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Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Sommerurlaub?«
    »Gewiß, unserem Stab gehören drei oder vier ehemalige Mitglieder der Militärpolizei an.«
    »Nun, die können Sie alle beim Isolierpavillon einsetzen.«
    »Wie — um das eine kleine Mädelchen unter Kontrolle zu halten?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Diese Patientin hat die Röteln, aber die anderen setze ich unter strengste Quarantäne. Wenn Sie jetzt ein paar Kricketschläger und etliche Meter festes Seil herbeischaffen können, werden wir die Fälle ins Lazarett überführen.«

24

    »Das ist das wahre Leben«, sagte Squiffy zufrieden aus seinem Liegestuhl. Er streckte seine Beine aus, die von Pfeffer-und-Salz-Hosen, alten Turnschuhen und einer roten sowie einer schwarzen Socke umhüllt waren. »Sonnenschein in rauhen Mengen, zweimal täglich Fisch mit Kartoffelschnitzeln und nichts zu tun als zuzusehen, wie die Teilnehmerinnen am samstäglichen Schönheitswettbewerb wetteifernd um Gunst buhlen. Das ist mir noch lieber als das Carlton in Cannes.«
    »Gewiß lassen sich die Dinge weitaus geruhsamer an, seit wir die Bälger ins Kittchen verfrachtet haben«, stimmte ich ihm zu.
    Es war einige Nachmittage später, und wir saßen neben dem Strand-Autodrom; ich versuchte in meiner Lektüre von Boswells Johnson weiterzukommen. Stets hatte mich der Ehrgeiz dazu getrieben, es einmal ganz auszulesen, und noch immer lagen sechshundertvierundachtzig Seiten vor mir.
    Squiffy kratzte sich den Kopf. »Sag mal, Grim — findest du nicht, daß wir die Kleinen recht schlecht behandelt haben?«
    »Wir hätten sie schlecht behandelt?«
    »Anfangs waren sie ja recht übermütig, das gebe ich zu. Aber ist die Küste nicht dazu da, um den
    Übermut schießen zu lassen? Eigentlich sollten die lieben Kleinen stillvergnügt mit den Gummienten im Kinderhimmel spielen.«
    »Viel wahrscheinlicher ist es, daß sie stillvergnügt mit den Spielautomaten im Stadtkrug spielen würden. Überdies besteht die Gefahr, daß sie jedermann in Spuckweite infizieren.«
    »Aber als ich mir deinen Schlüssel ausborgte und nach dem Frühstück zu den Kinderchen ging, um mit ihnen ein bißchen zu plauschen, sagten sie mir, sie hätten schon alle, bis auf diese eine, die Röteln gehabt.«
    »Ich hab sie isoliert«, erklärte ich mit Bestimmtheit. »Und sie bleiben isoliert, zum Teufel, bis ich’s anders verfüge.«
    »Weiß nicht, Grim.« Squiffy kratzte sich abermals den Kopf. »Ich kann dich dieser Tage einfach nicht verstehen. Sonst warst du doch so ein munterer und zufriedener Kerl, und nun könntest du glatt der alte Hiob sein, der seine Eierbeulen sonnt. Scheinst nicht einmal an den reizenden Mädeln vom Schönheitswettbewerb interessiert.«
    Ich sah die Mädchen, bewacht von einer Schar recht finster blickender Gesellen, durch das Lager wandeln. Doch schon seit Jahren kamen mir alle Mädel bei Schönheitswettbewerben wie eine Reihe neuer Bentleys vor — funkelnd, teuer und nett zu besitzen, aber alle einander aufs Haar gleichend.
    »Unter uns gesagt, Grim, ich hab mir bereits die todsichere Siegerin erkoren«, fuhr Squiffy mit Wärme fort. »Das Mädel heißt Nuttie Flame. Sie hat sämtliche Gutpunkte — entzückende Keulen, eine
    gut gewölbte Brust, eine volle Mähne, von ihrer phantastischen Widerstandskraft ganz zu schweigen.«
    »Ja, hab schon bemerkt, wie du ständig an den Ställen klebst.«
    »Ich muß doch die Umgebung im Auge behalten, Grim. Es könnte sie doch einer untauglich machen! Ihren Büstenhalten anstechen, weiß du, oder sonst was.«
    »Hei, Georgie-Schweinchen!«
    Nuttie Flame war in diesem Augenblick selbst hinter der Ecke der Bingo-Halle aufgetaucht; sie trug einen schwarzen Badeanzug.
    »O hallo«, antwortete Squiffy, leicht blinzelnd.
    »Wie geht’s meinem Höhlenmenschen heut früh?« lachte sie, schlug ihm auf die Schulter und stieß ihm die Brille von der Nase.
    Nuttie Flame war Australierin, rothaarig, groß, schlank, blendend gewachsen — toll sehen diese Mädchen aus, wenn sie bronzebraun gebrannt an der Küste von Sydney liegen. Sie war die richtige Gefährtin für einen jener Lebensretter, die sich damit beschäftigen, mit der einen Hand ein paar Badende an Land zu ziehen, während sie mit der anderen Haifische verscheuchen; aber ihre Hauptwirkung auf Squiffy bestand darin, daß er wie ein eben von einer Elefantenherde zertrampeltes Getreidefeld aussah.
    »Noch immer dabei, nachzudenken, wie man die Welt hochgehen lassen kann, Georgie-Schweinchen?« grinste sie und kniff ihn in den Arm, wobei

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