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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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gut. Es musste etwas unternommen werden.
    Mag sein, aber nicht von mir. Wie würde das wohl aussehen, wenn ich mit einer derartigen Visage im Jugendamt aufkreuze, um ein verwahrlostes Kind zu melden? Nach Schnaps und Kotze stinkend. Ein wahrhaft aufrechter Bürger, der seine Pflicht tut.
    Du kannst das Geld zurückstecken, sagte Wendy. Wenigstens das kannst du tun.
    Fast hätte er es getan. Tatsächlich. Er nahm das Geld aus der Tasche und hielt es in der Hand. Er schlenderte sogar zu Deenies Handtasche, und der kleine Spaziergang tat ihm offenbar gut, jedenfalls brachte er ihn auf eine Idee.
    Nimm das Koks, wenn du schon was mitgehen lassen musst. Das, was noch da ist, kannst du für hundert Dollar verscherbeln. Vielleicht sogar für zweihundert, wenn es noch einigermaßen nach was aussieht.
    Falls der potenzielle Käufer sich allerdings als Cop entpuppte – was bei seinem Pech fast zu erwarten war –, dann landete er im Knast. Wo man ihn womöglich auch für den Schwachsinn zur Rechnung ziehen würde, den er in der Kneipe angezettelt hatte. Das Geld war wesentlich sicherer. Insgesamt siebzig Dollar.
    Ich werde es aufteilen, beschloss er. Vierzig für sie und dreißig für mich.
    Allerdings brachten dreißig Dollar ihm nicht viel. Außerdem waren da noch die Lebensmittelmarken – ein Bündel, fett genug, ein Schwein damit zu füttern. Damit konnte sie doch Essen für das Kind kaufen, oder etwa nicht?
    Er nahm den Beutel Koks und die bestäubte Zeitschrift, um beides auf die Arbeitsfläche der Küchenzeile zu legen, wo der Junge es nicht erreichen konnte. Im Spülbecken lag ein Schwamm, mit dem er die Reste auf dem Couchtisch entfernte. Dabei sagte er sich, wenn Deenie inzwischen angestolpert kam, würde er ihr das verfluchte Geld zurückgeben. Und wenn sie weiterpennte, dann hatte sie es nicht anders verdient.
    Deenie kam aber nicht angestolpert. Sie schnarchte einfach weiter.
    Nachdem Dan den Tisch abgewischt hatte, warf er den Schwamm ins Spülbecken zurück und überlegte kurz, ob er ein paar Zeilen hinterlassen sollte. Aber was sollte er schreiben? Sorg besser für dein Kind – ach, übrigens hab ich dein Geld eingesteckt?
    Okay, keine Nachricht.
    Er verließ die Wohnung mit dem Geld in der linken Vordertasche und achtete darauf, die Tür beim Hinausgehen nicht laut zuzuschlagen. Aus Rücksicht, redete er sich ein.
    3
    Gegen Mittag – sein Kater war dank den zwei Kombinationspräparaten aus Deenies Arzneischränkchen vorüber – steuerte Dan einen Laden namens Golden’s Discount Liquors & Import Beers an. Dieser befand sich im alten Teil der Stadt, wo die Geschäftshäuser aus Backstein erbaut, die Bürgersteige eher leer und die Pfandhäuser (die alle eine bewundernswerte Auswahl an Rasiermessern zur Schau stellten) zahlreich waren. Er hatte die Absicht, eine sehr große Flasche sehr billigen Whiskey zu erwerben. Aber was er vor dem Laden sah, brachte ihn auf eine andere Idee. Es war ein Einkaufswagen, beladen mit dem irren Sammelsurium eines Penners. Der Besitzer war im Laden damit beschäftigt, den Verkäufer vollzuquatschen. Ganz oben auf dem Wagen lag eine zusammengerollte und mit Schnur umwickelte Decke. Dan bemerkte ein paar Flecken, aber alles in allem sah das Ding nicht schlecht aus. Er steckte es sich unter den Arm und ging zügig davon. Nachdem er eine alleinerziehende Mutter mit einem Drogenproblem gerade um siebzig Dollar erleichtert hatte, kam es ihm ziemlich belanglos vor, einem Penner seinen fliegenden Teppich abzunehmen. Wo möglich war genau das der Grund, weshalb er sich kleiner denn je fühlte.
    Ich schrumpfe immer weiter, dachte er, während er mit seiner neuen Beute um die Ecke eilte. Wenn ich noch ein paar Sachen klaue, bin ich überhaupt nicht mehr sichtbar.
    Er lauschte, weil er das empörte Gezeter des Penners erwartete – je ausgeflippter die waren, desto lauter zeterten sie –, hörte jedoch nichts. Noch eine Ecke, dann konnte er sich zu einer problemlosen Flucht vom Tatort gratulieren.
    Er bog in die nächste Straße ein.
    4
    Am Abend hockte er an der Mündung eines großen Regenkanals am Abhang unter der Cape Fear Memorial Bridge. Er hatte zwar ein Zimmer, aber es gab da auch das kleine Problem der rückständigen Miete, deren Zahlung er hoch und heilig für gestern siebzehn Uhr versprochen hatte. Außerdem war das noch nicht alles. Wenn er in sein Zimmer ging, forderte man ihn womöglich auf, einen gewissen festungsähnlichen Behördenbau in der Bess Street aufzusuchen, um

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