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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Tagen. Ich wäre durchaus bereit, schon jetzt einzuziehen.«
    »Ach, armer Junge«, stammelte der Direktor. »Sie armer Junge.«
    »Sagen Sie mal«, schaltete ich mich ein, ich war bereits recht durstig. »Könnten Sie mich vielleicht mit einem Glas Bier versorgen?«
    Das Gesicht des Direktors zog sich noch mehr in die Länge. »Ein Bier? Ausgerechnet jetzt?«
    »Ja, natürlich. Wo ist die Bar?«
    »Hören Sie mal«, rief Mr. Samboys, »wißt ihr Burschen denn nicht, wo ihr seid?«
    »Zum Teufel«, explodierte Sir Lancelot. »Das ist das Hotel zum >Hafen der Ruhe< — «
    »Das ist der Bestattungssalon zum >Hafen der Ru-he<, bitte sehr«, sagte der Direktor und starrte uns wütend an.
    »Grimsdyke!« zischte Sir Lancelot.
    »Tut mir leid«, entschuldigte ich mich. »Falsche Hausnummer.«
    »He, wartet doch!« Als wir uns zur Türe wandten, setzte Mr. Samboys sein Lächeln wieder auf und rieb sich erneut die Hände. »Die Herren müssen an die Zukunft denken! Yes, Sir! Und unsere Zahlungsbedingungen sind äußerst kulant. Wir haben hier in New York City bereits fünf Generationen begraben. Haben uns einen guten Namen wegen der Rücksichtnahme auf die Gefühle der trauernd Hinterbliebenen gemacht, vor allem in finanzieller Hinsicht. Unsere prächtig ausgestatteten, mit Klimaanlage versehenen Appartements erstrecken sich über zwanzig Stockwerke —«
    Sir Lancelot packte die Türklinke.
    »Heute kein Bedarf«, sagte ich dem Mann.
    »Aber hört doch mal. Wir machen einen erstklassigen Einbalsamierungsjob zu angenehmen Raten.« Mr. Samboys lächelte gewinnend. »Stirb heute, zahle später, sozusagen.«
    »Besten Dank!« brüllte Sir Lancelot.
    »Mein Freund«, erklärte ich Mr. Samboys, »hält es lieber mit dem Do-it-yourself.«
    Wir traten auf den sengenden Gehsteig hinaus.
    »Peinliche Sache«, murmelte Sir Lancelot. »Verdammt peinlich.«
    »Etwas Gutes ist dran, Sir«, tröstete ich ihn. »Endlich haben Sie die einzige Bude in New York kennengelernt, in der nicht sämtliche Räume mit Fernsehgeräten ausgestattet sind.«

5

    Gegen drei Uhr morgens klingelte das Telefon auf meinem Nachtkästchen.
    »Grimsdyke? Hier Spratt.«
    »Oh, hallo, Sir Lancelot.« Zu dieser Morgenstunde war ich natürlich recht verkatert. »Sie sind doch nicht am Ende noch immer bei der Konferenz für Wirtschaftliche Wirkstoffe für Wirtschaftskapitäne?«
    »Ich bin bei keiner verdammten Konferenz. Ich bin im Gefängnis.«
    »In was sind Sie, Sir?«
    »Im Gefängnis, Sie Esel! Hören Sie mich nicht?«
    »Ja doch, natürlich, Sir.«
    Nach dem »Hafen der Ruhe« hatte ich mich daran gewöhnt, daß in New York überraschende Dinge in einem Tempo passierten, mit dem sich »Alice im Wunderland« bei weitem nicht messen konnte. Dennoch vernahm ich mit einiger Verstörung, daß der emeritierte Chefchirurg des St.-Swithin-Spitals soeben im Kittchen gelandet war.
    »Soll ich — soll ich nach dem britischen Gesandten senden, Sir?«
    »Ich bezweifle stark, daß man Seine Exzellenz aus dem Schlummer wecken würde, um in diese Krise persönlich einzugreifen. Kommen Sie gefälligst her, und zwar möglichst rasch, um mich von hier herauszuholen.«
    »Um Sie herauszuholen, Sir?«
    »Würden Sie die Güte haben, Mensch, mit diesem aufreizenden Geblöke am anderen Ende der Leitung aufzuhören?«
    Der alte Knabe war ein bißchen verstimmt, begreiflich.
    »Will sagen: wo befinden Sie sich denn, Sir?«
    »Augenblicklich befinde ich mich im Winkel eines äußerst unbehaglichen und überheizten Raumes und in der Gesellschaft einer großen Menge sehr wenig einnehmender Personen, deren bösartiges Aussehen meiner Meinung nach von dem der herumstehenden, mit geladenen Feuerwaffen versehenen Polizisten noch übertroffen wird.«
    »Großer Gott, Sir.«
    »Sie finden mich in der Polizeiwache an der Ecke Sechsundachtzigste Straße — First Avenue, in der sogenannten East Side. Seien Sie so gut, Ihr Bett augenblicklich zu verlassen.«
    »Ja, gleich, Sir.«
    »Und, Grimsdyke — «
    »Ja, Sir?«
    »Erwähnen Sie niemandem gegenüber ein Sterbenswörtchen von dieser Sache.«
    »Nein, natürlich nicht, Sir.«
    »Danke. Die Taxifahrt bekommen Sie vergütet.«
    Ich drehte das Licht an und griff nach meiner Hose; mir war wie einem nervösen französischen Revolutionär am Morgen des 14. Juli zumute.
    »Bin gar nicht böse, für heute abend keine Verabredung zu haben«, waren Sir Lancelots letzte Worte zu mir gewesen, als wir früher am Tag bei einem Scotch in der

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