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Doch die Sünde ist Scharlachrot

Doch die Sünde ist Scharlachrot

Titel: Doch die Sünde ist Scharlachrot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Elizabeth
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Fleck!« Er glitt von der Bank und trug seinen Teller den kurzen Weg zur Spüle, um vorzugeben, mit dem Abwasch beginnen zu wollen. Doch stattdessen nahm er ihren Rucksack vom Haken an der Tür und sagte: »Lass uns mal hier reingucken.«
    »Granddad«, sagte sie geduldig. »Du kannst mich nicht davon abhalten, das weißt du doch.«
    »Ich weiß nur, dass ich deinen Eltern gegenüber eine Verpflichtung habe. Das ist alles, was ich weiß.«
    Er trug den Rucksack zum Tisch, leerte ihn aus, und da war sie auch schon: eine Zeitschrift, von deren Titelseite ihm eine junge schwarze Mutter in Stammestracht mit einem Kind auf dem Arm entgegensah. Ihr Blick war kummervoll; beide sahen hungrig aus. Verschwommen im Hintergrund sah man weitere Menschen, die hin- und hergerissen zwischen Hoffnung und Verwirrung auf irgendetwas warteten. Die Zeitschrift hieß Crossroads. Selevan rollte sie auf und ließ sie in seine Handfläche klatschen.
    »Also«, sagte er. »Du isst noch eine Portion Porridge. Entweder das – oder ein Kotelett. Du kannst es dir aussuchen.« Er steckte die Zeitschrift in die hintere Tasche seiner ausgebeulten Hose. Er würde sie später entsorgen, wenn Tammy schlafen gegangen war.
    »Ich bin satt«, gab sie zurück. »Ehrlich. Granddad, ich esse genug, um gesund und am Leben zu bleiben, und das ist es, was Gott will. Wir haben kein Recht, überflüssiges Gewicht mit uns herumzutragen. Abgesehen davon, dass es ungesund ist, ist es auch Unrecht.«
    »Oh, eine Sünde, ja?«
    »Na ja … Das kann es sein, richtig.«
    »Also ist dein Granddad ein Sünder? Er kommt geradewegs in die Hölle – auf einem Teller Bohnen, während du mit den Engelchen Harfe spielst?«
    Sie lachte. »Du weißt, das ist es nicht, was ich glaube.«
    »Was du glaubst, ist ein Karren voll Mist! Was ich weiß, ist, dass diese Phase, die du durchmachst …«
    »Eine Phase? Und woher willst du das wissen, wenn du und ich doch erst – wie lange ist es? Zwei Monate? – zusammenleben? Vorher hast du mich nicht mal gekannt, Granddad. Nicht richtig, jedenfalls.«
    »Wie lange wir schon zusammenwohnen, spielt keine Rolle. Ich kenne die Frauen. Und du bist eine Frau, trotz allem, was du tust, um wie ein zwölfjähriger Rotzlöffel auszusehen.«
    Sie nickte versonnen, und er sah an ihrer Miene, dass sie im Begriff war, ihm das Wort im Munde zu verdrehen und gegen ihn zu richten, was sie so virtuos beherrschte. »Also, lass mich mal überlegen«, sagte sie. »Du hast vier Söhne und eine Tochter, und deine Tochter – also Tante Nan – ist mit sechzehn von zu Hause ausgezogen und außer zu Weihnachten und hier und da mal zu einem Feiertag nie zurückgekommen. Somit bleiben Gran und die Freundinnen oder Ehefrauen, die deine Söhne mit heimgebracht haben, richtig? Also, wie kommt es, dass du die Frauen kennst, wo du doch nur so begrenzte Erfahrungen mit ihnen hast, Granddad?«
    »Werd mir ja nicht neunmalklug! Ich war sechsundvierzig Jahre mit deiner Großmutter verheiratet, ehe die arme Frau tot umgefallen ist. Ich hatte reichlich Zeit, deine Sorte kennenzulernen.«
    »Meine Sorte?«
    »Die Frauen. Und was ich weiß, ist, dass Frauen Männer brauchen, so wie Männer Frauen brauchen, und jeder, der etwas anderes behauptet, sollte besser mal seinen Kopf untersuchen lassen.«
    »Und was ist mit Männern, die Männer brauchen, und Frauen, die Frauen brauchen?«
    »Darüber müssen wir gar nicht erst reden.« Er war empört. »In meiner Familie gibt es keine Perversen, schreib dir das hinter die Ohren!«
    »Ah. Das ist es also, was du denkst. Es ist pervers.«
    »Ich denke das nicht, das weiß ich.« Er hatte ihre Habseligkeiten zurück in den Rucksack gestopft und diesen wieder an seinen Haken gehängt, ehe ihm aufging, wie sie ihn von seinem Thema abgelenkt hatte. Dieses verflixte Mädchen war wie ein frisch gefangener Fisch, wenn man mit ihm reden wollte: Es zappelte und schlug Purzelbäume, um dem Netz zu entgehen. Aber heute Abend würde es nicht damit durchkommen. Er war Tammys Gerissenheit gewachsen. Die Schläue in ihren Adern war verdünnt – verwässert, weil Sally Joy ihre Mutter war. Seine hingegen war dies nicht.
    »Eine Phase«, wiederholte er. »Und damit Punkt. Mädchen in deinem Alter haben alle ihre Phasen. Diese hier sieht vielleicht anders aus als bei anderen Mädchen, aber eine Phase bleibt eine Phase. Und du kannst mir glauben, ich erkenne eine Phase, wenn sie mir ins Auge blickt.«
    »Ach wirklich?«
    »Wirklich. Es gibt

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