sie stand am Rande des Abgrunds, und wenn sie stürzte, würde sie sie alle mitreißen. Das durfte er nicht zulassen. Nicht jetzt, nicht nach Santo.
    Er war stärker als sie, darum begann er, sie niederzudrücken, noch während sie sich wehrte. Er zwang sie zu Boden und hielt sie mit seinem Körpergewicht fest. Sie wand sich und versuchte, ihn abzuwerfen.
    Dann bedeckte er ihren Mund mit seinem. Einen Moment spürte er noch ihren Widerstand, doch mit einem Mal war er verschwunden, als hätte es ihn nie gegeben. Sie zerrte an ihm, an seiner Kleidung: Sie riss an seinem Hemd, der Gürtelschnalle, sie schob seine Jeans ungeduldig abwärts.
    Ja!, dachte er, und es war keine zärtliche Geste, mit der er ihr den Pullover über den Kopf zog. Er schob ihren BH hoch und fiel über ihre Brüste her. Sie keuchte und zog den Reißverschluss ihrer Hose auf. Roh schlug er ihre Hand weg. Er würde es tun. Er würde sie besitzen.
    In wütender Hast zog er sie aus. Sie wölbte sich ihm entgegen und schrie, als er sie nahm.
    Danach weinten sie beide.
    Kerra hatte alles gehört. Was hätte sie dagegen tun sollen? Die Privatwohnung war so kostengünstig wie möglich aus einer Flucht ehemaliger Gästezimmer im obersten Stock des Hotels entstanden. Weil das Geld anderweitig gebraucht worden war, hatten sie auf die Schallisolierung der Wände nicht allzu viel verwendet. Die Wände waren zwar nicht eben papierdünn, aber es kam einem so vor.
    Zuerst hörte sie ihre Stimmen – die ihres Vaters leise, dann die ihrer Mutter anschwellend – und dann das Geschrei, das sie nicht ignorieren konnte, schließlich den Rest. Heil dem siegreichen Eroberer, dachte sie.
    Teilnahmslos sagte sie zu Alan: »Du gehst jetzt besser.« Und ein Teil von ihr fragte ihn gleichzeitig: Begreifst du jetzt?
    »Nein«, widersprach Alan. »Wir müssen reden.«
    »Mein Bruder ist gestorben. Ich glaube nicht, dass wir irgendetwas müssen.«
    »Santo«, verbesserte Alan leise. »Der Name deines Bruders war Santo.«
    Sie waren immer noch in der Küche, allerdings saßen sie nicht mehr am Tisch, wo Ben zu ihnen gestoßen war. Als der Radau aus Santos Zimmer immer unüberhörbarer wurde, war Kerra aufgestanden und neben die Spüle geflüchtet. Dort hatte sie das Wasser aufgedreht und einen Topf gefüllt, ohne zu wissen, was sie damit anfangen würde.
    Sie war stehen geblieben, nachdem sie den Hahn abgedreht hatte. Durch das Fenster sah sie den höher gelegenen Teil von Casvelyn, wo die St. Issey Road auf den St. Mevan Crescent stieß. Ein unansehnlicher Supermarkt mit dem Namen ›Blue Star Grocery‹ hatte sich wie ein hässlicher Gedanke in der V-förmigen Einmündung breitgemacht, ein Bunker aus Ziegel und Glas, und Kerra fragte sich, warum moderne Zweckarchitektur immer so hässlich sein musste. Der Supermarkt war für die späten Einkäufer noch erleuchtet, und dahinter zeigten weitere Lichtpunkte, wo Autos sich behutsam die Straßen nordwestlich und südöstlich des St. Mevan Down entlangtasteten. Arbeitnehmer fuhren nach Feierabend heim in die zahllosen Weiler, die im Lauf der Jahrhunderte entlang der Küste wie Pilze aus dem Boden geschossen waren. Schmugglerhäfen, dachte Kerra. Cornwall war seit jeher ein gesetzloser Ort gewesen.
    »Bitte geh«, sagte sie.
    Alan entgegnete: »Willst du mir nicht sagen, worum es hier geht?«
    »Hier geht es um Santo«, antwortete sie, und sie sprach den Namen mit übertriebener Sorgfalt aus.
    »Du und ich, wir sind ein Paar, Kerra. Wenn Menschen …«
    »Ein Paar«, unterbrach sie. »O ja. Wie wahr.«
    Er ignorierte den Sarkasmus in ihrer Stimme. »Wenn Menschen ein Paar werden, meistern sie die Dinge gemeinsam. Ich bin hier. Ich bleibe. Und ich überlasse es dir, was du gemeinsam mit mir meistern willst.«
    Sie warf ihm einen Blick zu und hoffte, er würde den Spott darin erkennen. Alan hatte kein Recht, so zu sein – in

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