Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
spät.
    Die Todesfliegen auf der Toilette, die den Mund von Mr. Geschäftsmann als Ein- und Ausgang benutzt hatten und über die feuchte Oberfläche seiner Augen gekrochen waren. Der Dealer, der Dan gefragt hatte, was er da anstarre. Dan, der ihm sagte, ach, nichts Besonderes, nicht weiter wichtig, sehen wir mal, was du da hast. Es stellte sich heraus, dass der Kerl eine Menge hatte. Das war meistens so. Als Nächstes kam die Fahrt mit einem anderen Taxi zu Deenies Wohnung, bei der sie schon von ihrem Handrücken geschnupft hatte, zu gierig – oder zu bedürftig –, abwarten zu können. Dabei hatten sie beide versucht, »Mr. Roboto« zu singen.
    Er erspähte ihre Sandaletten und seine Reeboks direkt hinter der Tür, begleitet von weiteren goldenen Erinnerungen. Sie hatte ihre Schuhe nicht weggeschleudert, sondern nur von den Füßen fallen lassen, weil er seine Hände inzwischen fest auf ihrem Hintern platziert und sie ihm die Beine um die Taille geschlungen hatte. Ihr Hals hatte nach Parfüm gerochen, ihr Atem nach Schweineschwarte mit Barbecue-Aroma. Die hatten sie ausgiebig verschlungen, bevor sie zum Pooltisch gegangen waren.
    Dan zog seine Sneakers an, dann ging er zur Küchenzeile, weil er dachte, im Schrank wäre vielleicht Instantkaffee. Den fand er zwar nicht, aber auf dem Weg dorthin sah er ihre Handtasche auf dem Boden liegen. Er glaubte sich daran zu erinnern, wie sie diese in Richtung Sofa geworfen und gelacht hatte, weil der Wurf danebenging. Der halbe Inhalt war herausgequollen, darunter ein Portemonnaie aus rotem Kunstleder. Er schaufelte alles wieder hinein und nahm die Tasche mit zur Küchenzeile. Obwohl er verdammt gut wusste, dass sein Geld nun in der Tasche der Designerjeans dieses Dealers steckte, beharrte etwas in ihm darauf, dass noch ein bisschen übrig war, wenn auch nur, weil er zumindest dieses bisschen so nötig hatte. Zehn Dollar reichten für drei Glas Whiskey oder zwei Sixpacks Bier, aber heute brauchte er mehr als das.
    Er fischte Deenies Portemonnaie heraus und öffnete es. Es enthielt mehrere Fotos – einige von Deenie mit einem Typen, der ihr zu ähnlich sah, als das er nicht mit ihr verwandt war, einige von Deenie mit einem Baby auf dem Arm, eines von Deenie in einem Ballkleid neben einem jungen Typen mit vorstehenden Zähnen und einem fürchterlichen blauen Smoking. Das Scheinfach war prall gefüllt. Das machte ihm Hoffnung, bis er den Reißverschluss aufzog und ein Bündel Lebensmittelmarken sah. Etwas Bargeld war auch vorhanden: zwei Zwanziger und drei Zehner.
    Das ist mein Geld. Genauer gesagt das, was davon übrig ist.
    Er wusste es besser. Nie hätte er einer zugedröhnten Tusse, die er gerade aufgerissen hatte, seinen Wochenlohn zur Aufbewahrung anvertraut. Dieses Geld gehörte ihr.
    Gut, aber war das mit dem Koks nicht ihr Einfall gewesen? War sie nicht der Grund, weshalb er heute Morgen nicht nur einen Kater hatte, sondern auch pleite war?
    Nein. Du hast einen Kater, weil du ein Säufer bist. Und du bist pleite, weil du die Todesfliegen gesehen hast.
    Das mochte stimmen, aber wenn sie nicht darauf bestanden hätte, zum Bahnhof zu fahren, um Koks zu besorgen, hätte er die Todesfliegen nicht gesehen.
    Womöglich braucht sie die siebzig Dollar, um sich was zu essen zu kaufen.
    Genau. Ein Glas Erdnussbutter und ein Glas Erdbeermarmelade. Außerdem ein Laib Brot als Unterlage.
    Oder für die Miete. Womöglich braucht sie es dafür.
    Wenn sie Geld für die Miete brauchte, konnte sie ja den Fernseher verscherbeln. Vielleicht nahm den ja ihr Dealer in Zahlung, trotz dem Sprung. Siebzig Dollar reichten sowieso bei Weitem nicht für eine Monatsmiete aus, nicht mal für ein Loch wie dieses.
    Das gehört dir nicht, Doc. Es war die Stimme seiner Mutter, das Letzte, was er hören wollte, wenn er einen brutalen Kater hatte und unbedingt was zu trinken brauchte.
    »Du kannst mich mal, Ma.« Seine Stimme klang leise, aber ehrlich. Er nahm das Geld, stopfte es sich in die Hosentasche, steckte das Portemonnaie wieder in die Handtasche und drehte sich um.
    Ein kleiner Junge stand vor ihm.
    Er war etwa achtzehn Monate alt und trug ein T-Shirt mit dem Logo der Atlanta Braves. Das reichte ihm bis zu den Knien, aber die Windel, die er darunter trug, war trotzdem sichtbar, denn sie war voll und hing knapp über den Knöcheln. Dans Herz machte einen gewaltigen Sprung in der Brust, und in seinem Kopf tat es plötzlich einen so furchtbaren Schlag, als hätte Thor seinen Hammer darin geschwungen.

Weitere Kostenlose Bücher