Doktor auf Draht
bitte um Verzeihung, Sir.«
»Wie konnten Sie sich unterstehen, Grimsdyke!«
»Ich bitte um Verzeihung, Sir.«
»Wir beide werden am Morgen noch ein Wörtchen miteinander zu reden haben, seien Sie dessen sicher! Ich verstehe wirklich nicht mehr, wohin das alles noch führen wird. Kein Mensch schenkt dem, was ich sage, die geringste Beachtung.«
Damit, fühlte ich, hatte der alte Knabe den Finger auf die Wunde gelegt.
Dr. Archbold - der Präsident persönlich hätte keinen größeren Eindruck machen können — brachte die Dinge rasch in Ordnung, und nach ein paar Minuten entschwebten wir mit ihm im Cadillac mit Klimaanlage.
»Mensch, Lancelot, tut mir mächtig leid, daß solch ein Mißgriff passieren konnte«, versuchte ihn unser Gastgeber zu trösten.
Sir Lancelot knurrte.
»New York ist gewiß eine verwirrende Stadt. Yes, Sir«, meditierte Archbold. »Finde, Sie brauchen ein bißchen Entspannung — wie wär’s, wenn meine Boeing Sie morgen auf meine Ranch in Colorado brächte?«
»Äußerst gütig von Ihnen, Archbold, aber ich glaube wirklich nicht — «
»Mensch, Sie werden’s drunten wie zu Hause finden. Hab dort einen Butler vom Buckingham-Palast zur Bedienung. Lassen Sie sich’s Wohlsein und strolchen Sie ein bißchen in einem meiner Hubschrauber herum.«
»Aber die Konferenz«, wandte Sir Lancelot ein.
»Ist doch wurscht, die schalten wir auf meinen Fernseh-Privatkanal um.« Plötzlich verdüsterte sich Archbolds Gesicht. »Es macht Ihnen doch nichts aus, wenn Sie sie nicht in Farbe kriegen, hm?«
»Allmächtiger«, stammelte Sir Lancelot. »Allmächtiger.«
6
Als ich morgens an Sir Lancelots Tür klopfte, fand ich ihn in Hosenträgern beim Frühstück sitzen: »Gesunde schottische Kraftnahrung mit dem geballten Sonnenschein Floridas« (Porridge mit Grapefruit).
»Grimsdyke«, empfing er mich düster, »mir ist wie nach einem bösen Traum.«
»Machen Sie sich keine Sorgen, Sir«, versuchte ich ihn aufzuheitern. »Diese Geschichte wird nie St. Swithin erreichen. Zugegeben, ich hab Freund Archbold ins Vertrauen gezogen, aber für gewöhnlich bin ich der verschwiegenste Mensch auf der Welt.«
»Sie sind weit davon entfernt«, sagte er müde. »Wiewohl ich glaube, daß Sie diesmal den Mund halten werden. Ihr besseres Ich wird sich, zumindest um seines Wohlergehens willen, mir verpflichtet fühlen.«
Ich bemerkte, daß sein Koffer gepackt war.
»Wann geht’s los nach Colorado, Sir?«
»Ich fahre nicht nach Colorado.«
»Nein?«
»Leider ruft mich ein Kabel zu einem wichtigen Fall nach London zurück.«
»Oh, wirklich? Welch ein Jammer. Wann kam es denn?«
»Das Kabel wird im Laufe des Vormittags, möglicherweise sogar noch vor meiner Abreise eintreffen. Sie werden die Güte haben, es mit meinen entsprechenden Entschuldigungen Archbold zu zeigen und dem Rest der Konferenz allein beizuwohnen.« Nachdenklich biß Sir Lancelot in ein Stück »Brutzelheißes gebuttertes Lebenselixier.«
»Alles in allem, Grimsdyke, habe ich zu meinem Bedauern mehr als genug von der Gesundheit der Wirtschaftskapitäne.«
»So kam es, daß ich allein zurückfliege«, erklärte ich Lucy Squiffington — meine Geschichte hatte ein gutes Stück des Atlantik gedauert.
»Ach, Sie Armer! New York verdient mit Recht seinen Ruf, eine der aufregendsten Städte der Welt zu sein.«
»Oh, die Dinge beruhigten sich gewaltig, sobald einmal Sir Lancelot im Flugzeug saß. Danach machte ich vormittags regelmäßig einen Sprung zur Konferenz, verduftete dann im Materialaufzug und konnte mir auf diese Weise sämtliche Sehenswürdigkeiten New Yorks begucken.«
»Einschließlich der Varietés?« lächelte Lucy.
»Nein, jetzt haben sie geschlossen. Ich ging stattdessen zur UNO.«
Die Pastorstochter unterbrach unser Gespräch mit der Frage, ob wir britische Pässe hätten, wobei sie zu verstehen gab, andernfalls wäre es ein Pech.
»Aber von New York abgesehen, Lucy«, wagte ich mich vor, »hat sich dieser ganze Ausflug schon dadurch ausgezahlt, daß ich das Glück hatte, Sie wiederzusehen.«
»Süß von Ihnen, Gaston.«
»Oft hab ich mir schon gewünscht, ich wäre in Whortleton so gescheit gewesen, Sie um Ihre Telefonnummer zu fragen.«
Sie lachte.
»Hören Sie, Lucy«, drang ich in sie. »Wäre es nicht jammerschade, jetzt auf Nimmerwiedersehen auseinanderzugehen, nur weil unsere Flugbilletts abgelaufen sind? Könnten wir nicht einmal abends in der Stadt zu einem kleinen Drink Zusammenkommen? Nur um der alten
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