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Doktor Proktors Pupspulver

Doktor Proktors Pupspulver

Titel: Doktor Proktors Pupspulver Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Erfindung, mit der sich Menschen ganz ohne Rakete in den Weltraum schießen lassen.«
    »Und wer ist das, Vater?«, fragte Trym.
    »Die amerikanische Raumfahrtorganisation NASA, du Dummkopf«, sagte Herr Thrane. »Sobald wir das Pulver haben, gehe ich direkt aufs Patentamt und lasse mir dieses Pupsonautenpulver patentieren. Dann ist es für diesen Wirrkopf von Professor zu spät, dann verkaufe ich das Pulver selbst. Und werde Millionär, Jungs!«
    »Bist du das noch nicht, Vater?«
    »Schon. Aber mit noch ein paar Millionen mehr kann ich mir noch einen Hummer kaufen. Und einen Swimmingpool für die Villa. Was sagt ihr dazu?«
    »Au ja, Vater!«, riefen Truls und Trym im Chor.
    »Also gut«, sagte Herr Thrane. »Jetzt wissen wir, wie es hier aussieht. Wir nehmen eine Brechstange und Sturm hauben mit und morgen Abend schlagen wir zu. Hehehe.«
    Lise saß ganz starr da und lauschte, wie Herrn Thranes Lachen und die Schritte der drei sich entfernten.
    Dann sprang sie auf und lief hinein.
    »Papa, Papa!«, rief sie.
    »Was gibt es denn, Lise?«, brummte der Kommandant, der auf dem Sofa lag und Zeitung las.
    Rasend schnell erzählte sie ihm, wie sie geweckt wurde und die Pläne von Herrn Thrane und seinen Zwillingen mitbekommen hatte. Noch während sie sprach, überzog ein breites Lächeln das Gesicht des Kommandanten.
    »Was ist denn?«, rief sie, als sie fertig war. »Glaubst du mir etwa nicht?«
    »Du lügst nie, liebe Lise«, kicherte der Kommandant. »Aber merkst du gar nicht, dass du nur geträumt hast und noch gar nicht wach warst? Familie Thrane bricht bei einem Professor ein und stiehlt seine Erfindung?« Der Kommandant lachte, dass es ihn nur so schüttelte. »Also, das wäre ja das Neueste!«
    Langsam ging es Lise auf: Wer sollte ihr glauben, wenn nicht ihr eigener Vater? Wer sollte ihr da helfen? Die Antwort lag klar auf der Hand: niemand. Sie war völlig auf sich allein gestellt.
    Eben war die Sonne untergegangen. Jetzt in vierund- zwanzig Stunden würden die drei Schurken Doktor Proktors Pupspulver stehlen. Und sie war die Einzige, die davon wusste.

15 . Kapite l
Im Totenmannsloch
    itten in der Nacht wurde Bulle von einem Geräusch geweckt. Er stützte sich auf die Ellbogen. In der Dunkelheit konnte er Doktor Proktor leise auf der anderen Pritsche schnarchen hören. Aber Bulle wusste, dass nicht dieses Geräusch ihn geweckt hatte.
    Er überlegte kurz, ob das vielleicht das Knurren seines Magens war, denn sie hatten außer den mageren Fischfrikadellen nichts zu essen bekommen. Aber das war es wohl nicht. Er hatte nämlich das ganz bestimmte Gefühl, dass er und Doktor Proktor nicht mehr allein in der Zelle waren...
    Er starrte in die Finsternis.
    Alles, was er sah, war Finsternis.
    Nein – dort in dem schmalen Lichtschein, der durchs Schlüsselloch fiel, sah er auf einmal etwas. Ein kurzes Aufblitzen wie von weißen, ziemlich scharfen Zähnen.
    »Wer ist das?«, rief Bulle, schlug die Wolldecke zurück, sprang von der Pritsche, lief zur Tür und machte das Licht an.
    Doktor Proktor schnarchte nicht mehr, sondern als Bulle sich umdrehte, stand der Professor auf der Pritsche, nichts am Leib als seine Unterhose, im Gesicht ebenso weiß wie am restlichen Leib, und deutete auf das Tier, das er erblickt hatte.
    »Das...das...das ist eine . . .«, stammelte der Professor.
    »Ich sehe, was das ist«, sagte Bulle.
    »I. . . ich habe furchtbar Angst v-v-vor...vor...«, stammelte der Professor.
    »Vor diesem kleinen Tierchen?«, fragte Bulle.
    Der Professor nickte und drückte sich zitternd an die Wand: »Sieh nur die. . . diese... Zähne. Das Untier!«
    »Untier?«, sagte Bulle und hockte sich vor den nächtlichen Besucher. »Das ist ein Rattus norvegicus, Professor. Eine freundliche kleine norwegische Wanderratte. Sie lächelt sogar. Sie wird zwar in einer Fußnote in W. M. Poschis bekanntem Werk ›TIERE, DENEN DU NIE BEGEGNEN MÖCHTEST‹ erwähnt, aber nur, weil sie den Schwarzen Tod und andere harmlose Krankheiten verbreitet.«
    Die kleine Ratte blinzelte Bulle aus braunen Rattenaugen an.

    »Ich kann nichts dagegen tun«, sagte Doktor Proktor. »Ratten machen mich ganz zi. . . zi. . . zitterig. Wo ist sie hergekommen? Wie ist sie hier reingekommen?«
    »Gute Frage«, sagte Bulle und kratzte sich am Kopf. Er sah sich um. »Hm, Professor, denken Sie dasselbe wie ich?«
    Doktor Proktor starrte Bulle an. »Ich...ich...ich glaube schon.«
    »Und was denken wir beide?«
    »Wir denken«, sagte der Professor und vergaß

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