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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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seine Angst, sodass er auf den Boden sprang und sich seinen Professorenkittel anzog, »wir denken: Aus einer Zelle, in die man hineinkann, muss man auch herauskommen können.«
    »Genau«, sagte Bulle und streckte einen Finger aus, an dem die kleine Ratte neugierig schnupperte. »Also schlage ich vor, wir beobachten unseren kleinen Rattenfreund hier ganz genau, wenn er sich auf den Heimweg begibt.«

16 . Kapite l
Die große Flucht
    ls Lise am nächsten Morgen an dem gelben Haus klingelte, machte Eva auf. Sie sah Lise aus schmalen, ziemlich bösen Augen an, die fast genauso zänkisch leuchteten wie die beiden Pickel, die ihr gesprossen waren, und sagte mit gespielt piepsiger Stimme: »Bulle ist nicht zu Hause, Piesel-Lise.«
    »Ich weiß«, sagte Lise. »Er sitzt im Gefängnis.«
    Eva machte große Augen: »Im Gefängnis?«
    »Ja. Im Totenmannsloch.«
    »Mama!«, rief Eva über die Schulter nach hinten. »Bulle sitzt im Gefängnis!«
    Sie hörten jemanden herumräumen, etwas fiel um, dann fiel der jemand selbst auch hin und stieß einen Fluch aus.
    »Habt ihr euch nicht gewundert, warum er schon einen geschlagenen Tag nicht mehr zu sehen war?«
    Eva zuckte mit den Schultern. »So was Winziges übersieht man sowieso leicht, da wundere ich mich nicht, wenn ich ihn mal ein paar Tage nicht sehe. Ist mir nur lieb so.«
    »Wie auch immer«, sagte Lise. »Wer im Totenmannsloch sitzt, darf nur von den nächsten Angehörigen besucht werden, also habe ich gedacht, ob ihr ihm vielleicht diesen Brief bringen könntet?« Sie hielt Eva einen Umschlag hin.
    »Mal sehen«, sagte Eva und schnappte sich den Brief. »Falls wir Zeit haben.«
    Bulle und Doktor Proktor lagen beide schnarchend und schlafend auf dem Zellenboden, als ein königlicher Gardist und Gefängniswärter Bulle wach rüttelte. Er trug eine schwarze Uniform und einen Hut mit einem großen, komischen Puschel drauf.
    »Oh weh, wir haben es verschlafen«, sagte Bulle und rieb sich die Augen.
    »Besuch für Gefangenen Nummer 000002«, sagte die Wache barsch.
    »Bin ich das?«, fragte Bulle schlaftrunken. »Oder er da?«
    »Du bist das«, sagte die Wache. »Der da ist Gefangener Nummer 000001.«
    Bulle sah sich um. »Wo? Wo?«
    »Na er da«, sagte die Wache ungeduldig und deutete auf den Professor, der immer noch leise schnarchte.
    »Nicht er!«, rief Bulle. »Die Ratte! Ist eine Ratte rausgeschlüpft, als Sie die Tür aufgemacht haben?«
    »Nicht, dass ich wüsste«, sagte die Wache. »Willst du jetzt diesen Besuch oder nicht?«
    Bulle folgte der Wache durch all die dicken, jetzt offenen Türen, durch den Korridor, wo die Laserstrahlen nun abgeschaltet waren, über die Brücke, die Treppe hinauf, durch eine offene Gittertür und ins Besuchszimmer. Und da saß wahrhaftig Eva auf einem Stuhl und kaute Kaugummi.
    »Hallo!«, sagte Bulle überrascht und lächelte seiner Schwester zu. »Nett, dass du mich besuchen kommst.«
    »Irrtum, ich wollte gar nicht kommen«, sagte Eva. »Mama schickt mich. Sie fühlt sich nicht ganz in Form für einen Besuch im Gefängnis. Ich hab einen Brief für dich mit. Von dem blöden Nachbarsmädchen da.«
    »Von Lise?«, strahlte Bulle und nahm den Umschlag entgegen. Er sah sofort, dass jemand ihn geöffnet hatte. »Und was schreibt sie so?«, fragte er säuerlich.
    »Woher soll ich’n das wissen?« Eva schaute unschuldig drein.
    Bulle las den Brief und steckte ihn sich in die Hosentasche.
    »Was ist die NASA?«, fragte Eva.
    »Sonst noch was Neues?«, fragte Bulle.
    Eva schniefte und stand auf. »Ich muss in die Schule. Viel Spaß im Gefängnis.«
    Als Bulle wieder hinter Schloss und Schloss und Schloss und Riegel beim Professor saß, gab er ihm den Brief.
    Doktor Proktor las laut vor:
    Schlechte Neuigkeiten. Die Thrane-Brüder und ihr Vater wollen heute in den Keller des Professors einbrechen, das Pupsonautenpulver stehlen, es sich patentieren lassen und die Erfindung an die NASA verkaufen. Man muss etwas unternehmen! Lise.
    »Das ist ja fürchterlich!«, brach es aus dem Professor heraus. »Sie wollen meine Erfindung stehlen und mich betrügen!«
    »Lise hat recht«, sagte Bulle. »Man muss etwas unternehmen. Wir müssen hier raus.«
    »Aber wie nur?«, fragte der Professor. »Die Ratte ist weg.«
    »Ich weiß nicht«, sagte Bulle. »Geben Sie mir erst mal den Brief. Wir spülen ihn durchs Klo runter, dann kann niemand herausfinden, dass Lise mit uns zusammenarbeitet. Sonst wird sie auch noch ins Gefängnis gesteckt.« Bulle knüllte den

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