Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
war tapfer, einfallsreich und gerissen. Die Wahren hatten schon härtere Zeiten erlebt. Crow würde sie erfolgreich auch durch diese Krise führen.
    »Achte auf das Schild, das an der Abzweigung zum Picknickplatz steht. Verpass es nicht. Barry sagt, die sind gleich dort.«
    »Jimmy, du machst mich kirre«, sagte Andi. »Setz dich nach hinten. Wir sind in einer Stunde da, vielleicht schon früher.«
    »Tritt aufs Gas«, sagte Jimmy Numbers.
    Snakebite Andi grinste und tat es.
    Sie bogen gerade in die Saco River Road ein, als Barry the Chink auskreiste. Übrig blieben nur seine Kleider. Die waren immer noch warm von dem Fieber, das ihn verzehrt hatte.
    8
    (Barry ist tot)
    In diesem Gedanken lag keinerlei Grauen, als er Dan erreichte. Und auch kein Quentchen Mitgefühl. Nur Befriedigung. Abra Stone mochte zwar wie ein gewöhnliches amerikanisches Mädchen aussehen, hübscher als viele andere und gescheiter als die meisten, aber wenn man unter die Oberfläche blickte – wobei man nicht sehr tief gehen musste –, dann war da eine junge Wikingerin mit einer grimmigen und blutdürstigen Seele. Schade, dachte Dan, dass sie keine Geschwister bekommen hat. Die hätte sie unter Einsatz ihres eigenen Lebens beschützt.
    Dan legte den niedrigsten Gang ein, als die Riv den dichten Wald verließ und einen mit einem Zaun gesicherten Abhang entlangfuhr. In der Tiefe leuchtete der Saco in der untergehenden Sonne wie golden. Die Bäume, die auf den steil abfallenden Ufern des Flusses standen, waren ein Feuerwerk aus satten Orange-, Rot-, Gelb- und Purpurtönen. Darüber trieben Schäfchenwolken hinweg, scheinbar so nah, sie berühren zu können.
    An dem Schild mit der Aufschrift STATION WOLKENTOR brachte Dan den Zug mit schnaufenden Luftdruckbremsen zum Stehen, dann stellte er den Dieselmotor ab. Einen Moment lang hatte er keine Ahnung, was er sagen sollte, aber dann sagte Abra es an seiner Stelle mit seinem Mund. »Danke, dass ich am Steuer sitzen durfte, Daddy! Jetzt hab ich richtig Lust auf unser Holz.« Im Haus der Deanes hatte Abra dieses Wort gerade aufs Brett gelegt. »Auf unser Picknick, meine ich.«
    »Nach dem ganzen Zeug, das du auf der Fahrt gefuttert hast, kann ich kaum glauben, dass du Hunger hast«, neckte Dave sie.
    »Hab ich aber. Bist du nicht froh, dass ich nicht magersüchtig bin?«
    »Doch«, sagte Dave. »Das bin ich tatsächlich.«
    Aus den Augenwinkeln sah Dan, wie John Dalton mit gesenktem Blick über die Lichtung ging. Seine Füße bewegten sich lautlos über den weichen Waldboden. In einer Hand hatte er eine Pistole, in der anderen Billy Freemans Flinte. Nachdem er einen kurzen Blick zurückgeworfen hatte, verschwand er zwischen den Bäumen, die den kleinen Parkplatz für motorisierte Besucher begrenzten. Im Sommer wären der Parkplatz und sämtliche Picknicktische belegt gewesen. An diesem Septembernachmittag mitten in der Woche waren sie die einzigen am Wolkentor.
    Dave sah Dan an. Der nickte. Abras Vater – eigentlich agnostisch veranlagt, aber katholisch verheiratet – schlug in der Luft das Kreuz, dann folgte er John in den Wald.
    »Es ist so schön hier, Daddy«, sagte Dan. Seine unsichtbare Begleiterin sprach nun zu Hoppy, denn sonst war niemand mehr da. Dan setzte den abgewetzten, einäugigen Hasen auf einen der Tische, dann ging er zum ersten Wagen, um den Picknickkorb zu holen. »Schon okay«, sagte er zu der leeren Lichtung. »Ich kann ihn holen, Daddy.«
    9
    Im Haus der Deanes schob Abra den Stuhl zurück und stand auf. »Ich muss noch mal auf die Toilette. Mir ist furchtbar übel. Und danach gehe ich lieber nach Hause.«
    Emma verdrehte die Augen, aber Mrs. Deane war voller Anteilnahme. »Ach, Liebes, hast du etwa deine … Du weißt schon.«
    »Ja, und es ist ziemlich schlimm.«
    »Hast du alles, was du brauchst?«
    »In meinem Rucksack. Es geht schon. Tut mir leid.«
    »Das lieb ich«, sagte Emma. »Einfach aufhören, wenn man am Gewinnen ist.«
    »Em-ma!«, rief ihre Mutter.
    »Ist schon okay, Mrs. Deane. Sie hat mich beim Basketball geschlagen.« Abra stieg die Treppe hoch, wobei sie sich eine Hand an den Bauch drückte, was hoffentlich nicht zu sehr nach Schmu aussah. Sie warf wieder einen Blick aus dem Fenster und sah den Pick-up von Mr. Freeman, verzichtete diesmal jedoch darauf, ihm ein Zeichen zu geben. Sobald sie im Bad war, verriegelte sie die Tür und setzte sich auf den geschlossenen Toilettendeckel. Es war eine ungeheure Erleichterung, nun nicht mehr mit so vielen verschiedenen

Weitere Kostenlose Bücher