Döskopp, Saudepp, Zickzackpisser
angetrauten Ehemann umzuerziehen und lebt deshalb leicht verbittert nur noch vor sich hin. Ihrer Miene sieht man an, dass sie nur noch eines kann: een snut trekken – schmollen also.
Der Verkloorer meint, sich mit allem bestens auszukennen und klärt jeden darüber auf, der dies ganz bestimmt nicht hören will.
Ein mieser Viez ist ein besonders missgünstiger Hausgenosse, der nicht mal dem nächsten Nachbarn gönnt, dass die Geranien auf dessen Balkon schöner blühen.
Der Voss ist schlau wie ein Fuchs, zeigt dies aber nicht, um seine Mitmenschen nicht in Trübsinn verfallen zu lassen.
Wickersche nennt man in Hamburg ein ausgesprochen liebenswertes Mädchen, das sich sofort nach der Eheschließung in ein bösartiges Frauenzimmer verwandelt.
Ein Winnworp ähnelt einem Maulwurf und kommt wie dieser immer genau da aus dem Untergrund ans Tageslicht, wo man es am wenigsten vermutet.
Wi pet us Heuner sülbst! Vorsicht, wenn Sie das gesagt bekommen, während Sie gerade mit einer Dorfschönen flirten. Gefahr ist im Verzug! Denn die Mahnung heißt wörtlich übersetzt Wir treten unsere Hühner selbst. Und bedeutet nichts anderes als „Finger weg, das ist meine!“
Der Wippstert ist der Hamburger Zappelphilipp schlechthin. Er kann einfach nicht stillsitzen und macht durch seine Unruhe alle anderen in seiner Umgebung nervös.
Woonschoper sagt man in Norddeutschland zu einem, dem man es nun wirklich nicht ansieht, dass er ein echter Mensch ist. Vielleicht ist er auch gar keiner?
Xaver ist im Norden Deutschlands schon allein deshalb ein Schimpfwort, weil ein solcherart Beschimpfter dem Süden der Republik zuzuordnen und damit automatisch ein Vollidiot ist.
Die Zeterziege ist meist mit einem Niedersachsen verheiratet, bereut das schon seit langem und beschimpft ihn deshalb ununterbrochen
in meckerndem Tonfall. Kein Wunder, dass der Gatte irgendwann ausflippt und nur noch meint: Klei mi an‘ Mors oder Klei mi an de Fööt . Auf Hochdeutsch: Lass mich in Ruhe, du kannst mich mal…
Die Zippelgusse hat mit Friseurbesuchen nichts zu schaffen, sondern schneidet ihr zottelig-ungepflegtes Haar lieber selbst. Und das sieht man auch.
Kapitel 2: Von Aaskreih bis Zwunsch – Schimpfen im Osten
Im Osten Deutschlands hat man es schwer. Nicht nur, weil die Ossis von den besserwisserischen Wessis einfach „übernommen“ wurden und seither auf blühende Landschaften warten, die es leider immer noch nicht überall gibt. Viel schlimmer ist’s für manchen, der im Osten geboren und aufgewachsen ist, dass das Sächsische (das ein Westdeutscher sozusagen automatisch mit dem Osten der Republik verbindet) der unbeliebteste Dialekt überhaupt ist. Das war schon 2008 so, und erneut bestätigt hat dies eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov zum Tag der Deutschen Einheit im Jahr 2012. Das Ergebnis: Nur acht Prozent finden Sächsisch gut (immerhin ein Prozent mehr als 2008).
Zwar schneiden auch die Berliner (und das wird vor allem die echten Sachsen freuen!) nicht gerade glänzend ab: Sie sind vorletzte in der Rangliste mit elf Prozent; dicht gefolgt von den (mit 13 Prozent auf dem drittletzten Platz) Kölnern, was allen Ossis insgesamt Befriedigung verschaffen dürfte. Denn wie heißt es so schön?
Mir Soggsen, mir sinn helle,
das weeß de ganze Weld,
un sinn mir maa nich helle,
do hammer uns ferschdelld!
Haben Sie’s verstanden? Tja, wenn nicht – dann haben Sie jetzt mal einfach Pech gehabt. Diese Zeilen stammen von der Mundartdichterin Lene Voigt (1891–1962), und sie beschreiben das Selbstverständnis im Osten der Republik ganz gut. Immerhin hat Lene Voigt bereits in den 30ern des vergangenen Jahrhunderts ganze Klassiker ins Sächsische übersetzt – und das wurde auch noch gelesen! Kleiner Tipp übrigens von der Autorin, auch für die nachfolgenden Seiten: Es hilft beim Verstehen und Erlernen ungemein, wenn Sie die „bösen Wörter“, gerade die sächsischen, wieder beim Lesen halblaut vor sich hinmurmeln. Am besten allerdings bitte
nicht in der Öffentlichkeit, da kommt man leicht in den Verdacht, ein bisschen gaga zu sein. Üben Sie besser in den eigenen vier Wänden.
In Bezug auf Schimpfen und Fluchen ist der ungeliebte letzte Platz beim Dialekt-Ranking übrigens richtig unfair! Denn so rein von der Fantasie her haben unsere Landsleute im Osten, vor allem in Sachsen und in Mecklenburg-Vorpommern die Nase ganz weit vorn: Man findet selten so viele ausgefallene Schimpfwörter wie hier. Dafür
Weitere Kostenlose Bücher