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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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der Türschwelle wie ein Stück Gummi in die Länge. «Schön, Sir Lancelot», sagte sie. «Wenn Sie mit meiner Küche und meiner Hausführung, kurz, mit der Art, wie ich Ihnen mein Leben aufopfere, nicht zufrieden sind — »
    «Aber meine liebe Miss MacNish!» Immer wieder versank er bei diesem Stichwort in Unterwürfigkeit, wie ein abgeschossenes Moorhuhn im Ginster. Er konnte ohne Miss MacNish nicht leben. Er hätte sich sonst selbst die Socken waschen und die Eier kochen müssen, eine Plackerei, die er ebenso freudig aufgegeben hatte wie die Nachtarbeit nach dem Ende seines Studiums. Geradezu lächerlich, daß ein Mann seiner Bedeutung und Durchschlagskraft morgens durch das Fehlen eines Hemdärmelknopfes wie gelähmt sein konnte. «Ich versichere Ihnen, ich weiß Ihre Tüchtigkeit zu schätzen und wollte nicht unhöflich sein —»
    «Ich werde sogar sehr froh sein, dieses Haus zu verlassen, Sir Lancelot. Für immer. Noch vor dem Mittagessen.»
    «Vielleicht war ich heute etwas gereizt», erwiderte er kriecherisch. «Ich wurde um sechs Uhr von einem Idioten aufgeweckt, einem Irren, der mich aus Nairobi anrief.»
    «Sie brauchen etwas Warmes im Magen, bevor Sie operieren gehen», sagte sie und starrte auf den kalten Schellfisch.
    «Da ich anderen Leuten ständig Diätvorschläge mache», protestierte er vorsichtig, «wäre es da nicht denkbar, daß Sie sich bei meiner eigenen Diät vielleicht doch auf mich verlassen können?»
    «Dergleichen kann nur eine Frau bestimmen.»
    «Gewiß. Ich weiß, Ihnen liegt ausschließlich mein Wohl am Herzen, Miss MacNish. Darf ich Ihnen versichern, daß mir Ihres ebenso am Herzen liegt?» Er zögerte. Alle Frauen hatten ganz spezielle persönliche Probleme, die er leider Gottes nicht mit den praktischen Methoden Heinrichs VIII. lösen konnte. «Es wäre vielleicht gut, wenn ich Sie bei einem meiner Kollegen im St.-Swithin anmelde.»
    «Wieso? Ich bin so munter wie ein Floh.»
    «Man sollte das Einsetzen der Menopause nicht zu leicht nehmen -»
    «Was erlauben Sie sich!» Sie maß ihn mit einem Blick, als hätte er eine dreckige Bemerkung gemacht. Zu Sir Lancelots Erleichterung klingelte draußen die Türglocke. Miss MacNish schmiß den Teller auf den Boden. Sie nahm ein sauber gefaltetes weißes Leinentüchlein aus der Tasche ihres grünen Overalls und führte es an die Augen, während sie öffnen ging. »Der ehrenwerte Sir Lionel», kündigte sie an. Sir Lancelot brach in das lauteste Stöhnen dieses Morgens aus.
    «Kleines Liebesgeplänkel, he?» fragte der Dean, der Vorstand des Medizinischen Instituts von St.-Swithin, zwinkernd, als sich die Tür des Speisezimmers hinter ihm geschlossen hatte.
    «Diese ewigen Anspielungen mit der Zartheit eines Elefanten im Porzellanladen! Miss MacNish steht im Begriff, jene Lebenszeit zu durchschreiten, in der Frauen emotionell labil werden.»
    «Du brauchst nicht so lautstark zu protestieren», sagte der Dean leichthin. «Das ganze Hospital ist davon überzeugt, daß ihr ein Verhältnis miteinander habt.»
    Er ließ sich am Frühstückstisch nieder. Der Dean war ein eher kleiner Mann mit einem spitzen Kahlschädel und großen Ohren; er ähnelte einem Gartenzwerg, dessen unmäßig dichte Augenbrauen bei rasch aufwallenden Gefühlsregungen wie zwei überreizte haarige Raupen aussahen.
    «Du kennst sehr gut die starke Tür, die Miss MacNishs Wohnung und Tugend im obersten Stock vor jedem unbefugten Zugang schützt», sagte Sir Lancelot mürrisch. «Ich kann dir aber versichern: Wäre sie von mir auch nur durch ein transparentes Nachthemd getrennt — ich würde mich nicht verführen lassen.»
    «Wir finden, ihr paßt recht gut zueinander. Sie ist eine jener wenigen Frauen, bei denen du dich nicht wie ein Bulldozer in einem Blumenbeet benehmen kannst. Kann ich etwas Kaffee haben? Meiner zu Hause war kalt. Es ist schon schrecklich angenehm, findest du nicht, daß wir nebeneinander auf St.-Swithinschem Grund und Boden wohnen?»
    «Vor allem, da du ja als Institutsvorstand keine Miete zahlst.»
    «Hast du schon die Zeitung gelesen?» fragte der Dean, der diese Bemerkung überhörte, und deutete mit einer Kopfbewegung auf die noch zusammengefaltete Times, während er geistesabwesend Butter auf eines von Sir Lancelots Frühstücksbrötchen strich.
    «Nur die Kricket-Ergebnisse. Die waren auch das einzige, was der selige Lord Attlee in den Zeitungen las, während er ein normal bewegtes, also zerstrittenes Labour-Kabinett leitete. Ich beginne zu

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