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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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der Zunge! Was schon bei seiner eigenen, kleinen Zunge schrecklich war, aber bei dieser Zunge …
    »Machen Sie einen Ruck zu sich!«, sagte Bulle.
    »Au!«, sagte Gregor mit tränenerstickter Stimme.
    »Jetzt!«, sagte Bulle streng und schloss die Augen. Gregor ruckte mit dem Kopf und Bulle hörte das Reißen von Haut.
    »Au! Au! Au!«
    Trippel-Au!, dachte Bulle und schlug die Augen wieder auf. Die Froschzunge lag wie ein Stück blau gefrorenes Walfleisch auf dem kalten, dreckigen Boden.
    »Tapfer gekämpft, Gregor! Weiter!«
    Das blaue Stück Fleisch wand sich ein Stück wie eine Schlange weiter, wurde dann aber wieder schlaff.

    Gregorius seufzte. »Ich ing o üde, Ulle.«
    »Denken Sie daran, dass wir die Welt retten müssen, Gregor!«
    »Aer ich hache gi Helt!«
    »Dann denken Sie daran, dass Sie Frau Strobe retten müssen.«
    Es war einen Moment lang still. Dann kam wieder Bewegung in die Zunge.
    »Ich üre ein Gein.«
    »Höher«, sagte Bulle.
    »Knieke-e«, sagte Gregor.
    »Höher.«
    »Chenke.«
    »Höher.«
    »Und gach ich … ich … Wach ich dach? Wach Glaggech ung Harkech …«
    »Bäh …«, sagte Bulle leise, der sich genau vorstellen konnte, wo Gregors Zunge gerade war, und der ganz, ganz genau wusste, wie gut es war, dass Gregor das nicht wusste. Offensichtlich war es aber bereits zu spät.
    »Äääähhhhh!«, Gregor kniff die Augen zusammen und würgte und würgte.
    Draußen auf dem Flur war ein zufriedenes Grunzen zu hören, das sich in das gleichmäßige Schnarchen mischte. Und Bulle konnte sich nicht mehr halten. Er musste lachen. Und da hing er, der zum Tode Verurteilte, in Ketten an der Wand und schüttelte sich vor Lachen.
    »Nicht aufgeben, Gregor«, flüsterte Bulle lachend. »Finden Sie den Schlüssel?«
    »A!«, sagte Gregor. »Ich ha-e as Üsselung. E iegt auf jeineng Oß.«
    »Super! Her damit!« Bulle blickte auf die Zunge, die sich zurückzog und dabei wie eine Schlange einrollte, bis nur noch die Spitze zwischen Gregors Lippen hervorragte. Und an der Zungenspitze hing tatsächlich ein schweres Schlüsselbund. Es waren so viele Schlüssel, dass man vermutlich jede Tür des ganzen Schlosses damit öffnen konnte, dachte Bulle. Die Vorhängeschlösser an den Bolzen, mit denen sie an die Wand gefesselt waren, die Zellentür, die Tür zum Gefängnisturm und die Hintertür des Schlosshofes, sodass sie unbemerkt entkommen konnten. Im Prinzip. Ein Problem gab es aber noch.
    »Wie kliegen wil die Volhängeschlössl auf, wenn wil unsele Hände nicht bewegen können?«
    Die Hände, sie konnten ihre Hände ja gar nicht benutzen, so weit hatte Bulle nicht gedacht.
    Sehnsüchtig starrte er zu Perry hinüber, der immer schlapper in dem Glas hing, in dem er eingesperrt worden war. Auch er konnte ihnen nicht helfen.
    Die Freiheit war so nah und doch so fern.
    »Die Freiheit liegt so nah«, sagte eine Stimme dicht an seinem Ohr, »und ist doch so weit weg.«
    Obwohl Bulle schon kalt war, wurde ihm bei dieser Stimme noch viel frostiger. Jodolf war, ohne dass sie ihn gesehen oder gehört hatten, in den Raum gekommen. Jetzt veränderten sich Teile der Mauer vor ihnen und das große, pavianartige Mondchamäleon materialisierte sich. »Jetzt werdet ihr mir verraten, wer eure Mitstreiter ssind«, sagte Jodolf, »und wo ssie wohnen.« Trotz seiner verzweifelten Lage spürte Bulle einen Anflug von Freude. Denn Jodolfs Frage konnte nur bedeuten, dass Lise, Doktor Proktor und Frau Strobe die Flucht gelungen war!
    »Hören Sie mal gut zu, Sie großspuriger, unrasierter Pavian«, sagte Bulle. »Sie können tun, was Sie wollen, aus mir kriegen Sie kein Wort heraus. Außerdem wollen Sie ja ohnehin Waffeln aus uns machen. Es kann also kaum noch schlimmer kommen, oder?«
    »Wie wäre es mit ein bissen Folter?«, fragte Jodolf.
    »Dann foltern Sie mal los«, sagte Bulle mit breitem Lächeln. »Rothaarige lieben den Schmerz, wussten Sie das nicht?«
    »Hmpf«, sagte Jodolf und drehte sich zu Gregor um. »Und wie ist es mit dir, Kröte? Magst du Folter? Oder ssollen wir einfach die Musik ein bissen lauter stellen? Nun, was meinsst du?«
    Bulle sah Gregor gespannt an.
    »Das eidzige, was ich wilklich nich mehl will«, sagte Gregor, noch immer mit dem Schlüsselbund an der Zungenspitze, »ist noch mehl Pavianhämolliden. Die schmecken nach Kamelscheiße. Andonsten ist Foltel in Oldnung.«

    Bulle konnte sich zum zweiten Mal nicht mehr halten. Er musste wieder lachen.
    Jodolf sah ihn ungläubig an und schüttelte langsam

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