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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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sie diesen um ein Haar amputierte.
    »Wälze nur ein paar Formeln in meinem Kopf, wissen Sie. Werde mich im Dubarry-Ballsaal einfinden, sobald die Fanfare im Lautsprecher ertönt.«
    »Passen Sie nur auf, wie ich mit den Hüften wackeln werde«, lachte Nuttie Flame, warf ihm ein Kußhändchen zu und entschwand.
    »Ein interessantes Mädel«, bemerkte Squiffy.
    »Und schon wieder eine, der du den Atomenergie-Köder hingeworfen hast?«
    »Grim, du bist ein ausgesprochener Spielverderber. Meiner Seel, wie mein Alter benimmst du dich, wenn während seines Rheumas der Zinsfuß steigt. Jeder Mensch läßt doch an solchen Orten ein bißchen die Zügel schießen. Hab gestern abend in der Bingo-Bar enormen Eindruck auf sie gemacht, als ich ihr von der neuen Bombe erzählte. Weißt du, von dieser wirklich kolossal raffinierten, die einfach alles erledigt, bis auf die Häuser und Gärten. Die Opposition braucht bloß einzuziehen und das Ganze zu übernehmen, den Marble Arch, die Kronjuwelen, und so weiter.«
    »Wo hast du das alles aufgeschnappt, wenn ich fragen darf?«
    »Aus einem Magazin, das ich bei einem der Rangen in der Schule konfiszierte, aber das weiß sie nicht. Und das erwies sich noch dazu als ein verdammt scharfsinniger Schachzug«, fuhr Squiffy fort. »In der Bar war ein Kerl namens Whitherspoon, oder so ähnlich, der sich als ein Buchmacher auf zweiwöchigem Urlaub entpuppte.« Er lachte. »Komisch, Grim, was, daß ein Buchmacher Ferien macht, auf diese Idee kommt man gar nicht, s’ ist schon schwer genug, sich diese Burschen ohne ihre kleine Tafel und ohne diese Ledertasche vorzustelllen, die vor lauter Geld ständig zu platzen scheint. Trotzdem haben sie wohl Frauen und Familie und sind nett zu Hunden, wie normale Leute. Dieser Kerl von einem Whitherspoon«, schloß Squiffy stolz, »hielt mich für einen Streber.«
    »Was du nicht sagst?« bemerkte ich, nach meinem Taschendomino langend.
    »Ja, er hielt mich für einen ätherischen Akademiker, viel zu sehr damit beschäftigt, die Erde in die Luft zu blasen, als den Realitäten des Lebens ins Auge zu sehen. So kratzte ich mein letztes Geld zusammen, das ich überhaupt noch hatte, und setzte es auf Nuttie Flame. Und dieser Idiot von einem Buchmacher gab mir fünf zu eins. Nicht schlecht, was? Damit kann ich ohne weiteres den kleinen Betrag zurückzahlen, den ich mir vom Schuldirektor ausgeborgt hab.«
    »Was geschieht aber«, erkundigte ich mich, »wenn sie nicht gewinnt?«
    »Aber, Grim, sie macht das Rennen todsicher. Ich habe meine Informationen.«
    »Die Hölle ist mit mehr guten Tips gepflastert denn mit guten Vorsätzen.«
    »Da hat man’s schon wieder, Grim. Der selige Jeremias nimmt sich neben dir aus wie der Junge, der im Fernsehen für Hundefutter Reklame macht. Ich weiß es, daß Nuttie Flame das Rennen machen wird, weil Basil es Lucy sagte. Alle diese Dinge werden noch mehr aufgetakelt als das gesamte Jachtgeschwader von Whortleton, das kannst du mir glauben.« Eine Fanfare ertönte durch das Lager. »Das Startzeichen«, verkündete Squiffy und sprang auf. »Entschuldige, aber jetzt muß ich hinüber und mir einen guten Platz am Zaun sichern.«
    Ich kehrte zu meinem Boswell zurück. Dann versuchte ich es mit einer Partie Domino, aber man würde nicht glauben, wie wenig anregend es ist, Domino mit sich selbst zu spielen. Squiffy hatte natürlich recht. Hätte ich mich unter den Propheten des Weltuntergangs befunden, würden sie mich mit komischen Geschichten aufzuheitern versucht haben. Ich begann mich bereits zu fragen, ob ich etwa an Gelbsucht oder Depressionen litte. Warum, so erforschte ich mein Gewissen, sah ich das Leben durch den Gelbfilter, wenn ich in weniger als vierzehn Tagen das netteste Mädel der Welt heiraten sollte? Von Rechts wegen hätte ich mich in nichts von den Rückenklopfern des Lagers unterscheiden dürfen.
    Ich starrte auf das Meer hinaus und versuchte mich aufzuheitern, indem ich mir Zukunftsbilder malte. Wir würden ein nettes Haus in einer netten Vorstadt besitzen, und Frau Direktor Hilda würde mir einen netten ärztlichen Job in einer ihrer Wohlfahrtsorganisationen zuschanzen. Anemone würde mich nett und sauber halten und mir allabendlich ein nettes Dinner kochen, und wir würden eine Menge netter Kinder haben. Überdies durfte ich mich glücklich preisen, eine Schwiegermutter zu bekommen, die ein halbes Dutzend Heime für kriminelle Mädchen so leicht organisieren konnte wie ihr Frühlingsreinemachen. Frau Direktor

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