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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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dabei ebenso um das, was man nicht mitnehmen will, wie um das, was dringend dabei sein muss. Lasst hören, was ihr alles eingepackt habt, Freunde.«
    »Ich nehme den Rucksack dort mit«, sagte Lise und zeigte auf einen roten Wanderrucksack. »Da drin sind meine Kulturtasche, sechs Unterhosen zum Wechseln, Regensachen, ein Taschenmesser, ein paar Wollsocken, falls es kalt wird, Pflaster, eine kleine Taschenlampe und ein paar extra gute Schuhe, sollten wir mal weit laufen müssen.«
    »Aha!«, sagte Doktor Proktor. »Das klingt nach einer Profireisenden, die nicht bloß im Raum, sondern auch in der Zeit unterwegs war! Und wie sieht es bei dir aus, Bulle?«
    »Noch mehr Profi!«, sagte Bulle. Er zeigte auf eine Supermarkttüte, die er neben sich auf den Arbeitstisch gelegt hatte, auf dem außerdem ein paar Reagenzröhrchen standen, in denen eine blubbernde blaue Flüssigkeit vor sich hin dampfte. »Eine fast saubere Unterhose, Nagellackentferner, ein Monopolyspiel für verregnete Tage und eine Dose Malariatabletten von Großvater«, sagte er.
    »Malariatabletten?«, fragte Doktor Proktor. »Es gibt in London doch keine Malariamücken, Bulle.«
    »Ist die Londoner Malariamücke etwa ausgestorben? Gut, ich war mir nämlich nicht so sicher, ob die Pillen vielleicht schon abgelaufen sind. Als Haltbarkeitsdatum steht da nämlich 12. März 25. Ich hab mir schon Sorgen gemacht, dass damit 1925 gemeint sein könnte.«
    »Und was willst du mit dem Nagellackentferner?«, fragte Lise. »Du trägst doch gar keinen Nagellack.«
    »Genau deshalb«, sagte Bulle. »Sollte ich etwas abbekommen, kann ich ihn damit – schwupps – wieder entfernen.«
    »Wie wäre es denn mit einer Zahnbürste und vielleicht noch einer zweiten sauberen Unterhose?«
    »Eine Zahnbürste habe ich in der Hosentasche, Zahncreme leihe ich mir von dir und ein Profireisender geht nicht so verschwenderisch mit Unterwäsche um. Außerdem bin ich Optimist.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wir haben den Fall bestimmt gelöst, bevor ich die Unterwäsche überhaupt wechseln muss.«
    »Positive Einstellung ist ein wichtiger Reisebegleiter«, sagte der Professor. »Was meint ihr, was soll ich neben dem Üblichen mitnehmen? Erinnert ihr euch an die Sprachnasenklammern, mit denen wir französisch reden konnten? Jetzt habe ich noch etwas viel Besseres erfunden. Eine multilinguistische Pille, durch die wir 14 Tage lang Englisch sprechen und verstehen können. Mit Himbeergeschmack.«
    »Bulle braucht eine Pille«, sagte Lise.
    »Ich kann Englisch!«, antwortete Bulle beleidigt: »Ai kän inglisch! Haste das gehört, Lise!«
    Lise seufzte: »And how would you translate what I’m saying now?«
    Bulle starrte sie ein paar Sekunden lang steif an, ehe er sich irritiert mit dem Finger über die Sommersprossennase fuhr.
    »Okay, vielleicht doch eine ganz kleine Pille für mich? Was haben Sie sonst noch Nützliches?«

    »Die Holzhackerschuhe. Ich habe mir erlaubt, auch ein Paar in deiner Größe zu machen, Bulle!«
    »Yippie!«, schrie Bulle und schnappte sich die kleinen Schuhe.
    »Die waren als Willkommensgeschenk für dich gedacht, zusammen mit dem hier«, sagte Doktor Proktor und hielt ihm einen kleinen Handschuh hin.
    »Was ist das?«, fragte Bulle.
    »Wonach sieht’s denn aus? Ist doch klar, das ist ein Zielhandschuh für Rechtshänder.«
    »Oh, ja, na klar«, erwiderte Bulle und zog ihn sich an.
    »Was… was ist ein Zielhandschuh?«, fragte Lise.
    »Das weißt du nicht?«, fragte Bulle und boxte mit dem Handschuh vor sich in die Luft.
    »Nee, was ist das?«
    »Das ist… nun das ist ein richtig schöner Handschuh, der deine rechte Hand warm hält, vorausgesetzt, du frierst nicht an der linken. Außerdem kannst du mit dem in der Luft boxen, ohne dass deine Finger kalte Zugluft abkriegen, von der du Gicht bekommst und Messer und Gabel mit den Füßen halten musst, wenn du erst im Altenheim bist.«
    »Na ja«, sagte Doktor Proktor und lächelte verlegen. »In erster Linie ist das ein Handschuh, mit dem du diese drei Pfeile werfen kannst.« Er hielt drei kleine Dartpfeile hoch; einen gelben, einen orangen und einen schwarzen. »Die treffen in einem Radius von zehn Metern auf den Millimeter genau.«
    »Ja, das natürlich auch«, sagte Bulle und fuhr mit dem Luftboxen fort, damit niemand daran zweifelte, dass der Handschuh auch dafür wie geschaffen war. »Was haben Sie sonst noch?«
    »Hm«, sagte Doktor Proktor und sah sich um. »Abgesehen von einer App, mit der du

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