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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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den Kopf.
    »Menssen«, sagte er. »Ihr sseid wirklich nicht normal.«
    Dann ging er zum Fenster, packte die Flasche und schüttelte sie, sodass Perrys lebloser Körper hin und her geschleudert wurde.
    »Diesses Kerlchen hier ist jedenfalls erledigt«, sagte Jodolf und warf die Flasche aus dem Fenster. Bulle hielt die Luft an. Sie hörten die Flasche unten auf den Steinen des Schlosshofes zersplittern. Jodolf hielt sein Paviangesicht dicht vor Bulles Augen. »Was ist los, du Sswerg? Du lachst ja gar nicht mehr?«
    Bulle schuckte.
    Jodolf lachte, fischte das Schlüsselbund von Gregors Zungenspitze, marschierte durch die Tür und warf sie hinter sich ins Schloss.

27. Kapitel
    Königlicher König
    In Oslo ging es auf Mitternacht zu. Trotzdem machte die Stadt noch keine Anstalten, sich zur Ruhe zu begeben. Als der König durch den Kirkeveien schlenderte, sah er Leute mit riesigen Kartons voller Lebensmittel nach Hause eilen, während auf den Straßen Soldaten in tarnfarbenen Lastwagen vorbeifuhren. Sie sahen sehr kriegerisch aus, wie sie da auf der Ladefläche saßen und vor sich hin starrten. Kriegerisch und irgendwie hypnotisiert. Und das Merkwürdige war, dass überhaupt niemand ihn wiederzuerkennen schien. Er hatte eben ein kleines Glas Bier im Gasthaus Valkyrien getrunken, um den Kummer über seine geliebte, aber ach so verlorene Rosemariee zu ertränken, und der Kellner hatte doch tatsächlich Geld von ihm verlangt, obwohl er dem Mann mehrmals erklärt hatte, dass er der König war, Herrgott! Und nicht nur das, sondern obendrein auch noch ein König mit Liebeskummer . Und dann hatte dieser Kellner ihn auch noch rausgeschmissen, bloß weil er nur schwedische Kronen bei sich hatte! Sein eigenes Volk erkannte ihn nicht wieder. Und er sein Volk nicht. Das war traurig. Und im Grunde ziemlich furchtbar. Zu allem Überfluss musste er sich jetzt auch noch um einen Schlafplatz kümmern. Er hatte jemanden angerufen, den er für einen Freund hielt, und gefragt, ob er bei ihm übernachten könnte, aber der vermeintliche Freund hatte einfach aufgelegt, als ihm aufging, wer er war. Vielleicht sollte er es bei der Heilsarmee versuchen, die kümmerten sich doch um Obdachlose, oder?
    Er kam an einer Ansammlung weißer Hochhausblocks vorbei, die auf einem Feld standen. Die Gebäude kannte er gut, dort war der Norwegische Rundfunk untergebracht. Fernsehen und Radio. Von dort waren sie gekommen, um seine Neujahrsansprache im Schloss aufzunehmen. Und als hätten seine Beine einen eigenen Willen, trugen sie ihn auf die weißen Gebäude zu, durch die Schwingtür der Fernsehanstalt bis zur Rezeption.
    »Ich würde gerne mit Kalle Papps sprechen«, sagte der König zu der weiblichen Sicherheitsbeamtin hinter dem Tresen. Sie musterte ihn sicherheitsbeamtinnenstreng.
    »Ich glaube nicht, dass Sjie ihn kjennen. Kalle Papps ist ein großer Fernsehstjar.«
    »Und ich bin der König«, sagte der König.
    Die Sicherheitsbeamtin schaute über den Rand ihrer Brille hinweg und lächelte mitleidig: »Ach, sind Sie das, mein Kleiner? Haben Sie den Mantel aus dem Kostümverleih?«
    Der König sah sie an. Nicht mit dem durchbohrenden Strobe-Blick, sondern mit einem sanften, verschlafenen Blick mit schweren Augenlidern. Und dann begann er zu reden. Mit monotoner Stimme kamen die Worte langsam wie zähflüssiger Sirup bei minus zwanzig Grad:
    »Liebe Landsleute. Das alte Jahr ist vergangen und hat uns mancherlei beschert, Erfolge und viele Dinge, über die wir uns freuen können. Wie zum Beispiel, dass das Durchschnittsgewicht ständig nach oben geht und dass Norwegen eins der glücklichsten Länder der Welt ist. Wir haben Gold im kombinierten Telemarkskischießen mit Übernachtung gewonnen und Honningsvåg ist erneut zu einem der nördlichsten Orte der Welt gewählt worden.«
    Die Sicherheitsbeamtin gähnte. Und der König fuhr fort:
    »Aber das Jahr hatte auch neue Herausforderungen und Aufgaben gebracht, die wir im neuen Jahr als ein einig Volk lösen wollen …«
    Der Kopf der Sicherheitsbeamtin kippte nach vorn, worauf der König sich bückte, um ihren Blick festzuhalten.
    »Und in diesem Moment geht es darum, Norwegen und den Rest der Welt vor einer Katastrophe zu bewahren. Können Sie das wiederholen?«
    »Katastrophe«, wiederholte die Sicherheitsbeamtin mit Schlafwandlerstimme.
    »Und darum«, sagte der König, »werden Sie jetzt Kalle Papps anrufen und ihn bitten, hierher zu kommen.«
    »Kalle Papps anrufen«, wiederholte die

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