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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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entfernt stand ein unauffälliger Ford-Pick-up am Straßenrand. Am Steuer saß ein älterer Typ, der aus einem Pappbecher Kaffee schlürfte und eine Zeitschrift las. Jedenfalls sah es so aus, als würde er eine Zeitschrift lesen.
    (Billy?)
    Keine Antwort, aber der Typ blickte einen Moment von seiner Zeitschrift auf, und das genügte.
    »Okay«, sagte Dan mit leiser Stimme. »Ich will genau wissen, was passiert ist.«
    Abra erzählte ihm von der Falle, die sie aufgestellt hatte, und wie gut diese funktioniert hatte. Dan lauschte mit Erstaunen, Bewunderung … und einem zunehmend mulmigen Gefühl. Abras Vertrauen in ihre Fähigkeiten bereitete ihm Sorgen. Es war ein kindliches Vertrauen, und die Leute, mit denen sie es zu tun hatte, waren alles andere als Kinder.
    »Ich hab dir eigentlich bloß gesagt, du sollst einen Alarm einrichten«, sagte er, als sie fertig war.
    »Das war besser. Ich weiß nicht, ob die Attacke so gut geklappt hätte, wenn ich mich nicht als Daenerys aus Game of Thrones verkleidet hätte. Weil sie den Baseballjungen und viele andere getötet hat. Und auch, weil …« Zum ersten Mal kam ihr Lächeln etwas ins Wanken. Während sie ihre Geschichte erzählt hatte, hatte Dan gesehen, wie sie mit achtzehn aussehen würde. Nun sah sie so aus, wie sie mit neun ausgesehen hatte.
    » Weil was?«
    »Sie ist kein richtiger Mensch. Das ist keiner von denen. Vielleicht waren sie es einmal, aber jetzt sind sie es nicht mehr.« Sie straffte die Schultern und warf ihre Haare zurück. »Aber ich bin stärker. Das hat sie auch gemerkt.«
    (ich dachte sie hat dich weggeschoben)
    Sie sah ihn mit finsterer Miene an, verärgert, wischte sich über den Mund, ertappte sich dabei und legte die Hand wieder in den Schoß. Dort ergriff sie sie fest mit der anderen, um sie stillzuhalten. Diese Geste kam ihm irgendwie vertraut vor, aber das war nicht weiter verwunderlich. Er hatte sie schon einmal gesehen. Jetzt musste er sich aber um wichtigere Dinge kümmern.
    (das nächste Mal bin ich bereit falls es überhaupt ein nächstes Mal gibt)
    Das mochte stimmen. Aber wenn es ein nächstes Mal gab, dann würde die Frau mit dem Hut ebenfalls bereit sein.
    (ich will bloß dass du vorsichtig bist)
    »Das bin ich. Bestimmt.« Das hätten natürlich alle Kinder gesagt, um die Erwachsenen, mit denen sie zu tun hatten, zu beruhigen, aber Dan fühlte sich trotzdem besser. Ein wenig jedenfalls. Außerdem war da noch Billy in seinem F-150 mit ausgebleichtem rotem Lack.
    Abras Augen tanzten wieder. »Ich hab unheimlich viel herausgekriegt. Deshalb mussten wir uns ja treffen.«
    »Und was genau?«
    »Nicht, wo sie ist, so weit bin ich nicht gekommen, aber ich hab rausgekriegt … also, als sie in meinem Kopf war, da war ich auch in ihrem. Also, wie wenn man die Kleider tauscht. Ihr Kopf war voller Schubladen, als wäre er das größte Archiv auf der Welt, aber wahrscheinlich hab ich das nur so gesehen, weil sie dasselbe gesehen hat. Wenn sie in meinem Kopf Bildschirme gesehen hätte, dann hätte ich in ihrem vielleicht auch welche gesehen.«
    »In wie viele von ihren Schubladen hast du geschaut?«
    »In drei. Vielleicht waren es auch vier. Diese Typen nennen sich der Wahre Knoten. Die meisten sind alt, und sie sind wirklich wie Vampire. Sie suchen nach Kindern, die wie ich sind. Und wie du wohl auch eins warst. Bloß dass sie kein Blut trinken, sie atmen das Zeug ein, das austritt, wenn diese speziellen Kinder sterben.« Sie schüttelte sich vor Abscheu. »Je mehr sie denen vorher wehtun, umso stärker ist dieses Zeug. Sie nennen es Steam.«
    »Es ist rot, stimmt’s? Rot oder dunkelrosa?«
    Da war er sich sicher, aber Abra runzelte die Stirn und schüttelte den Kopf. »Nein, weiß. Eine helle weiße Wolke. Da ist nichts Rotes dran. Und jetzt pass auf: Sie können es sogar aufbewahren! Das, was sie nicht verbrauchen, tun sie in diese metallenen Trinkflaschen. Aber sie haben nie genug davon. Wie in der Sendung über Haie, die ich mal gesehen habe. Da hat man gezeigt, dass die immer unterwegs sind, weil sie nie genug zu fressen haben. Ich glaube, der Wahre Knoten ist genauso.« Sie verzog das Gesicht. »Die sind böse, ganz bestimmt.«
    Weißes Zeug. Nicht rot, sondern weiß. Es musste trotzdem das sein, was die alte Krankenschwester als letzten Hauch bezeichnete, nur in anderer Form. Weil es von gesunden, jungen Menschen stammte statt von alten, die an fast allen Krankheiten starben, von denen ihr Körper befallen werden konnte? Weil sie

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