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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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bücken! Schnell, es sind nur noch ein paar Sekunden.«
    »Ist es auch nicht gefährlich?«, fragte einer der Gardisten nervös und machte brav den Mund auf.
    »Doch, schon«, sagte Bulle und flößte ihm eine gestrichene Kelle voll Pulver ein. »Aber das Pulver schmeckt lecker nach Karamellpudding. Neun... acht...«
    »Danke, Assistent«, sagte der Professor und rückte seine Motorradbrille zurecht. »Liebe Gardisten, wenn Sie dann bitte Aufstellung beziehen würden...«
    An Kommandos mit »Liebe Gardisten« und »Bitte« waren die Männer nicht gewöhnt. Sie sahen einander verunsichert an.
    »Es kitzelt im Bauch«, sagte einer.
    »Ohren aufgesperrt!«, brüllte der kleine rothaarige Junge. »Die Hintern in dieselbe Richtung wie die Kanonen, aber zackig! Oberkörper geeeee-bückt!«
    Die Gardisten befolgten den Befehl augenblicklich. Das war eine Sprache, die sie verstanden.
    Und in diesem Augenblick begann die Rathausglocke ihre zwölf Mittagsschläge.
    Es war ein so komischer Anblick, dass Lise laut lachen musste. Sieben vornübergebeugte Gardisten, deren Hin terteile über die Festungsmauer zum Oslofjord hinausschauten.

    Das Ganze untermalt vom Schlagen der Rathausglocke.
    Doch nach dem dritten Schlag hörten sowohl Lise als auch die übrige Bevölkerung von Oslo und Umgebung nichts mehr von der Glocke. Denn sowohl die Glocke als auch Lises Lachen wurden von einem Knall übertönt, so laut, dass sich Raureif auf die Trommelfelle der Leute legte und ihre Augen ein gutes Stück in den Kopf hineingedrückt wurden. Der nächste Knall schickte eine Luftwelle über die Innenstadt, von einer Gewalt, dass sämtliche Fahnen waagerecht von den Fahnenmasten abstanden. Vom dritten Knall zerbarsten zahlreiche Fenster, sogar noch drüben auf der anderen Seite des Oslofjordes, und an vielen Apfelbäumen sprangen vor lauter Schreck und Überraschung die Blüten auf. Der vierte Knall sorgte dafür, dass ein Mädchen drüben in Sarpsborg – Lise kannte es gut – in den wolkenfreien Himmel blickte und sich wunderte, woher denn bloß der Donner kam. Der fünfte war bei Weitem nicht so laut, er klang mehr oder weniger wie ein Pups, sodass die Menschen auf den Straßen der Stadt einander überrascht ansahen. Der sechste aber brachte die große Autofähre nach Dänemark, die mitten im Fjord lag, fast zum Kentern und ein Schwarm Schwalben, der gerade heimwärts nach Norwegen zog, überlegte es sich lieber noch mal anders und flog zurück nach Afrika. Der gewaltige Krach tönte bis nach Berlin auf den Kurfürstendamm, wo der große Springbrunnen vor ihm zurückwich, sodass alle Touristen klitschnass wurden und die Kinder sich fast totlachten.
    Als der siebte und letzte Knall ertönte, nickte der König oben im Schloss zufrieden zu dieser gewaltigen Pupserei und fand, einen so prachtvollen Königssalut habe er noch nie zu hören bekommen. Noch bevor das letzte Echo verhallt war, hatte der königliche Adjutant bereits das Telefon in der Hand und rief auf der Festung Akershus an, um dem Kommandanten mitzuteilen, der König geruhe, ihm und den Kanonieren den königlichen Verdienstorden zu verleihen, sie zu Ehrenkanonieren zu befördern und ihnen ein langes, glückliches Leben zu schenken.

    »Kann er uns wirklich ein langes Leben schenken?«, fragte der Kommandant skeptisch.
    »Ich bitte Sie, er ist schließlich der König«, sagte der Adjutant und legte beleidigt auf.
    Der Kommandant trat wieder aufs Festungsgelände hinaus, wo sieben Gardisten mit geborstenen Hosenböden, zwei Lachtränen weinende Polizisten, ein Professor und zwei Kinder immer noch einen wilden Freudentanz aufführten.

22 . Kapite l
Das letzte Kapitel
    s war ein laaaanger 17. Mai gewesen und es war sogar noch ein bisschen von ihm übrig.
    Die Nachmittagssonne schien träge auf den Birnbaum in Doktor Proktors Garten und darunter saßen Lise und Bulle auf ihren Stühlen und hielten sich die Bäuche. Gemeinsam mit dem Professor hatten sie eineinhalb Meter Karamellpudding vernichtet und jetzt waren sie so satt, dass der Professor ins Haus gegangen war, um sich ein wenig auszuruhen.
    »Du warst super heute«, sagte Lise.
    »Ja, schon nicht schlecht«, sagte Bulle. »Aber das habe ich alles dir zu verdanken.«
    »Findest du?« Lise lächelte erfreut und hielt mit geschlossenen Augen das Gesicht in die Sonnenstrahlen, die durchs Blattwerk fielen.
    »Ja«, sagte Bulle. »Du bist das pfiffigste Mädchen, das ich kenne. Und noch viel wichtiger, du bist meine beste...«
    Er

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