Doctor Who: Rad aus Eis (German Edition)
unzusammenhängender Erklärung so zusammen: Sam und Sanjay waren zum Vulkan geflogen, allerdings ohne ihre Scooter – wie, verstand Jamie noch nicht. Mindy hatte sie auf einem Scooter mit Notrationen und einem offenen Funkkanal begleitet.
Das war eine von Sams selbst erstellten Regeln. Wer einen Ausflug unternehmen wollte, musste sich zur Sicherheit von mindestens einem Scooter begleiten lassen. Mindy Brewer hatte sich bei der ersten Landung das Bein gebrochen. Der schwere, steife Gips behinderte sie, deshalb konnte weder auf dem See Wasserski fahren, noch in einem Ballon nach oben steigen oder fliegen. Also meldete sie sich häufig freiwillig für den Scooter-Notdienst. Das nahm ihr niemand übel. So konnte sie wenigstens ab und zu die Kuppel verlassen. Anscheinend hatte sie aber nicht damit gerechnet, tatsächlich einmal in eine Notsituation zu geraten, und nun, da eine eingetreten war, kam sie nicht damit zurecht.
Jamie sah etwas vor sich. Einen Turm aus Dampf oder Rauch, so sah es zumindest aus, der am Horizont hing. Er war hoch, unglaublich hoch, reichte bis zu den vereinzelten Methanwolken am Himmel hinauf.
»Sam wurde von einem großen Strahl erfasst, und jetzt sitzt er an der Flanke des Vulkans fest, und dieses Zeug, diese Lava, fließt um ihn herum.«
»Was ist mit Sanjay?«
»Er ist noch in der Luft, er fliegt noch. Aber ich glaube, er wird müde. Er traut sich nicht, zu landen. Die Thermik ist total chaotisch.«
»Thermik?«, fragte Jamie.
»Heiße Luft, die aus dem Vulkan strömt«, sagte Phee. »Also heiß im Vergleich zu allem anderen. Sie steigt auf. Man kann auf ihr entlanggleiten. Sie hebt dich hoch.«
»Sanjay will Sam nicht allein lassen«, sagte Mindy.
»In Ordnung, Mindy. Ganz ruhig. Wir sind gleich da.«
Nun sah Jamie den Kryovulkan, einen Berg, der aus der engen Kurve dieser kleinen Welt herausragte. Er sah aus wie ein großer, breiter Kegel, als hätte eine riesige Faust von unten gegen die Welt geschlagen und die Kruste nach außen gedrückt. Seine Flanken waren von langen Rissen durchzogen, aus denen Rauch aufstieg. Er hatte sogar die ihn umgebende Landschaft geprägt: Schluchten spalteten die violette Ebene, und überall lagen Haufen von zerplatzten Steinen.
Der Gipfel des Vulkans bestand aus einem Krater, einem gewaltigen, implodierten Loch. Fontänen aus einer dichten Flüssigkeit stiegen auf. Einige verhärteten sich zu felsartigen Brocken und fielen zu Boden. Der Rest schoss weiter empor, wurde zu einer Art grobkörniger Asche und bildete den in den Himmel ragenden Turm. Die Farben des Vulkans waren die auch sonst auf Titan üblichen, gedeckten Schattierungen aus Braun und Orange.
Jamie hatte auf seinen Reisen mit dem Doktor schon einige Vulkane gesehen. »Aber das ist nicht die Erde«, murmelte er.
»Was … nein«, sagte Phee. »Du hast recht, Jamie. Alles, was du hier siehst, der ganze Vulkan besteht aus
Wasser
. Die Felsflanken. Die Lava. Die Aschewolke ist keine echte Asche, sondern Frost. Und er ist nicht extrem heiß wie die Vulkane auf der Erde – ich habe Filme über sie gesehen. Er ist
kalt
, extrem kalt. Deshalb spricht man von einem Kryovulkan.«
»Er sieht vertraut aus, ist es aber nich’. Das macht ihn so gefährlich.« Diesen Rat hatte der Doktor Jamie schon oft gegeben.
»Ja, und selbst für Sams Verhältnisse war es extrem dumm, hierher zu kommen.«
Er hörte das Zittern in ihrer Stimme. »Hey, hey, das wird schon. Wir sind fast da. Wir holen ihn da schon raus, das versprech’ ich dir.«
»Da! Ich kann Sanjay sehen! Direkt vor uns, rechts von der Aschesäule.«
Jamie sah nach vorn und entdeckte einen
Vogel
, einen riesigen, mit den Flügeln schlagenden Vogel, der nervös versuchte, sich von der Aschesäule fernzuhalten. Als er näher kam, konnte er die Gestalt in der trüben Luft besser erkennen. Unter den breiten Flügeln hing eine Art Gabel, auf der ein schlanker Körper lag. Ein grüner C-Overall war unter einem transparenten Hautanzug zu sehen. Das musste Sanjay sein. Er lag auf der Gabel, und seine Arme waren an einem durchscheinenden Material mit Verstrebungen und flatternden Fahren befestigt, die wie Federn aussahen. Er schlug mit den Federn und flog wie ein Vogel, angetrieben von seiner eigenen Muskelkraft.
»Beim Blut von Prinz Charlie! Du hattest ja gesagt, dass sie hier oben fliegen, aber
das
hatte ich nich’ erwartet.«
»Die Flügel?« Sie wirkte angespannt und desinteressiert. »Dank der niedrigen Schwerkraft steigt man leichter
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