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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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keine Antwort.
    »Rose?«
    »Ja?«
    »Bin ich … bin ich noch ein Mensch?«
    Darauf gab Rose dieselbe Antwort, die Dick Halloran einmal dem jungen Danny Torrance gegeben hatte, im selben kalten Ton: »Ist das so wichtig?«
    Andi beschloss, dass dem nicht so war. Sie beschloss, zu Hause angekommen zu sein.

MAMA
    1
    Ein Kuddelmuddel schlechter Träume – jemand verfolgte ihn hammerschwingend durch endlose Flure, ein sich selbst in Gang setzender Aufzug, Hecken in Tierform, die zum Leben erwachten und ihn in die Enge trieben – und endlich ein klarer Gedanke: Ich wünschte, ich wäre tot.
    Dan Torrance schlug die Augen auf. Durch sie hindurch schoss Sonnenlicht in seinen schmerzenden Kopf und drohte sein Gehirn in Brand zu setzen. Das war der übelste Kater aller Zeiten. Sein Gesicht pochte. Seine Nasenlöcher waren verstopft bis auf ein winziges Loch im linken, durch das ein Fädchen Luft eindringen konnte. Im linken? Nein, es war das rechte. Er konnte zwar auch durch den Mund atmen, doch in dem lag ein übler Geschmack nach Whiskey und Zigaretten. Sein Magen war eine Bleikugel und voller Dinge, die da nicht hineingehörten. Als Müllbauch am Morgen hatte irgendein alter Saufkumpan dieses elende Gefühl bezeichnet. Wer? Daran erinnerte er sich nicht. Er konnte sich gerade noch an den eigenen Namen erinnern.
    Lautes Schnarchen neben ihm. Dan drehte den Kopf in die entsprechende Richtung, obwohl sein Hals dagegen protestierte und ihm ein neuer, qualvoller Schmerz in die Schläfe schoss. Er öffnete wieder die Augen, aber nur einen Spalt; bitte nicht mehr diese grelle Sonne. Noch nicht. Er lag auf einer nackten Matratze auf einem nackten Boden. Neben ihm lag eine nackte Frau platt auf dem Rücken. Dan blickte an sich hinunter und sah, dass er ebenfalls al fresco war.
    Sie heißt … Dolores? Nein. Debbie? Schon wärmer, aber noch nicht heiß …
    Deenie. Sie hieß Deenie. Er hatte sie in einer Kneipe namens Milky Way kennengelernt, und es war alles sehr amüsant gewesen, bis …
    Er konnte sich nicht mehr erinnern, und ein Blick auf seine Hände – beide geschwollen, die Knöchel der rechten verkratzt und schorfig – überzeugte ihn davon, dass er sich auch nicht erinnern wollte. Letztlich war es auch egal. Das Grundmuster änderte sich nie. Er besoff sich, jemand sagte etwas Falsches, Chaos und Kneipengemetzel folgten. In seinem Kopf lebte ein bissiger Hund. Wenn er nüchtern war, konnte er den an der Leine halten. Wenn er trank, verschwand die Leine. Früher oder später bringe ich noch jemand um. Womöglich hatte er das letzte Nacht schon getan.
    Deenie, mein Engel, drück mir den Schwengel.
    Hatte er das tatsächlich gesagt? Ja, hatte er, war er sich leider ziemlich sicher. Einzelne Teile von der ganzen Sache kamen ihm wieder ins Gedächtnis, und selbst die waren ihm zu viel. Sie hatten Billard gespielt, 8-Ball. Er hatte versucht, dem Queue etwas mehr Drall zu geben, und dabei so über den Filz gekratzt, dass das mit Kreide verschmierte Scheißding auf den Boden gefallen und hüpfend bis zur Jukebox gerollt war, in der – was sonst? – Countrymusic lief. Irgendwie erinnerte er sich an Joe Diffie. Wieso hatte er bloß so bescheuert gekratzt? Weil er besoffen war und weil Deenie hinter ihm stand. Deenie hatte ihm direkt unter der Tischkante den Schwengel gedrückt, und er zog für sie eine Show ab. Alles spaßig, alles cool. Aber dann hatte der Typ mit dem Case-Käppi und dem schicken, glänzenden Cowboyhemd gelacht, und das war sein Fehler gewesen.
    Chaos und Kneipengemetzel.
    Dan betastete seinen Mund und spürte fleischige Würstchen an der Stelle, wo noch normale Lippen gewesen waren, als er gestern Nachmittag mit knapp über fünfhundert Dollar in der vorderen Hosentasche den Laden verlassen hatte, wo man Schecks einlösen konnte.
    Wenigstens sind anscheinend noch alle meine Zähne …
    Sein Magen zog sich zusammen. Er rülpste einen Mundvoll sauren Schleim hoch, der nach Whiskey schmeckte, und schluckte ihn wieder hinunter. Dabei brannte das Zeug in der Kehle. Er wälzte sich von der Matratze auf die Knie, kam taumelnd auf die Beine und stand schwankend da, während das Zimmer einen leichten Tango tanzte. Er hatte einen üblen Kater, sein Kopf platzte, sein Magen war gefüllt mit irgendwelchem billigen Fraß, den er sich abends hineingestopft hatte, um eine Grundlage für den Alkohol zu schaffen … aber abgesehen davon war er immer noch betrunken.
    Er angelte seine Unterhose vom Boden und hielt sie

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