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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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jetzt Schörlo nennen.« Bulle schob sich eine gebogene Pfeife in den Mund. »Und du, Lise, heißt Kolms. Und Sie, Doktor, wie wär’s mit…«

    »Doktor Handschuh?«, schlug Lise vor.
    Bulle kratzte sich am Backenbart. »Nein, es sollte ein schottischer Name sein. Doktor McKaroni.«
    »Makkaroni?«, sagte Lise. »Ist das nicht Italienisch?«
    »Genauso unitalienisch wie McElangelo und McO’Polo«, sagte Bulle. »Noch dazu schmeckt es viel besser.«
    »Seid ihr fertig, Schörlo & Kolms?«, fragte Doktor Mc-Karoni. »Wir müssen nämlich los.«
    Wie Lise richtig vermutet hatte, gab es eine lange Schlange vor Madame Tourettes Wachsfigurenkabinett.
    Nachdem sie drei Tickets gelöst hatten, spazierten unsere drei Freunde in das Museum. Sie schoben sich an den Besuchern und Wachspromis in Lebensgröße vorbei, während Doktor Proktor ihnen zeigte, wer Elvis, Marilyn Monroe, John F. Kennedy und Winston Churchill waren.
    »Den kenn ich!«, sagte Bulle und zeigte auf eine kurze Figur in Uniform, die einen Dreispitz auf dem Kopf trug.
    »Kein Wunder, das ist ja auch Napoleon«, sagte Doktor Proktor.
    »Unheimlich«, meinte Lise und schüttelte sich. »Man kann kaum unterscheiden, wer lebendig und wer eine Wachsfigur ist.«
    »Schaut mal da!«, sagte Bulle und zeigte zu einer Figur in einem Fußballtrikot. »Ibranaldovez!«
    »Bist du sicher?«, fragte Lise. »Das Gesicht sieht ihm aber nicht sonderlich ähnlich.«
    »Stimmt. Aber das dafür umso mehr«, sagte Bulle und zeigte auf die Wachshand, an der sich alle Finger zur Handfläche krümmten bis auf den mittleren, der gerade nach oben gestreckt war.
    »So, hier wäre Michael Jackson«, sagte Doktor Proktor, blieb stehen und sah sich um. Aber weder er noch Lise konnten irgendwo einen geheimen Informanten sehen. Bulle hingegen war vollkommen fasziniert von der merkwürdigen Wachsfigur mit der kurzen Paillettenjacke. Eine Hand der Figur wölbte sich über den Hosenstall, wie bei Fußballspielern, die bei einem Freistoß eine Mauer bildeten. Die andere Hand, die in einem silbernen Handschuh steckte, hielt einen Hut.
    »Ist das ein Zielhandschuh?«, fragte Bulle und kniff ein Auge zu. »Und wieso steht der so komisch da?«
    »Bulle«, sagte Lise. »Der Handschuh war sein Markenzeichen. Außerdem steht er nicht komisch da, sondern macht den Moonwalk.«
    »Ah ja«, sagte Bulle und drehte sich zu den Menschenmassen um, die an ihnen vorbeiströmten. »Aber wieso treffen wir uns an einem Platz, an dem es ungefähr so voll ist wie in einer Gummibärchentüte, wenn dieses Treffen so geheim sein soll?«
    »Weil man sich als Mensch genauso gut in einer Menschenmenge verstecken kann wie ein Fisch in einem Fischschwarm. Keiner achtet darauf, wer mit wem spricht. Außerdem kriegt bei dem Lärm auch kein Unbefugter mit, was besprochen wird.
    »Dich hab ich nicht gefragt, Michael«, sagte Bulle.
    »Was?«, meinte Lise.
    »Ich hab gesagt, dass ich ihn nicht gefragt habe«, sagte Bulle und zeigte mit dem Daumen über die Schulter hinter sich.
    Lise drehte sich ruckartig um. Sie hatte von Anfang an gedacht, dass das Besondere an der Figur nicht die Ähnlichkeit mit Michael Jackson war, sondern ihr wirklich lebendiges Aussehen. So lebendig, dass es ihr ganz natürlich vorkam, als er weiterredete.
    »Hört jetzt gut zu, ich krieg nämlich bald einen Krampf in den Oberschenkeln, okay? Ihr findet die Crunch-Brüder in einem Pub in Eastburnwickside, der folgendermaßen heißt: Der Löwe, Der Hamster Und Der Ziemlich Schiefe Ochsenkarren Von Mister Woomblenut Der Oft Drüben In Der Alten Mühle Roggenbier Verkaufte.«
    »Entschuldigung«, sagte Lise. »Ich hab mich grad nicht richtig konzentriert, könnten Sie das noch mal wiederholen?«
    »Nehmt einfach ein Taxi und sagt, ihr wollt zum Löwen in der Buck Street«, flüsterte Michael Jackson. »Und jetzt kommt in die Gänge, bevor ich hier kollabiere.«
    »Auf geht’s«, sagte Doktor Proktor und setzte sich in Bewegung.
    »Michael«, zögerte Bulle. »Könnte ich… ähm… wohl ein Autogramm von Ihnen haben?«
    »Jetzt komm schon«, sagte Lise und zog Bulle mit sich hinter dem Professor her. »Der ist doch schon tot!«
    »Tot? Aber der hat doch gerade gesprochen!«
    »Michael Jackson! Das da ist nicht… Jetzt komm endlich!«
    »Aber ich will ein Autogramm von Michael! Please!«
    »Du kommst jetzt mit, Bulle!«, fauchte sie.
    Leicht eingeschnappt folgte Bulle den beiden anderen. Aber am Eingang blieb er stehen und fing an zu strahlen.
    »Das da!

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