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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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»Überlasst mir das Reden, okay?«
    Lise und Frau Strobe nickten.
    Proktor räusperte sich: »Hast du gehört, Bulle?«
    Bulle seufzte schwer. »Ja, doch, ja.«
    Doktor Proktor bremste, bis sie still standen. Die Zöllner kamen zu ihnen.
    »Wohin wollen Sie denn?«, fragte der Mann mit dem Unterbiss.
    «Nach Süd-Trøndelag«, antwortete Doktor Proktor.
    »Sehen Sjie denn nicht, dass die Grenze gjeschlossen ist?«, fragte die Wache mit dem Dorschgesicht und zeigte auf die geschlossene Schranke.
    »Jetzt sehen wir es auch«, sagte der Professor. »Was ist denn los? Wo liegt das Problem?«
    »Es gibt kjein Problem«, sagte der Unterbiss. »Außer Sjie wollen sich aus Norwegen raus nach Sjüd-Trøndelag schleichen.«
    »Und dann haben Sjie ein Problem, nicht wir«, sagte das Dorschgesicht.
    »Gut gjesprochen, du Trønderteufel«, sagte der Unterbiss.
    »Danke, Trønderschnute«, sagte das Dorschgesicht, stellte sich noch breiter hin und hakte die Daumen hinter seinem Gürtel ein.
    »Wie meinen Sie das?«, fragte Doktor Proktor und schob die Schwimmbrille hoch.
    »Haben Sjie das nicht mitbekommen?«, fragte das Dorschgesicht. »Präsident Tenoresen hat strengstens verboten, Norwegjen zu verlassen. Wer es trotzdem versucht, wird des Landesverrates angjeklagt, und darauf steht die Todesstrafe. Kopf ab und so.«
    »Mindestens«, sagte der Unterbiss. »Und solltet ihr einen Schljepper finden, der euch nach Süd-Trøndelag schmuggjelt, droht auch ihm die Todesstrafe.«
    »Wenn nicht mehr«, sagte das Dorschgesicht.
    »Und wo finden wir einen solchen Schlepper?«, fragte Doktor Proktor.
    »Dritter Waldweg rechts, da oben bei der großen Fichte. Rotes Haus mit grünem Briefkjasten. Sagen Sjie ihm ’nen schjönen Gruß und dass auch er ’nen Kopf kürzer gjemacht werden wird.«
    »Werden wir tun«, sagte Proktor, machte mit dem Motorrad kehrt und gab Gas, sodass der Schnee hinter ihnen aufstob.
    »Das war ja mal ’n Beiwagen«, sagte der Unterbiss und wischte sich den Schnee von seiner Unterlippe.
    »Da drin war ja Platz für ein gjanzes Orchjester«, sagte das Dorschgesicht und wischte sich den Schnee von seinem Dorschgesicht.
    »Sjieht aus, als würden sie oben in den dritten Waldweg rechts einbjiegen«, sagte der Unterbiss.
    »Es ist verdjammt kjalt heute«, sagte das Dorschgesicht und schlang die Arme um sich. »Was sagst du zu einem Kaffee, Lars?«
    »Ich heiße nicht Lars. Wie wär’s mit einem Kaffee, Doktor?«
    »Ich bin kein Doktor. Wie wär’s mit einem Kaffee mit Schuss? Schuss?«
    »Das klingt gjut, du Trønderteufel!«
    Der Schlepper hieß Kaasa und war alt und faltig, sein Gesicht sah aus wie ein Stapel Pfannkuchen. Seine Knochen knackten laut und deutlich, als er durch den Schnee stapfte und sie durch den Wald lotste. Nachdem sich Proktor und Kaasa über den Preis einig geworden waren, hatten sie das Motorrad in der Scheune untergestellt und waren losmarschiert.
    »Das ist wirklich nett von Ihnen, dass Sie uns über die Grenze nach Süd-Trøndelag lotsen, Herr Kaasa«, sagte Doktor Proktor.
    »Halten Sie den Mund«, flüsterte Kaasa, hustete, spuckte in den Schnee und sah zu der Hochspannungsleitung auf, die weit über den Baumwipfeln verlief. »Wir müssen leise sein, das ist kein ungefährliches Geschäft. Wenn die uns sehen, schießen die.«
    »Großer Gott«, flüsterte Frau Strobe. »W-w-w-wer denn?«
    »Die Südtrønder. Oder die norwegischen Trønder, das kommt darauf an. Psst!«
    Sie blieben abrupt stehen und hielten die Luft an, während Kaasa eine Hand hinters Ohr legte.
    Das Geräusch kam tief aus dem Waldesinneren: Ko-ko. Ko-ko .
    »Ein Kuckuck«, flüsterte Lise.
    »Hört sich irgendwie süd-trøndisch an, nicht wahr?«, sagte Kaasa.
    Sie hörten noch einmal genau hin. Ko-ko. Ko-ko .
    »Für mich hört sich das wie ein ganz normaler Kuckuck an«, flüsterte Lise.
    »Für ein untrainiertes Ohr vielleicht«, sagte Kaasa. »Aber wir mit unseren besonderen angeborenen Fähigkeiten hören, dass es etwas anderes ist. Kommt, wir sind auf dem richtigen Weg.« Er richtete sich auf und ging weiter, wobei seine Beine, seine Gelenke, ja sein ganzer Körper knarrte und wimmerte.
    »Was für angeborene Fähigkeiten sind das?«, fragte Bulle.
    »Tja«, sagte Kaasa. »Ein bisschen von allem. Hellsichtigkeit, wir sehen, was geschehen wird. Hände, die alle möglichen Krankheiten heilen können. Gicht, die alle nur erdenklichen Wetterlagen erspürt, von heiter bis wolkig bis zu Lawinengefahr. Eigentlich nichts,

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