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Doctor Sleep (German Edition)

Doctor Sleep (German Edition)

Titel: Doctor Sleep (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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für ihn gewesen, denn sein Shining war nur eine der Bürden, die Tony ihm tragen half, und nicht die größte. Die größte war sein Alkoholikervater, ein seelisch gestörter und letztlich gefährlicher Mann, den Danny und dessen Mutter sehr geliebt hatten – vielleicht ebenso wegen wie trotz seinen Schwächen.
    »Er war schrecklich jähzornig, und man brauchte keine telepathischen Fähigkeiten, um zu wissen, wann es ihn wieder übermannte. Normalerweise war er dann betrunken. Auf jeden Fall war er das an dem Abend, als er mich in seinem Arbeitszimmer dabei erwischt hat, wie ich sein Manuskript auf dem Boden verteilte. Da hat er mir den Arm gebrochen.«
    » Wie alt warst du da?«, fragte Dave. Er saß neben seiner Frau auf dem Rücksitz.
    » Vier, glaube ich. Vielleicht sogar noch jünger. Wenn er auf dem Kriegspfad war, hatte er die Angewohnheit, sich den Mund zu reiben.« Er führte es vor. »Kennt ihr vielleicht jemand, der das auch tut, wenn er durcheinander ist?«
    »Abra«, sagte Lucy. »Ich dachte, das hat sie von mir.« Sie hob die rechte Hand zum Mund, fing sie dann mit der linken ein und legte sie wieder in den Schoß. Als Dan und Abra auf der Bank vor der Stadtbücherei von Anniston zum ersten Mal zusammengekommen waren, hatte Abra genau dasselbe getan. »Und ich dachte, sie hat ihr Temperament von mir. Manchmal bin ich nämlich ganz schön … schroff.«
    »Als ich das erste Mal gesehen hab, wie Abra sich den Mund rieb, hab ich an meinen Vater gedacht«, sagte Dan. »Aber ich hatte andere Dinge im Kopf, deshalb hab ich es vergessen.« Dabei fiel ihm Watson ein, der reguläre Hausmeister des Overlooks, der seinem Vater den wenig vertrauenswürdigen Heizkessel des Hotels gezeigt hatte. Passen Sie gut auf das Ding auf, hatte Watson gesagt. Der Druck kriecht langsam höher. Aber am Ende hatte Jack Torrance das vergessen. Das war der Grund, weshalb Dan noch am Leben war.
    » Willst du etwa sagen, du bist durch diese kleine Angewohnheit darauf gekommen, dass wir verwandt sind? Eine ganz schöne Leistung, vor allem weil ja wir zwei uns ähnlich sehen, nicht du und Abra – die schlägt bekanntlich mehr nach ihrem Vater.« Lucy hielt nachdenklich inne. »Aber natürlich habt ihr beide eine andere Eigenschaft, die offenbar in der Familie liegt – Dave sagt, du nennst es Shining oder Hellsichtigkeit. Dadurch hast du es erkannt, stimmt’s?«
    Dan schüttelte den Kopf. »In dem Jahr, als mein Vater starb, habe ich einen Freund gewonnen. Er hieß Dick Hallorann und war der Koch im Hotel Overlook. Er hatte dieselbe Gabe wie ich, und er hat mir gesagt, viele Menschen besäßen ein wenig davon. Damit hatte er recht. In meinen Leben bin ich auf allerhand Leute gestoßen, die mehr oder weniger hellsichtig waren. Zum Beispiel gehört Billy Freeman dazu, und das ist auch der Grund, weshalb er jetzt bei Abra ist.«
    John lenkte den Suburban auf den kleinen Parkplatz hinter Concettas Wohnanlage, aber vorläufig stieg niemand aus. Obwohl sie sich Sorgen um ihre Tochter machte, war Lucy von der Geschichte fasziniert. Dan musste sie gar nicht ansehen, um das zu erkennen.
    »Aber wenn es nicht euer Shining war, was dann?«
    »Als wir mit der Riv zum Wolkentor gefahren sind, hat Dave erwähnt, dass du im Keller von Concettas Haus einen gewissen Koffer gefunden hast.«
    »Ja. Der stammt von meiner Mutter. Ich hatte keine Ahnung, dass Momo etwas von ihr aufbewahrt hat.«
    »Dave hat John und mir erzählt, deine Mutter hätte sich gern auf Partys herumgetrieben.« In Wirklichkeit hatte Dave das nicht Dan erzählt, sondern seiner Tochter, die telepathisch mit Dan verbunden gewesen war, aber solche Details brauchte Dans frisch entdeckte Halbschwester nicht zu wissen, zumindest vorläufig nicht.
    Lucy warf Dave jenen vorwurfsvollen Blick zu, den aus der Schule plaudernde Ehemänner bestens kannten, schwieg jedoch.
    »Außerdem hat er erzählt, nach ihrem Studium in Albany hätte deine Mutter in Vermont oder Massachusetts ein Praktikum an einer Privatschule gemacht. Mein Vater hat in Vermont Englisch unterrichtet, bis man ihn rauswarf, weil er einen Schüler geschlagen hat. An einer Privatschule in Stovington. Und laut meiner Mutter ist er damals ebenfalls gern auf Partys gegangen. Sobald ich wusste, das Abra und Billy in Sicherheit sind, hab ich mir alles zusammengereimt. Aber ich dachte, wenn jemand es genau weiß, dann Alessandras Mutter. Deine Momo.«
    »Und hat sie es gewusst?«, fragte Lucy. Sie hatte sich vorgebeugt und die

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