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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Hilda hatte, nach der Morgenpost zu urteilen, die Hochzeit bereits bis zum letzten Hufeisen aus Silberpapier vorbereitet und mir die schweißtreibende Arbeit erspart, die Flitterwochen zu arrangieren, indem sie uns bei einem Burschen einquartiert hatte, der ein Heim für unverheiratete Mütter in Schottland führte. Und der gute Miles würde natürlich vor Freude bei seinem Hochzeitskuchen ersticken, wenn er sich vor Augen hielt, daß er durch diese Partie eine Art Blutbrüderschaft mit Frau Direktor Hilda einging.
    Ich steckte die Dominosteine ein. Ein Szenenwechsel würde, so meinte ich, vielleicht ganz heilsam sein.
    Ich schlenderte durch das Lagertor, wanderte nach Whortleton hinein und kaufte mir eine Portion Aal in Aspik. Ich beugte mich über das Geländer der Promenade. Hier, fiel mir ein, war es gewesen, wo ich die Biene auf Lucys Nacken gepackt hatte. Dort war unsere romantische Kanalmündung. Jene greisen Esel waren wahrscheinlich dieselben, auf denen ich sie großzügig zu Ritten eingeladen hatte. Wieder einmal seufzte ich tief auf. Wann immer ich in eine der Whortletoner Zuckerstangen biß, würde sie durch und durch das Wort LUCY zeigen.
    Ich führte mich selbst auf einen Hummerimbiß, auf eine Runde in der Schießbude und auf das volle Programm im Whortletoner Kino aus. Es war spät geworden, als ich in unser Häuschen zurückkehrte; Squiffy war noch nicht da. Ich legte mich nieder, versuchte es nochmals mit Boswell und entschlummerte dann.
    Gegen zwei Uhr morgens wurde ich von Squiffy wachgerüttelt.
    »He, Grim! Gratuliere mir!«
    »Was hast du getan? Die Bingo-Kasse geplündert?«
    »Nein, ich werde heiraten.«
    Er begann im Häuschen auf und ab zu schreiten, wobei seine Arme und Beine gegen die Einrichtungsstücke trommelten.
    »Hab soeben der kleinen Audrey einen Antrag gemacht. Draußen neben der Seepanorama-Kegelbahn. Und sie hat ihn angenommen.«
    »Audrey? Wer ist Audrey?«
    »Audrey Urridge. So heißt Nuttie Flame in Wirklichkeit.«
    Ich rieb mir die Augen. »Du willst doch nicht sagen, daß du ihr tatsächlich — «
    »Warum nicht? Ich liebe sie. Sie besitzt große Charakterstärke, eine äußerst liebevolle Natur und ein prachtvolles Gebiß.«
    »Hör mal, Squiffy — leg dich jetzt ein bißchen aufs Ohr, gönne dir etwas Schlaf, und morgen früh werden wir in aller Ruhe darüber sprechen.«
    »Es war durchaus keine Überrumplung«, fuhr Squiffy fort. »Weit davon entfernt. Audrey sagte: >Geh, du Übergescheiter, ich kenn dich doch kaum, und mit Professoren verkehr ich sonst überhaupt nicht.< Darauf sagte ich ihr, daß ich gar kein richtiger Professor sei — hatte mich im Lauf des Abends dazu befördert, glaub ich — , sondern bloß der nichtsnutzige Sohn eines Kerls, dem eine halbe Bank in der City gehört, und da sagte sie gleich: Alles zurück, bitte, sie heirate mich, wann ich will. Was sagst du dazu?«
    »Von mir aus«, sagte ich ihm, mich wieder niederlegend, »kannst du sämtliche zwölf Mädel heiraten, die im Schlußrennen liegen, und Basil Beauchamp noch dazu.«
    »Also weißt du, Grim — die meisten Leute sagen was Nettes, wenn sie von der Verlobung Nahestehender erfahren.«
    »Dein Alter wird das bestimmt wettmachen, sobald er nächste Woche von Karatschi zurück ist.«
    »Daran hab ich auch schon gedacht.« Squiffy ließ sich auf sein Bett fallen. »Gewiß verhält sich der Alte meinen Affären gegenüber etwas mißtrauisch. Hatte von Zeit zu Zeit ein paar Mädel aufzukaufen und dürfte jetzt recht lustlos sein. Aber bei Audrey ist das anders. Ich werde meinem Daddy und der ganzen Welt beweisen, was für ein kolossaler Junge ich bin: ich werd diesen dunklen Gesellen, diesen Spion Yarmouth, entlarven.«
    »Was, deinen Kollegen von Notting Hill?«
    »Stimmt. Bin durch Lucys Erklärung keineswegs befriedigt. Wenn schließlich Audrey und der Buchmacher und du selbst mich für einen der führenden Atomwissenschaftler gehalten haben — warum nicht auch er?«
    »Gute Nacht«, sagte ich und wälzte mich auf die andere Seite.
    »Ich hab noch immer Noreens Telefonnummer, werde mich also gleich morgen mit ihm in Verbindung setzen und ihm sagen, er soll diesen Zwiebelkerl Samstag abend nach Whortleton schicken. Werde erklären, ich hätte zu Schleuderpreisen einige absolut umwerfende Geheimnisse von der Versetzungsliste abzugeben.«
    »Gute Nacht.«
    »Verdammt blöd wird er dreinschauen, wenn er bei der Blumenuhr wartet, und ich marschiere mit der halben Whortletoner Polizei auf.

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