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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gefahren. Wo tatsächlich ein Typ war. Die Sorte, die ihre Geschäfte am liebsten auf der Männertoilette abwickelt, besonders wenn der Kunde ein etwas lädiertes Gesicht hat. Als er wissen wollte, wer mir eins übergezogen hat, hab ich ihm gesagt …
    »Ich hab ihm gesagt, er soll sich um seinen eigenen Scheißdreck kümmern«, murmelte Dan.
    Als sie die Toilette betreten hatten, hatte Dan ein Gramm kaufen wollen, damit die Kleine zufrieden war, nicht mehr als ein Gramm, und das auch nur, wenn das Zeug nicht zur Hälfte mit Mannitol gestreckt war. Deenie stand offenbar auf Koks, er jedoch nicht. Er hatte mal gehört, wie jemand dieses Zeug als Aspirin des reichen Mannes bezeichnet hatte, und er selbst war ganz und gar nicht reich. Dann jedoch war jemand aus einer der Kabinen gekommen. Ein Geschäftsmann mit einer Aktentasche, die ihm ans Knie schlug. Und als Mr. Geschäftsmann zu einem Waschbecken gegangen war, um sich die Hände zu waschen, hatte Dan Fliegen über sein Gesicht krabbeln sehen.
    Todesfliegen. Mr. Geschäftsmann war ein lebender Toter und wusste es nicht.
    Und danach hatte er offenbar richtig zugegriffen, anstatt sich wie geplant zu beschränken. Vielleicht hatte er es sich auch im letzten Augenblick anders überlegt. Möglich war das; er konnte sich nur an so wenig erinnern.
    An die Fliegen erinnere ich mich allerdings.
    Ja. An die erinnerte er sich. Der Alkohol hatte sein Shining gedämpft, es bewusstlos geschlagen, aber er war sich nicht sicher, ob die Fliegen überhaupt mit seinem Shining zu tun hatten. Sie kamen, wann immer sie wollten, egal ob er besoffen oder nüchtern war.
    Wieder dachte er: Ich muss hier raus.
    Wieder dachte er: Ich wünschte, ich wäre tot.
    2
    Deenie gab ein leises Schnarchen von sich und drehte sich von dem erbarmungslosen Morgenlicht weg. Mit Ausnahme der Matratze auf dem Boden war das Zimmer völlig unmöbliert; es enthielt nicht mal eine Second-Hand-Kommode. Der begehbare Kleiderschrank stand offen, und Dan sah, dass der größere Teil von Deenies spärlicher Garderobe in zwei Wäschekörben aus Plastik lagerte. Die wenigen Sachen auf Kleiderbügeln sahen aus wie Klamotten, in denen man durch die Kneipen zog. Er sah ein rotes T-Shirt, auf dem in Pailletten SEXY GIRL stand, und einen Jeansrock mit modisch ausgefranstem Saum. Unten standen zwei Paar Sneakers, zwei Paar flache Treter und ein Paar aufreizende, hochhackige Riemchensandaletten. Ohne Korksohle allerdings. Und keine Spur von seinen ramponierten Reeboks.
    Dan konnte sich nicht daran erinnern, ob sie die Schuhe abgestreift hatten, als sie hereingekommen waren, aber wenn, dann waren die Dinger im Wohnzimmer, an das er sich tatsächlich erinnern konnte – vage. Vielleicht lag da auch ihre Handtasche. Womöglich hatte er ihr den Rest seines Bargelds gegeben, damit sie es sicher verwahrte. Das war zwar unwahrscheinlich, aber nicht unmöglich.
    Er steuerte seinen pochenden Kopf durch den kurzen Flur in das wohl einzige andere Zimmer der Wohnung. Die Küchenzeile an der gegenüberliegenden Wand war mit einer Kochplatte und einem Minikühlschrank unter der Arbeitsfläche ausgestattet. Im Wohnbereich stand ein Sofa mit hervorquellender Polsterung. An einer Seite war es mit mehreren Ziegelsteinen abgestützt. Der große Fernseher davor hatte einen in der Mitte der Röhre herablaufenden Sprung, ursprünglich geflickt mit einem Streifen Packband, der inzwischen nur noch an einer Ecke baumelte. Auf dem Band klebten ein paar Fliegen, von denen eine noch schwach zappelte. Dan betrachtete sie mit morbider Faszination und dachte (nicht zum ersten Mal) darüber nach, dass der verkaterte Blick die merkwürdige Eigenschaft besaß, in jeder beliebigen Umgebung das Hässlichste zu entdecken.
    Vor dem Sofa stand ein Couchtisch. Darauf befanden sich ein mit Kippen gefüllter Aschenbecher, ein mit weißem Pulver gefüllter Plastikbeutel und eine Ausgabe von People, auf der weiteres Pulver verstreut war. Vervollständigt wurde das Bild von einem noch halb zusammengerollten Dollarschein. Er wusste nicht, wie viel sie geschnupft hatten, aber angesichts der Menge, die noch übrig war, konnte er seine fünfhundert Dollar in den Wind schreiben.
    Scheiße. Dabei mag ich Koks nicht mal. Wie hab ich es überhaupt geschnupft? Ich kann ja kaum atmen.
    Er hatte es gar nicht geschnupft. Das hatte sie getan. Er hatte es sich aufs Zahnfleisch gerieben. Langsam fiel ihm alles wieder ein. Es wäre ihm lieber gewesen, wenn es weggeblieben wäre, aber zu

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